Als offizieller Grund für die Absage wurde seitens des WFV schließlich "nicht erfüllbare Forderungen“ der staatlichen Bundessportakademie (BSPA) genannt, die als Träger aller Trainerausbildungen im Land die entscheidende Rolle spielt: Sie finanziert in über 60 Sportverbänden die Kurse mittels öffentlichen Geldern.
Untaugliche Ausbildungsstätte
Welche Forderungen der BSPA den Lehrgang unmöglich gemacht haben sollen? Die Antwort darauf führt zurück ins Jahr 2022, als die BSPA die Ausbildungsstätte in Wien-Hirschstetten für untauglich befunden hat. Die Gründe? Der Lehrsaal auf der Anlage des WFV sei zu klein und es gebe keinen Parkplatz, die Teilnehmer müssten erhebliche Mehrkosten für das Parken aufbringen. Dazu sei auf den Fußballplätzen aufgrund hoher Auslastung wenig Platz, die Kantine sei unter Tags geschlossen, es fehle an Verpflegung.
Für die BSPA war klar: Der Lehrgang sollte in der weitläufigen Sportschule Lindabrunn (NÖ) abgehalten werden. Dem WFV war dies ein Dorn im Auge, man versprach, die Zustände in Hirschstetten zu verbessern. Parkplatz und Kantine sollten geöffnet, der Lehrsaal adaptiert werden. Die BSPA lenkte ein: Hirschstetten erhielt als Ausbildungsort eine „letzte Chance“, wie es hieß.
Wenig später wurde der Kurs plötzlich doch abgesagt. Streitpunkt: Das liebe Geld. Der WFV hat die Kosten für den Kurs mit einer Gebühr von 650 Euro pro Kopf festgelegt. Ein Betrag, der sich laut BSPA in dieser Höhe nur rechtfertigen ließe, wenn Übernachtungen und Verpflegung inkludiert wären. Nichts dergleichen bietet der WFV in Hirschstetten an. Die BSPA verweist an dieser Stelle an den Steirischen Fußball-Verband, der für das gleiche Angebot, also ohne Unterkunft und Verpflegung, 300 Euro verlangt.
Trainer-Boom
Walter Hörmann, Sportdirektor des Steirischen Fußball-Verbandes, wundert sich: „Die Trainerausbildung boomt in der Steiermark und wir wollen damit keinen einzigen Euro verdienen.“ Von der Zusammenarbeit mit der BSPA schwärmt Hörmann. „Wien tanzt da aus der Reihe. Dabei wäre ohne die BSPA alles viel teurer.“
Warum man in Wien 650 Euro pro Kopf kassieren wollte, erfragte der KURIER beim Generalsekretär des Wiener Verbandes, Christian Schlosser. „Das Preisniveau in Wien ist ganz ein anderes. Buchen Sie einen Lehrsaal in der Steiermark und einen in Wien. Das ist nicht vergleichbar“, sagt Schlosser. Auf den Einwand des KURIER, dass der Wiener Verband auf der eigenen Anlage in Hirschstetten doch nichts buchen müsse, sagt Schlosser. „Aber ich zahle Pacht und Heizung.“
Laut BSPA fließen staatliche Fördergelder in der Höhe von 13.000 bis 16.000 Euro für Referenten, Prüfungsgebühren, Diäten, etc. Zudem würden die Absolventen ohne BSPA kein staatliches Zeugnis erhalten, dieses berechtigt zum Unterrichten von Sport an Schulen.
Wieso die BSPA als Fördergeber kein Verständnis dafür hat, dass der WFV auf Kosten der Kursteilnehmer Geld verdient? In einem Schreiben der BSPA an den WFV und den ÖFB, das dem KURIER vorliegt, heißt es:
„Der Zugang zu staatlichen Bildungseinrichtungen muss auch finanziell Schwächeren (...) ermöglicht sein. Unter diesem Aspekt haben wir in Österreich eine grundsätzliche Schulkostenfreiheit bei staatlichen Ausbildungsgängen. Es ist daher NICHT egal, welche Kosten für KursteilnehmerInnen entstehen.“
Nachdem man dem WFV demzufolge mitgeteilt hat, dass der Kurs nur unter der Bedingung der deutlichen Kostensenkung abgehalten werden kann, hat der WFV den Lehrgang abgesagt. Die Trainer fielen um ihre Ausbildung um. Die Leidtragenden in erster Linie sind allerdings jene, die von den Jungtrainern lernen sollen: Kinder.
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