Die Weltmeisterinnen-Macherin bei Österreichs Handballerinnen

Die Weltmeisterinnen-Macherin bei Österreichs Handballerinnen
Monique Tijsterman machte aus ihren niederländischen Landsfrauen WM-Heldinnen. 13 Jahre dauerte das. Für Österreichs Heim-EM hat sie 9 Monate Zeit.

Sie weiß, wie es ist, Außenseiterin zu sein. „Kein anderes Mädchen in meinem Umfeld spielte Handball“, erinnert sich Monique Tijsterman im Gespräch mit dem KURIER an ihre Kindheit in den Niederlanden, dem Land der trickreichen Fußballer und flinken Eisschnellläuferinnen.

Natürlich sind die Niederlande auch heute noch eine Nation aus stolzen Fußballern und erfolgreichen Eisschnellläuferinnen – aber seit 2019 eben auch ein Land von Handball-Weltmeisterinnen.

Und das hat ganz wesentlich mit Monique Tijsterman zu tun, jener Frau, die in dieser Woche ihren ersten Lehrgang als Teamchefin der Österreicherinnen leitet.

Die Weltmeisterinnen-Macherin bei Österreichs Handballerinnen

Monique Tijsterman

Tijsterman soll Impulse setzen

Die 54-Jährige wurde vor wenigen Wochen – etwas überraschend in der Szene – als Nachfolgerin von Herbert Müller präsentiert. Der Deutsche betreute die ÖHB-Auswahl fast zwei Jahrzehnte lang, führte sie zuletzt zu zwei Großereignissen in Folge. Tijsterman ist in der langen Verbandsgeschichte die erste Frau an der Spitze des Nationalteams, das knapp neun Monate vor der Heim-EM steht. Beim für den Frauen-Handball im Land wichtigsten Turnier in diesem Jahrtausend soll Tijsterman die nötigen Impulse setzen für den ganz großen Wurf. Dabei war die Niederländerin in der Vergangenheit eine, die stets auf Zeit spielte.

Nach 13 Jahren wurde der Aufwand mit Gold belohnt

Das von ihr 2006 in der Heimat eingeführte Akademie-System gilt als maßgebend in der Branche und war der Schlüssel für den niederländischen Aufstieg im Frauen-Handball, an dessen Ende WM-Gold stand. 13 Jahre waren dafür nötig. Beim historischen Triumph arbeitete sie als technische Direktorin wie so oft im Hintergrund, aber nahezu alle Niederländerinnen der goldenen Generation wurden irgendwann einmal in deren Leben von Tijsterman angeleitet.

„Wir haben in den Niederlanden keinen riesigen Pool an Spielerinnen“, sagt sie. Nichts anderes erwartet sie nun in Österreich, wo wenige tausend Mädchen und Frauen Handball auf Vereinsebene spielen. Ihre Devise lautet daher: „Es ist wichtig, dass die wenigen bestmöglich ausgebildet werden. Und das möglichst früh und gemeinsam.“

Die Akademie führte zum Erfolg

Mit der Idee einer zentralen Akademie, in der die Talente fünf bis sechs Tage pro Woche zusammen leben, trainieren und die Schule besuchen, überzeugte sie einst das olympische Komitee der Niederlande, erstmals richtig viel öffentliches Geld in den Handball-Sport zu pumpen: „Wir haben ihnen aufgezeigt, was wir glauben, dass möglich ist“, sagt Tijsterman.

Ihre Idee von Handball

Ähnliche Diskussionen will sie langfristig auch in Österreich anstoßen, wenngleich nur der kurzfristige Erfolg mit dem Frauen-Nationalteam sie in eine gute Verhandlungsposition bringen wird bei Vereinen und Geldgebern.

Das Überstehen der Vorrunde bei der Heim-EM ist weiterhin das erklärte Ziel des Verbandes. Vor ihren ersten Trainingseinheiten mit den Österreicherinnen stellt Tijsterman klar: „Es geht nicht darum, alles über den Haufen zu werfen. Die Mädels wissen schon, wie man Handball spielt.“

Kleine Veränderungen werde es dennoch geben, „ich habe schon eine genaue Vorstellung, wie ich Handball spielen lassen möchte“. Eine aggressivere Deckung wolle sie sehen und schnellere Gegenstöße – zwei zentrale Zutaten im modernen Handball. „Handball ist prinzipiell ein einfaches Spiel, wenn man es beherrscht.“

Für die komplizierten Dinge abseits des Handball-Platzes hat Monique Tijsterman wohl nach der EM Zeit.

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