Mit dem Spiel am Tivoli gegen die WSG endet am Samstag die Länderspielpause für Rapid. Der Machtkampf wird noch länger anhalten. Sportchef Zoran Barisic versucht, in der Krise Ruhe zu bewahren.
KURIER: Haben Sie einen normalen Arbeitsalltag trotz des tobenden Machtkampfs rund um den bevorstehenden Rückzug des Präsidiums und von Manager Peschek?
Zoran Barisic: Die Situation ist nicht einfach und geht nicht spurlos an einem vorüber. Es gibt sehr viele Einflüsse durch die Probleme, die im Verein entstanden sind. Ich selbst versuche, ruhig zu bleiben. Alle Angestellten erledigen ihre Arbeit bestmöglich.In so einer Situation ist der Zusammenhalt umso wichtiger.
Können Sie einschätzen, wie stark die Arbeitsleistung im Klub leidet?
Das eine ist die Arbeit, das andere sind die Emotionen, die einem im Verein tagtäglich begegnen. Es wäre sehr wichtig, wenn Rapid zur Ruhe kommen würde, damit auch wieder mehr positive Energie in den gesamten Klub kommen kann.
Abgesehen von der Problematik um schwerwiegende, langfristige Entscheidungen knapp vor einem Machtwechsel: Warum war es für Sie inhaltlich richtig, auf einen Trainerwechsel zu verzichten?
Ferdinand Feldhofer und sein Team arbeiten sehr akribisch. Er ist in einer schwierigen Situation gekommen, hat nie geraunzt und Talenten ihre Chance gegeben. Das Verhältnis zur Mannschaft passt, deswegen hat er sich diese Chance verdient. Ich erinnere an die letzten Meistertrainer Hickersberger und Pacult: Da hat es auch „Raus!“ und „Weg!“ geheißen, dann kam der Aufschwung. Es kann einen Trainer auch ausmachen, mit seinem Team aus einer Talsohle rauszukommen.
Es wurde versprochen, dass unter Feldhofer ein „roter Faden im Rapid-Spiel“ zu erkennen sein wird. Warum ist das nach zehn Monaten noch immer nicht der Fall?
Es ist in Sequenzen zu erkennen, was wir wollen. Manchmal auch für 60 Minuten. Wir kämpfen darum, dass es klarer ersichtlich wird. Es fehlen dafür Kleinigkeiten, aber die fehlen. Daran ist zu arbeiten.
In 37 Spielen unter Feldhofer gab es nur in zwei Partien mehr als zwei geschossene Tore. Das letzte Mal Mitte März. Das darf mit diesem Kader doch nicht passieren.
In den ersten Monaten gab es nur Entscheidungsspiele mit vielen Ausfällen, da war alles knapp. Fakt ist auch, dass wir wenig Tore bekommen. Aber es stimmt: Wir schießen trotz ausreichender Offensivqualität zu wenig Tore, es fehlt auch die Lockerheit vor dem Tor. Das müssen wir uns ankreiden lassen.
Feldhofer wollte bereits Anfang August eine zusätzliche Verstärkung für das zentrale Mittelfeld. Warum haben Sie die nicht genehmigt?
Ich war mit Spielern im Gespräch für einen Transfer nach dem Einzug in die Gruppenphase. Ohne Europacup haben wir ohnehin schon einen großen Kader, bei dem darauf zu achten ist, dass nicht zu viele mit ihrer Situation unzufrieden werden. Außerdem darf nie der Weitblick verloren gehen.
Wir stellen seit einem Jahr mehr ÖFB-Nachwuchsteamspieler als alle anderen Klubs. Ein Rapid-Cheftrainer bekommt auch deswegen diesen Job, um die Talente weiterzuentwickeln. Und es muss im Profi-Kader genug Platz für die Jungen bleiben.
Leo ist noch dazu extrem zweikampfstark, eine richtige Kante und außergewöhnlich intelligent. Ich stehe in Verhandlungen mit seinem deutschen Management. Wir wollen das schaffen, so wie eine vorzeitige Verlängerung bei Tormann Niki Hedl. Ich bin da positiv gestimmt.
Kommentare