Zlatan Ibrahimovic, die akzeptierte Arroganz

Zlatan Ibrahimovic (Paris-SG) 21,5 Millionen Euro
Der durchgeknallte Stürmer-Star tritt am Freitag in Wien auf. Eine echte Sehenswürdigkeit.

Ja, er ist ziemlich durchgeknallt. Nein, das tut der Bewunderung keinen Abbruch. „Er ist verrückt, aber der Beste“, sagt Martin. Martin ist Schwede und stets dort, wo das Nationalteam seines Landes gerade ist. Und diese Mannschaft lässt sich nun einmal auf einen namentlichen Nenner bringen:

Zlatan Ibrahimovic.

Die Schweden spielen am Freitag in Wien gegen Österreich in der WM-Qualifikation. Und auch hierzulande scheint sich neben dem täglichen Alaba ein Thema in den Vordergrund zu schieben: Wie stoppt man den 1,95-Meter-Riegel, der Tore zu schießen und mit dem Ball umzugehen weiß wie kaum ein Zweiter seines Faches? Einspruch. Schweden dürfe man nicht so einfach auf die Person Ibrahimovic reduzieren, merkt Österreichs Teamchef Marcel Koller an. Stimmt, ist aber zwecklos.

Schließlich ist die Mannschaft keineswegs der Star. Zumindest im konkreten Fall. Ibrahimovic meinte einmal selbst: „Wer mich stoppen will, muss mich umbringen.“ Lebendiger kann Selbstvertrauen nicht sein.

Tormacher

Ibrahimovic, die Tormaschine, die Urgewalt, der Alleinunterhalter, die Genialität und Arroganz in einer Person, 31 Jahre alt, geboren in Malmö als Sohn der aus Bosnien und Herzegowina eingewanderten Eltern. So betrachtet ein Beispiel gelungener Integration. Zlatan, dessen Betragen nicht selten das Wortspiel mit Satan herausfordert, hat als schwedischer Exportschlager getroffen für Klubs, die in Europa Rang und Namen haben. Im jeweiligen Trikot von Ajax Amsterdam, Juventus, Barcelona, Inter und AC Milan oder zuletzt Paris SG. Insgesamt mehr als 250 Treffer in den Pflichtspielen nämlich, sollten die statistischen Aufzeichnungen stimmen. Bei acht Meisterfeiern (nicht eingerechnet die beiden aberkannten mit Juventus Turin) war er dabei.

Es existiert ein Ibrahimovic, der den Betrachter mit seiner unbestritten beeindruckenden beruflichen Bilanz und seinem Macho-Gehabe zum Doppelpass zwischen Zu- und Abneigung nötigt. Typisch seine Antwort, als er von einem Reporter gefragt wurde, woher er denn die Kratzer im Gesicht habe: „Fragen Sie doch einmal Ihre Frau.“

Millionär

Oder Ibrahimovic, der sich mit all seinen Transfers zum Symbol des verwöhnten, mit Geld überschütteten Stars gepokert hat. Alleine 15 Millionen Euro netto soll er im Jahr in Paris verdient haben. Frankreichs Budget-Staatssekretär Jérôme Cahuzac bezeichnete einen solchen finanziellen Zuwachs als „unanständig“. Der „Unanständige“ sah dies naturgemäß anders: „Leistung muss auch bezahlt werden. Und je mehr Geld ich verdiene, desto mehr Steuern kann Frankreich von mir kassieren.“

Egal eigentlich. Ibrahimovic spielt schon mit dem Gedanken, Paris wieder den Rücken zu kehren.

Die Respektlosigkeit scheint seine Erfindung zu sein. Die Zusammenarbeit mit Trainer Josep Guardiola und Lionel Messi bei Barcelona war für ihn von einer klaren Rollenverteilung bestimmt: „Wir brauchen den Philosophen nicht, der Zwerg und ich reichen vollkommen.“

Ibrahimovic ist auch einer jener Typen, denen nachgesagt wird, bei all den öffentlich zur Schau getragenen Rüpeleien eigentlich ganz umgänglich zu sein. Schwer zu beurteilen. Ein Geheimnis bleibt zumindest: Wie hat es Marko Arnautovic geschafft, dauernd mit Ibrahimovic verglichen zu werden? Zumindest so rein sportlich betrachtet?

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