Zum Cup-Finale Rapid vs. Sturm: Mattscheibe in den Fußballstadien
Im Juni 1995, als der aktuelle Finalist Rapid zum letzten Mal ein österreichisches Cup-Endspiel gewann, ... lief aufseiten von Rapids tapferem Zweitliga-Gegner Leoben noch der damals 38-jährige Walter Schachner ein;
... hatte der spätere ORF-Generaldirektor und jetzige Rapid-Präsident Alexander Wrabetz laut lieber, altgedienter ORF-Sportkollegen „noch wenig bis gar keine Ahnung vom Fußball“;
... dienten Handys nur zum Telefonieren und – sofern deren Besitzer technisch qualifiziert und fingerfertig waren – auch noch zum Versenden von SMS.
28 Jahre später schauen speziell Matchbesucher im VIP-Bereich oft mehr auf ihr Smartphone als aufs Spielfeld. Vor allem, wenn es gilt, sich bei strittigen Szenen ein (Display-)Bild darüber zu machen, ob der Schiedsrichter oder der VAR (Video Assistant Referee) richtig lagen. Via Streaming können die Zeitlupen-Wiederholungen gesehen werden. Allerdings mit bis zu 40 Sekunden Verspätung gegenüber den Zuschauern daheim im Patschenkino.
Im Falle von VAR-Interventionen herrscht auf den Stadien-Großbildschirmen überhaupt Mattscheibe. Nicht nur in Österreich, sondern überall auf dem Kontinent. Und somit auch in Europas größtem Stadion, dem demnächst wegen Umbau- und Ausbauarbeiten für mehrere Jahre gesperrten Camp Nou in Barcelona. Dort wird zudem vor 90.000 Besuchern nach exakt 90 Minuten die Matchuhr auf den Vidi-Walls abgedreht.
Die Nachspielzeit soll nicht angezeigt werden. Die UEFA will das so. Der österreichische Jurist und Liga-Vorstand Christian Ebenbauer wiederum will, dass nach VAR-Intervention die Entscheidung ob Tor oder Elfer ja oder nein nicht gefühlt endlos dauert. Zudem geht’s dem Gerechtigkeitsfanatiker gegen den Strich, wenn die kalibrierte Linie im TV als Garant für ausnahmslos richtige Abseitsentscheidungen gehalten wird.
Im Juni ’95 war Ebenbauer übrigens als Rapid-Leihgabe nach Zwischenstopp bei Vienna für den SV Gablitz gestürmt. Weshalb der heutige Liga-Chef mehr studierte als trainierte.
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