Eine am Donnerstag eingebrachte parlamentarische Anfrage verlangt Erklärungen für ein undurchsichtiges Kapitel der österreichischen Sportförderung. NEOS-Abgeordneter Yannick Shetty stellt Fragen zur „intransparenten Fördermittelvergabe bei Großevents anhand der ursprünglich in Wien geplanten Judo-WM 2021“.
Im September 2021 sollten in der Wiener Stadthalle 1.000 Athleten aus 120 Ländern auf die Matte, übertragen in 190 Ländern der Welt. Das kostet: Sechs Millionen Euro verlangt der internationale Judoverband als WM-Gebühr, das Gesamtbudget sollte sich auf 12 Millionen Euro belaufen.
Absage
Im September 2018 reiste der damalige Sportminister Strache mit Österreichs Judo-Präsident Kutschera und einer FPÖ-Delegation zur WM nach Baku. In Aserbaidschan gab es ein Treffen mit Welt-Judo-Präsident Marius Vizer. Der Rumäne verkündete, dass Österreich die WM ausrichten werde. Was in den zwei Jahren darauf folgte, liegt teils im Dunkeln.
Zwei Millionen Euro wurden an den internationalen Verband überweisen, dieser hat Österreich im September 2019 die WM aber entzogen, weil die zweite Zwei-Millionen-Rate nicht geflossen ist.
In der Anfrage heißt es: „Was passierte mit den bereits an die IJF überwiesenen 2 Mio. an Sportförderung?“ Österreichs Judoverband zum KURIER: „Vom Ministerium flossen insgesamt 2 Mio Euro. Da die WM 2021 dem ÖJV vom Weltverband entzogen wurde, muss der ÖJV die gesamten zwei Millionen an den Bund rückerstatten. Es wurde eine Frist bis Jänner 2021 vereinbart.“ Laut IJF-Chef Vizer zahlt der Weltverband nur 1,5 Millionen zurück, weil der neue Ausrichter, die usbekische Hauptstadt Taschkent, durch die kürzere Vorlaufzeit weniger Gebühr zahlen muss.
Finanzierungsplan
Ursprünglich hatte Strache erklärt, dass der ÖJV eine WM-Förderung von drei Millionen Euro erhalten sollte, danach tauchten sechs Millionen auf. „Sollten tatsächlich 6 Mio. an Fördermitteln ausgezahlt worden sein, wo sind die restlichen 4 Mio?“, will Shetty wissen. Wo ist der Finanzierungsplan, gibt es einen Förderungsantrag an die Gemeinde Wien, zumal weitere sechs Millionen Euro aufgestellt werden mussten? Erwähnt wird er in einem „Vortrag an den Ministerrat“ vom 12. Dezember 2018 von Sportminister Strache und Finanzminister Löger.
Jedenfalls floss nach dem Abgang Straches kein Geld mehr. „Wer trägt die Verantwortung für die nicht eingehaltene Zahlungsfrist?“, heißt es in der Anfrage an Sportminister Werner Kogler. G.P.
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