Wutreden im Fußball: Von leeren Flaschen und depperten Fragen

Nach der 2:3-Pleite redete sich Israel-Coach Andreas Herzog in Rage. Er ist damit in prominenter Gesellschaft.

Authentizität wird immer wieder eingefordert im modernen Fußball. Möglichst "echt" sollen Spieler und Trainer in den Medien rüberkommen. Mit echtem Wiener Grant reagierte Teamchef Andreas Herzog Montagabend auf die 2:3-Niederlage des israelischen Teams in letzter Minute in Slowenien in der EM-Qualifikation.

Das Video von dem wutentbrannten TV-Interview nach dem Spiel machte im Internet rasch die Runde. Noch schlimmer soll es in der Kabine zugegangen sein, wie israelische Medien berichten. Der 51-Jährige soll aus Wut gegen Flaschen und einen Tisch getreten haben. Seine Spieler seien naiv, würden dumme Fehler machen und würden nie was erreichen, soll Herzog gebrüllt haben.

"Das ist nicht mehr lustig"

„Wir sind nicht professionell genug. Wenn ich das dritte Gegentor sehe, das ist der Horror. Wir reden immer darüber, wovon wir träumen. Aber wir müssen die entscheidenden Dinge auf dem Platz machen. Und dann machen wir solch dumme Fehler und verlieren. Das ist nicht mehr lustig“, echauffierte sich Herzog im Fernsehen.

Andreas Herzog ist freilich nicht der erste Fußballtrainer, der vor laufender Kamera die Fassung verloren hat. Hier eine Auswahl der legendärsten TV-Momente:

  • Giovanni Trapattoni, 1998
    Der Italiener ist nicht nur einer der erfolgreichsten Fußballtrainer der Welt, sondern auch der Großmeister des schrägen Fernsehinterviews. Im März 1998 erlangte seine Pressekonferenz bei Bayern München Kultstatus: "Flasche leer" und "Was erlauben Strunz?" sind Phrasen, die weit über das Fußballgeschäft hinaus Popularität erlangt haben.

  • Günther Neukirchner, 2005
    Eine 0:4-Niederlage im Derby gegen den GAK war für Sturm-Graz-Verteidiger Günther Neukirchner einfach zu viel. Auf die üblichen Fragen des Feldreporters reagiert der mittlerweile 47-Jährige ungewohnt gereizt: "Des is die nächste depperte Frog. Fällt Ihnen nix Gscheiteres ein jetzt", entgegnet Neukirchner und beendet das Gespräch.

  • Rudi Völler, 2003
    Es gab Zeiten, da waren die isländischen Fußballer weder kultig noch erfolgreich, sondern bestenfalls Kanonenfutter. Erst recht für die deutsche Nationalmannschaft auf dem Weg zur EM-Endrunde 2004. Das torlose Remis von Deutschland sollte für den Moderator der "absolute, neue Tiefpunkt" sein. Die Kritik lässt Teamchef Rudi Völler im darauffolgenden Interview so nicht stehen. "Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören", sagt der ehemalige Stürmer und redet sich in Rage.

  • Thorsten Fink, 2017
    Wieder ist es eine knappe 2:3-Niederlage, die für Aufregung sorgt. Diesmal betrifft es die Wiener Austria und ihren Trainer Thorsten Fink, der ein strittiges Gegentor ins Treffen für die Pleite führt. Als das Moderatoren-Duo um Rainer Pariasek nachhakt, wird es dem Deutschen zu viel: “Von Ihnen lasse ich mir die Regeln nicht erklären. Sie kommen vom Skisport.” Ob die Skisaison denn schon vorbei wäre, fragt er den ORF-Mann. “Oder warum stehen Sie hier?”
  • Hans Krankl, 1992
    Auch komplett ohne Wut und nahezu wortlos kann man Kultstatus erreichen. So geschehen beim damaligen Rapid-Trainer Hans Krankl, der auf die Fragen des Reporters einfach nicht antwortet, sondern nur eine Band auf der Donauinsel ankündigt.

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