Helsinki-EM mehr als Vorgeplänkel zu Olympia

Helsinki-EM mehr als Vorgeplänkel zu Olympia
Neun Athletinnen und Athleten vertreten Österreich von Mittwoch bis Sonntag bei der Leichtathletik-EM in Helsinki.

42 Medaillenentscheidungen stehen am Programm, die fünf Straßenbewerbe kommen einen Monat vor Olympia in London nicht zur Austragung. Die Olympia-Teilnehmer Andreas Vojta (1.500 m), Gerhard Mayer (Diskuswurf) und Beate Schrott (100 m Hürden) sollen für Final-Qualifikationen sorgen.

Hannes Gruber, der Sportdirektor des Österreichischen Verbandes, bezeichnete das ÖLV-Team als "einen guten Mix". Teamälteste ist Hochspringerin Monika Gollner, die 14 Jahre nach der EM in Budapest wieder eine große internationale Meisterschaft bestreitet. Zehnkämpfer Dominik Distelberger ist mit seinen 22 Jahren das Team-Baby, er gilt aber als einer der rot-weiß-roten Hoffnungsträger für die Zukunft. Komplettiert wird das Team durch Victoria Schreibeis (100 m Hürden), Raphael Pallitsch, Andreas Rapatz (beide 800 m) und Brenton Rowe (1.500 m/5.000 m).

"Summa summarum wollen wir besser abschneiden als vor zwei Jahren. Damals hatten wir aufgrund eines sehr guten Jahres unglaublich viele Vorschusslorbeeren", sagte Gruber zur APA - Austria Presse Agentur. Heraus kamen als beste Platzierungen die Ränge neun durch Sprinter Ryan Moseley, der am Samstag für Helsinki wegen einer Zerrung an der Oberschenkelrückseite absagen musste, und elf durch Vojta. "Auch wenn einige Topathleten nicht dabei sind, so wollen wir mehr erreichen als in Barcelona."

Neben Moseley verzichten trotz Limiterbringung Siebenkämpferin Ivona Dadic, die sich auf die U20-WM in Barcelona als ihren Saisonhöhepunkt und Olympia in London zum Erfahrungssammeln konzentriert, sowie Ryan Haebe (3.000 m Hindernis). Speerwerferin Elisabeth Eberl hat die Olympianorm aus dem Vorjahr stehen und konzentriert sich auf ihr Antreten im Zeichen der Fünf Ringe, ebenso wie die Marathonläufer Günther Weidlinger und Andrea Mayr. Beim Klassiker über 42,195 Kilometer werden weiterhin nur alle vier Jahre Medaillen vergeben.

Erstmals gehen vor Olympischen Spielen Europameisterschaften in Szene, trotzdem kann sich Quantität und Qualität der Beteiligung sehen lassen. 1.342 Nennungen aus allen 50 Mitgliedsländern des Europaverbandes (EAA) liegen vor, darunter auch von Topstars wie Sprinter Christophe Lemaitre und dessen französischer Landsmann Renaud Lavillenie im Stabhochsprung, Diskuswerfer Robert Harting (GER), Läufer Mo Farah (GBR) und Speerwerfer Andreas Thorkildsen (NOR).

Den Athleten passt die Einzel-EM ohnehin in die Planung, findet im Juni ansonsten doch die Team-EM statt. Zudem bietet sich gegen hochkarätige Konkurrenz noch eine Möglichkeit für die Olympia-Qualifikation und jenen Aktiven, denen das Topereignis verwehrt bleiben wird, eine Chance, international zu glänzen.

Durch den Rhythmuswechsel erhofft und erwartet sich EAA-Präsident Hansjörg Wirz einen Aufschwung für die europäische Leichtathletik. "Wir brauchen sie jedes zweite Jahr. In Zahlen ausgedrückt: wir haben bei Europameisterschaften 1.350 Athleten im Einsatz. Wenn wir Europäer zu Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen gehen, sind es 500 bis 700 Athleten weniger. Die Frage ist, wo sind diese 500 oder 700 in den vier Jahren, wenn wir keine EM haben?", sagte der Schweizer im APA-Interview.

Eine der Hauptaufgaben sei es, sicherzustellen, dass sich neue Generationen entwickeln. "Wenn wir uns nicht erneuern können, werden wir international im Anteil auf Weltniveau noch kleiner werden. Das dürfen wir nicht. Ich glaube, dass wir es auch schaffen, dieses Potenzial und Niveau zu halten." Sichergestellt ist auch die TV-Übertragung, die Beginnzeiten liegen überwiegend so, dass sich die Leichtathletik nicht mit der Fußball-EURO in die Quere kommt.

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