Hosiner machte den Unterschied
Rapid kam klar schneller als die Austria aus den Startblöcken und vor allem mit dem Boden besser zurande. Die Veilchen kämpften in der Verteidigung mit den Angriffen Rapids und im Mittelfeld mit der eigenen Fehlpass-Quote. Grünwald, Stankovic, Leovac und Mader konnten keinerlei Druck aufbauen, Chancen fand man daher nicht vor, zumal Torjäger Hosiner überhaupt nicht in Position gebracht wurde.
Vorerst.
Premierentor
Burgstaller (5.) und Hofmann (12.) gaben die ersten Schüsse der Rapidler ab, die wie erwartet in der Formation vom 1:0 im Test gegen Budweis einliefen. Die verdiente Führung der bis dahin dominanten Hütteldorfer entsprang dennoch einem gravierenden Fehler eines Austrianers. In einem Luftduell mit Christopher Trimmel nach einem Eckball verschätzte sich Tormann Heinz Lindner kräftig. Er schlug sich nach einem Kopfball des Rapidlers am Ende den Ball ins eigene Tor (20.).
Es war nicht nur die erstmalige Führung unter Trainer Schöttel in einem Derby, sondern auch das erste Tor der Grünen gegen den Erzrivalen nach einem Jahr.
Rapid praktizierte weiter ein erfolgreiches Pressing und störte den Spielaufbau des Tabellenführers, der praktisch aus dem Nichts zum Ausgleich kam: Gerson wehrte eine Suttner-Flanke mit dem Kopf direkt auf Hosiner ab, der mit dem linken Fuß ins lange Eck traf (27.). Prädikat sehenswert.
Danach war Hektik Trumpf, die spielerische Linie wurde vernachlässigt. Boskovic sah bei seinem Comeback nach nur 28 Minuten nach einem Foul an Ortlechner seine zweite Gelbe Karte und durfte duschen gehen, die Emotionen gingen in dem temporeichen und hart geführten Derby hoch.
Die Rapidler haderten mit dem guten Schiedsrichter Grobelnik, der bei den letzten beiden 0:3-Heimpleiten gegen die Austria ebenfalls pfiff. Die numerische Überlegenheit der Austria war im Spiel jedenfalls kaum sichtbar.
Barazite-Assist
Nach erst 51 Minuten gab die Austria den ersten Torschuss ab, der nicht zu einem Treffer führte. Und zwar durch Heimkehrer Nacer Barazite, der zur Pause für den schwachen Leovac kam.
Wie schnell es im Fußball gehen kann, zeigte die 54. Minute. Eine schöne Flanke von Burgstaller köpfelte Trimmel in die Arme von Lindner. Im Gegenzug ließ Schimpelsberger Barazite zu viel Platz. Der Niederländer zirkelte den Ball auf Hosiner, der von Gerson allein gelassen wurde. Per Kopf unterstrich der Teamstürmer seine beeindruckende Effizienz – 1:2. Mit dem 23. Saisontor stellte Hosiner den Spielverlauf auf den Kopf.
Damit war klar: Rapid bleibt seit dem 14.März 2010 (2:0 im Hanappi-Stadion) ohne Derbysieg. Doch auch nach dem 1:2 blieb Rapid in Unterzahl die spielbestimmende Mannschaft in einem nach der Winterpause überraschend flotten und heftig umkämpften Derby. Debütant Sabitzer und Boyd sollten nach sieben sieglosen Derbys zumindest noch einen Punkt retten. Doch nur noch beim Personal wurde der Gleichstand hergestellt – der Austrianer Koch sah Gelb-Rot (90.)
