Zwei Fußball-Jungstars im Interview

Zwei Fußball-Jungstars im Interview
Alte Bekannte und Teamkollegen, nun Gegner in der Champions League: David Alaba und Aleksandar Dragovic.

David Alaba hat großen Hunger. Weil man im Urlaub auch ein wenig genießen darf, bestellt er im Restaurant des Grand Hotel am Ring ein Kalbsschnitzel. Weil sein Wunsch aber nicht erfüllt werden kann, ändert der 19-Jährige seinen Speiseplan ab und wirft sich ein ausgelöstes Backhendl in die athletische Figur. Mit Salat, so, wie es sich für einen Sportler gehört. Aleksandar Dragovic begnügt sich mit einem Cappuccino. Ohne Zucker. Und als Nachspeise gibt’s für beide ein Interview mit dem KURIER.

KURIER: Wie lange kennen Sie einander schon?
David Alaba: Seit wir in der U-11-Mannschaft der Austria gespielt haben. Später waren wir dann auch gemeinsam in der Stronach-Akademie in Hollabrunn.

Das ist eine lange Zeit. Gibt es da nicht ein paar Anekdoten zu erzählen?
Aleksandar Dragovic: In der Akademie haben wir auf der PlayStation immer Pro Evolution Soccer gegeneinander gespielt.
Alaba: Wir sind allein ins Klassenzimmer gegangen, haben extra den Beamer aufgebaut und gespielt. Nigeria gegen Serbien. Ich hab den Drago kaputtgemacht.
Dragovic: Das ist ein absoluter Blödsinn. Meistens habe ich gewonnen.

Wie haben Sie Weihnachten verbracht? Welche Geschenke hat das Christkind gebracht?
Alaba: Liebe, sehr viel Liebe. Ich hab’ zu Hause in Wien mit der ganzen Familie gefeiert. Mama, Papa, Schwester, Tante, Oma, Opa - alle waren da. Wir waren sicher 15 Leute.
Dragovic: Ich war mit meinen Großeltern in Dubai. Wir feiern ja nicht am 24. Dezember Weihnachten, sondern am 7. Jänner. Da werden wir dann in Basel mit der ganzen Familie schön essen gehen.

Sie sind 19 bzw. 20 Jahre alt, spielen im Nationalteam und in der Champions League. Haben Sie davon zu träumen gewagt?
Dragovic: Nicht wirklich. David spielt jetzt schon beim bestgeführten Verein der Welt. Ich bin zwar - unter Anführungszeichen natürlich - nur in Basel. Aber ich bin als Innenverteidiger Stammspieler, das können nicht viele von sich behaupten. Ich habe Basel viel zu verdanken.
Alaba: Es gibt nicht viele, die aus der Abwehr so gut rausspielen können wie der Drago. Ich denke, dass es für uns beide sehr gut gelaufen ist. Wir sind noch jung, müssen viel lernen und haben noch einen weiten Weg vor uns.

Was schätzen Sie jeweils am anderen so besonders?
Alaba: Menschlich sind wir wie Brüder. Als Fußballer ist der Drago modern, spielt einen Innenverteidiger fast wie ein Sechser.
Dragovic: Wir sind jung und harmonieren einfach. Wenn ich ein Problem habe, versucht der David immer zu helfen. Auf dem Platz gibt er nie auf, er hat das Winner-Gen. Aber er muss noch viel lernen, damit er so wird wie Franck Ribéry.

Und er ist bereits Fußballer des Jahres in Österreich.
Dragovic: Das hat er sich verdient. Wir können froh sein, dass Österreich so einen Spieler hat.

Was fehlt Ihnen noch zu einem Spieler wie Ribéry?
Alaba: Noch sehr, sehr viel. Er ist 28 Jahre alt, ich bin erst 19. Da fehlt so viel Erfahrung, nicht nur im fußballerischen Bereich, sondern auch im alltäglichen Leben. Aber es tut mir sehr gut, jeden Tag mit solchen Spielern auf dem Platz zu stehen.

Gibt es solche Bezugspersonen auch in Basel?
Dragovic: Bei uns im Team ist Alexander Frei der Chef. Er ist sehr nett, hilft dir auch. Aber Marco Streller ist noch mehr eine Bezugsperson. Er geht offener auf die Mitspieler zu. Generell haben wir viel Spaß. Manchmal verstecken wir uns gegenseitig die Autos in der Garage.

Wie ist der erste Eindruck von Teamchef Marcel Koller?
Dragovic: Er ist sehr streng, aber im positiven Sinne. Er lässt jeden Tag zwei Mal trainieren, und das auch nicht wenig. In der Ukraine hat man trotz der Niederlage schon gesehen, dass es geholfen hat.

Dennoch gab es bei seiner Bestellung sofort Kritik von sogenannten Experten. Nachvollziehbar?
Dragovic: Nein. Koller hatte Erfolge in der Schweiz und in Deutschland.

