Wiesberger und der Lebenstraum, die Nummer 150 zu sein

Das Ziel im Fokus: Bernd Wiesberger
Österreichs bester Golfer hat gute Chancen, 2020 beim legendären Ryder Cup abzuschlagen. Diese Woche beginnt die Quali.

Das mit der Einzigartigkeit ist so eine Sache. Darf man sich als Nummer 150 besonders fühlen? Im Fall von Bernd Wiesberger lautet die Antwort eindeutig: Ja!

149 Golfer aus lediglich zwölf europäischen Ländern durften bisher in der 92-jährigen Geschichte des Ryder Cups bei dem prestigeträchtigen Kontinentalwettstreit mit den USA abschlagen. Österreicher war noch keiner dabei. Genau da kommt der 33-jährige Burgenländer ins Spiel.

Video: Die besten Momente des Ryder Cups 2018

Bei der am Donnerstag im Rahmen der BMW PGA Championship in England beginnenden Qualifikation für die zwölf Startplätze im Team Europa darf sich Wiesberger gute Chancen ausrechnen. Zwar ist das Auswahlverfahren lang (zwölf Monate) und hart (die mehr als 100 European-Tour-Mitglieder stellen sich der Quali), doch die Form der österreichischen Nummer eins lässt hoffen.

In der Saisonwertung der European Tour nimmt der zweifache Saisonsieger aktuell Rang zwei ein, in der Weltrangliste hat sich Wiesberger nach seiner monatelangen Verletzungspause in Folge einer Handgelenksoperation im Jahr 2018 wieder in die Top 50 vorgearbeitet. Als derzeit 37. liegen noch exakt zwölf Europäer vor ihm.

Doch seine Zeit dürfte erst kommen. Da ihm nach seiner erzwungenen Auszeit einige Turniere in der Weltrangliste fehlen, spült ihn nun jeder neue Bewerb weiter nach vorne. „Unabhängig davon sehe ich mich als einer der zwölf besten Golfer des Kontinents“, sagt Wiesberger, zuletzt Fünfter in Hamburg.

Zu der jahrelang gezeigten Konstanz kommen nun auch absolute Spitzenplatzierungen hinzu – beides braucht es, um im komplexen Qualifikationsmodus des Ryder Cups voranzukommen.

Vier der zwölf Starter qualifizieren sich über die Preisgeldrangliste der Tour, wobei Ergebnisse in den fünf Monaten vor dem Ryder Cup (25. bis 27. September) stärker gewichtet werden. Fünf weitere Teilnehmer werden anhand ihrer Weltranglistenposition ermittelt. Das Team komplettieren drei Golfer, die von Kapitän Pádraig Harrington nominiert werden.

All die Arithmetik ist spätestens dann vergessen, wenn man im September in Whistling Straits (Wisconsin) abschlagen darf. Denn der Kontinentalwettkampf hat etwas, das viele andere Sportveranstaltungen vergeblich suchen: ungekünstelten Flair. Die Spieler reißen sich um die Teilnahme. Und das obwohl es beim Ryder Cup nicht einen Cent Preisgeld gibt.

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