Die Rückkehr des Millionen-Mannes

Feier-Tag: Henrik Stenson knackte in Atlanta den Jackpot
Henrik Stenson wurde einst um sein Vermögen gebracht, nun gewann der Schwede elf Millionen Dollar.

Es wäre eine gelungene Pointe, würde der erste Weg von Henrik Stenson, seit Sonntag um 11,4 Millionen US-Dollar reicher, ins Staatsgefängnis nach Sumter County führen. Weit hat es der 37-jährige Schwede ja nicht, lebt er doch mit seiner Familie im Bundesstaat Florida.

Doch um Nähe geht es nicht. In dieser Geschichte geht es um Geld, viel Geld, und um Betrug, großen Betrug.

Golfprofi Stenson, der Gewinner des lukrativen FedEx-Cups, hätte nur einen Grund, um nach Sumter County zu fahren: um Robert Allen Stanford noch einmal in die Augen zu blicken. Der 63-jährige Amerikaner, einst einer der reichsten Menschen der Erde, sitzt eine 110-jährige Gefängnisstrafe ab.

Stanford war bis zu seiner Verurteilung wegen schweren Kapitalbetrugs im Vorjahr Chef der gleichnamigen Finanz- und Investorengruppe. Das Unternehmen verfügte im Jahr 2009 über 30.000 Kunden, die ein Gesamtvermögen von gut 50 Milliarden Dollar eingezahlt hatten. Einer der Kunden, der sein Vermögen dem Finanzdienstleister anvertraut hatte, war Henrik Stenson. Gleichzeitig trat die Stanford Group auch als der Sponsor des Schweden auf.

Rasanter Aufstieg

Stenson, zu der Zeit die Nummer fünf Welt, war eine der Zukunftsaktien im Golfsport: 2006 versenkte er den entscheidenden Putt zum Sieg der Europäer im Ryder-Cup, dem prestigeträchtigen Kontinentalwettstreit mit den USA; 2009 gewann er mit der Players Championship sein erstes großes Turnier.

Die Stanford Group wusste, welch dicken Fisch sie da an Land gezogen. Rasch avancierte Stenson zum Gesicht ihres Finanzprodukts – und er blieb es bis heute.

2009 brach das System nach Ermittlungen von FBI und der Börsenaufsicht SEC zusammen. Die Zinsen, die die Anleger erhielten, wurden aus deren eigenen Einlagen entnommen. Der Haken daran: Die Rechnung geht nur so lange auf, wie neue Investoren mit frischem Kapital bereitstehen. Auch heute noch, vier Jahre nach Platzen der Blase, beschäftigen sich Behörden und Gerichte mit dem Finanzdesaster, der Schaden der Anleger wird auf mindestens acht Milliarden Dollar beziffert.

„Was immer noch passieren mag mit der Stanford-Sache, ich habe dennoch das Glück, in einer guten finanziellen Lage zu sein“, sagte Henrik Stenson nach Gewinn des Zusatz-Jackpots in der Höhe von zehn Millionen Dollar. Es ist das höchste Preisgeld, das es für einen Athleten im Weltsport zu gewinnen gibt.

Wie viel er einst tatsächlich verloren hat, will Stenson nicht sagen. Er weiß aber, dass es viele Geschädigte weit schlimmer getroffen hat.

Tiefer Fall

Doch auch Stenson warf das Finanzdebakel aus der Bahn: 2011 war er auf Platz 230 der Weltrangliste abgestürzt. Wie so oft im Golf lag das Problem nicht in den Armen oder Beinen, sondern im Kopf. Stenson vertraute sich einem Psychologen an und fand langsam aus seiner Krise.

Heuer präsentierte er sich als der konstanteste Golfer. Bei den Major-Turnieren im Sommer, den British Open und der PGA Championship, belegte er die Ränge zwei und drei. Der Sieg beim FedEx-Cup markiert den vorläufigen Höhepunkt des Comebacks. „Ich musste mich anstrengen, um nicht an die Summe zu denken“, sagte er nach dem Coup, mit dem er Tiger Woods auf Rang zwei verwies.

Der US-Star, der sich mit drei Millionen begnügen musste, ist in seinem Leben um noch mehr Vermögen gebracht worden als Stenson: bei seiner Scheidung.

Kommentare