Mit welchen Erwartungen starten Sie ins neue Länderspieljahr?
Alaba: Man hat schon beim Spiel in der Ukraine gesehen, dass wir Fußball spielen können und nicht nur nach vorne bolzen. Wir haben zwar das Potenzial, aber wir müssen uns viel mehr auf unsere Stärken konzentrieren und auch auf den Endzweck spielen.
Dragovic: Wenn wir jetzt nicht nur jedes fünfte Spiel gut spielen, sondern jedes, dann ist viel möglich.

Im Februar sind Sie in der Champions League Gegner. Ein besonderes Aufeinandertreffen?
Alaba: Ich weiß ja noch gar nicht, ob ich zum Einsatz komm’. Aber es ist sicher etwas Besonderes.
Dragovic: Ich hoffe, dass du drankommst. Es wäre ja das erste Mal, dass wir gegeneinander spielen. Pass’ auf und zieh’ dich warm an, wenn ihr nach Basel kommt und der St.-Jakob-Park bebt.

Wie beurteilen Sie die sportliche Ausgangslage?
Alaba: Wir sind Favorit, aber leicht wird es nicht.
Dragovic: Bayern ist klarer Favorit. Wenn sie gegen uns nicht weiterkommen, wäre das eine Schande für sie. Wir haben Manchester United eliminiert, Geschichte geschrieben und haben nichts mehr zu verlieren.

Als direkter Gegenspieler wartet mit Mario Gomez ein Weltklassestürmer. Das ist auch nicht unbedingt alltäglich.
Dragovic: Stimmt, ich habe aber auch schon gegen Wayne Rooney, Karim Benzema oder Thierry Henry gespielt. Für mich ist das eine Herausforderung.

Wer war Ihr unangenehmster Gegenspieler?
Dragovic: Das war ein anderer, Nani von Manchester United. Im Eins-gegen-Eins hat man gegen ihn fast keine Chance. Der ist auf den ersten Metern so schnell, dass du nicht zum Ball kommst.
Alaba: Bei mir ist es immer wieder Bastian Schweinsteiger im Training. Der hat so eine perfekte Ballannahme, dass er immer so viel Zeit hat. Er spielt einfach so intelligent, da kann ich mir noch eine Menge abschauen.

Ist er der Bayern-Chef?
Alaba: Nicht vom Reden, aber er lässt seine Füße sprechen. Man merkt es, wenn er auf dem Platz steht. Er regelt das Spiel mit seinen Füßen. Das ist etwas ganz Besonderes.

Sie waren in der Jugend beide Arsenal-Fans. Lockt der Klub noch immer?
Alaba: Das war ein Buben-Traum. Derzeit kann ich mir nicht vorstellen, wo anders als bei Bayern zu spielen. Dieser Verein gehört zu den Top Drei auf der Welt.

Und die anderen zwei Klubs heißen ...?
Alaba: Natürlich Barcelona und Real Madrid.

Vor acht Jahren waren Sie noch in der U 11 der Austria. Wo sehen Sie sich in acht Jahren?
Alaba: Das kann ich nicht sagen. Ich bin keiner, der sich Ziele in so weiter Ferne setzt. Ich schau’ lieber in die nahe Zukunft und steck’ mir kleine, erreichbare Ziele.

Und welches ist das nächste Ziel?
Alaba: Ich hatte zuletzt viele Einsätze. Jetzt will ich bei den Bayern noch mehr Fuß fassen.
Dragovic: Ich fühle mich in Basel sehr wohl. Aber sicher will ich einmal in eine Topliga wechseln. Nach Deutschland oder England. Italien reizt mich überhaupt nicht. Dort geht’s mit dem Fußball derzeit bergab.

Haben Sie noch Kontakt zum ehemaligen Basel-Trainer Thorsten Fink?
Dragovic: In letzter Zeit nicht.

Wäre doch ein netter Zug von ihm, wenn er Sie nachholen würde zum HSV.
Dragovic: Hamburg ist sicher eine tolle Adresse. Aber man hört, dass der HSV wirtschaftlich nicht so gut dasteht.

Der Jahreswechsel steht vor der Türe. Was wünschen Sie sich für 2012?
Alaba: Wir können mit den Bayern noch drei Titel holen. Da will ich zumindest einen gewinnen.
Dragovic: Bei aller Liebe, die Champions League gewinnt ihr aber sicher nicht. Barcelona ist einfach zu stark.
Alaba: Die haben aber in der Liga auch schon gegen Getafe verloren. Ich sag’ ja auch nicht, dass wir euch rausschießen.
Dragovic: Das stimmt, aber ich bleib’ dabei. Bei mir ist es ein bisserl schwieriger, weil das Jahr 2011 so toll war. Wir sind Meister geworden und stehen im Achtelfinale der Champions League. Das zu toppen, das wird schwierig. Ich persönlich will aber noch konstanter werden.
Alaba: Bruder, spiel einfach dein Spiel. Dann kommt sowieso keiner an dir vorbei.

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