Wie der Laptop-Willi vom ÖFB zum globalen FIFA-Manager aufstieg
Wolfern im Traunviertel. Einer seiner 3320 Bewohner bemüht sich von diesem kleinen Ort aus im Auftrag des weltgrößten Verbandes um die globale sportliche Weiterentwicklung des Fußballs. „70 Prozent meiner Arbeit erledige ich von daheim.“ Dank digitalem Geschick ist das möglich. Und dank des Vertrauens des legendären Fußball-Intellektuellen Arsene Wenger, 74.
Still und leise stieg Willi Ruttensteiner, 61, unter Regie des früherem französischen Arsenal-Trainers und dreifachen englischen Meistermachers Wenger bei der FIFA zum Global-Football-Manager auf. Derselbe Ruttensteiner, der 2017 vom ÖFB nach 16-jähriger Tätigkeit gegangen worden war.
Heute aber meint manch Insider, der (wie auch der Autor) Ruttensteiner ob seiner anfängliche Defizite hinsichtlich Menschenführung kritisiert hatte ...
dass erst Ruttensteiner dem ÖFB als Sportdirektor zu zukunftsorientierten Strukturen verhalf;
dass er, obwohl zunächst als Laptop-Willi verschrien, sehr wohl den Spagat zwischen Theorie und Praxis schaffte;
dass er hartnäckig auf die Umsetzungen seiner Nachwuchskonzepte pochte ;
kurzum, dass inzwischen auch ÖFB-(Noch?)-Teamchef Ralf Rangnick erntete, was der mäßig beliebte gewesene Oberösterreicher gesät hatte.
Auch für die Frauenfußballerinnen, die in St. Pölten eine nicht unerfolgreiche Talentschmiede erhielten, machte sich Ruttensteiner stark. So setzte er die Teilnahme von Irene Fuhrmann am Pro-Lizenz-Trainerkurs durch. „Nachdem’s mir vorgeworfen haben, dass sie nur einen Platz versitzt.“ Heute genießt Frauen-Teamchefin Fuhrmann in internationalen Fachkreisen Ansehen. So wie sich Ruttensteiner spätestens seit seinem Israel-Abenteuer (ab 2018 Sportdirektor, 2020 bis 2022 auch Teamchef) wertgeschätzt fühlen darf.
Dass israelische Nachwuchsauswahlen noch kurz vor Ausbruch des Nahost-Krieges bei internationalen Topturnieren stets in die Finalphase kamen, sei – so Israels Ex-Teamchef Andreas Herzog – vor allem „Verdienst vom Willi“ gewesen.
Was auch Wenger nicht verborgen blieb. Jetzt soll Ruttensteiner im FIFA-Sold als Co von Wenger für entscheidende Entwicklungshilfe sorgen. Vor allem außerhalb Europas. In Ländern, wo das Talentpotenzial größer als die Ausbildungsmöglichkeit ist. Ziel ist es, bei einer WM aus ewigen Außenseitern Titelkandidaten zu machen. Dafür sind, zum Teil auch gesteuert vom Traunviertler Wolfern aus, 20 Fachleute als Instruktoren und Trainerausbildner quer durch Kontinente unterwegs. „Bis zum Jahresende sollen es 40 sein.“
Ruttensteiner schwärmt vom globalen Projekt. Nicht allein deshalb lehnte er soeben die Bitte um ein Comeback in Israel ab. Dort wird trotz Drohnen und Granaten weiterhin um Liga-Punkte Fußball gespielt. Und dort habe man ihn stets korrekt behandelt, jede versprochene Prämie bis auf den Cent genau bezahlt. Nur:
„Ich saß schon einmal zwölf Tage im Luftschutzbunker. Das brauch ich nicht noch einmal.“
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