SK Rapid Wien - FK Austria Wien 1:2 (1:1) Gerhard-Hanappi-Stadion, 17.000 Zuschauer (ausverkauft), SR Grobelnik
Torfolge: 1:0 (20.) Trimmel 1:1 (27.) Hosiner 1:2 (54.) Hosiner
Rapid: Königshofer - Schimpelsberger (64. Sabitzer), Sonnleitner, Gerson, Schrammel - Pichler, Boskovic - Trimmel, Hofmann (90. Wydra), Burgstaller - Alar (64. Boyd)
Austria: Lindner - F. Koch, Rogulj, Ortlechner, Suttner - Mader (77. Kienast), Holland, A. Grünwald (67. Dilaver) - Stankovic, Hosiner, Leovac (46. Barazite)
Gelb-Rote Karten: Boskovic (29./wiederholtes Foulspiel) bzw. F. Koch (92./Kritik und Foulspiel)
Gelbe Karten: Alar, Schimpelsberger bzw. Lindner
Die Besten: Trimmel bzw. Hosiner, Holland
Tabelle | ||||||||
1. | Austria Wien | 21 | 16 | 3 | 2 | 50:17 | 33 | 51 |
2. | Red Bull Salzburg | 20 | 12 | 5 | 3 | 47:20 | 27 | 41 |
3. | Rapid Wien | 21 | 12 | 2 | 7 | 33:18 | 15 | 38 |
4. | SK Sturm Graz | 21 | 10 | 6 | 5 | 33:25 | 8 | 36 |
5. | SV Ried | 20 | 9 | 2 | 9 | 38:31 | 7 | 29 |
6. | SV Mattersburg | 21 | 6 | 4 | 11 | 23:44 | -21 | 22 |
7. | WAC | 19 | 5 | 6 | 8 | 27:32 | -5 | 21 |
8. | SC Wr. Neustadt | 21 | 5 | 4 | 12 | 17:40 | -23 | 19 |
9. | FC Admira | 21 | 4 | 5 | 12 | 32:44 | -12 | 17 |
10. | Wacker Innsbruck | 21 | 5 | 1 | 15 | 16:45 | -29 | 16 |
Er spielte nur 28 Minuten. Aber nicht, weil er nur als Joker ins 304. Wiener Derby gekommen ist.
Nein, Winter-Neuzugang Branko Boskovic spielte in der gesamten Vorbereitung auf den Frühjahrsauftakt eine wesentliche Rolle in den Plänen von Rapid-Trainer Peter Schöttel.
28 Minuten wurden es, weil der 32-jährige Mittelfeldspieler zwei Mal die Sense auspackte. Nach 18 Minuten flog der Montenegriner Marin Leovac entgegen und traf den Ersatz-Flügel der Austrianer am Kopf – Gelb.
Nach 28 Minuten wollte der zentrale Mittelfeldspieler unbedingt einen Ball tief in der gegnerischen Hälfte erreichen. Das gestreckte Bein gegen Austria-Kapitän Manuel Ortlechner brachte zu Recht die zweite Gelbe Karte.
Übermotiviert – so lässt sich das Debüt von Boskovic im zweiten Anlauf bei Rapid nach dem Abschied im Sommer 2010 zusammenfassen.
Wie wichtig der Routinier, der als „Achter“ Nürnberg-Legionär Muhammed Ildiz ersetzt hat, noch sein kann, war dennoch zu sehen.
Er bewies in einigen Aktionen seine außergewöhnliche Übersicht und in der 20. Minute legte er mit einem Eckball den Führungstreffer der Rapidler von Christopher Trimmel auf.
Am Sonntag wird Boskovic in Salzburg gesperrt fehlen. Erster Kandidat als sein Ersatz ist der erst 18-jährige Dominik Wydra, der sich schon in der Vorbereitung aufgedrängt hat.
Peter Schöttel (Rapid-Trainer): "Wir waren sehr schnell drinnen in der Partie, waren überlegen und haben verdient 1:0 geführt. Die Austria hat das erste Mal auf das Tor geschossen und den Ausgleich gehabt. Natürlich hat uns der Ausschluss nicht geholfen. Man hat aber nicht gemerkt, dass wir einen Mann weniger waren. Es ist aus meiner Sicht sehr unglücklich. Die Mannschaft hat alles probiert. Wenn die Austria auch solche Spiele gewinnt, in denen sie nicht so gut ist, dann schaut es gut aus für sie. Wir haben so viel Energie und Herz reingelegt, dass wir uns zumindest einen Punkt verdient gehabt hätten."
Steffen Hofmann (Rapid-Kapitän): "Wir können uns heute wenig vorwerfen. Wir haben alles gegeben. Das erste Tor von Hosiner war unglaublich, das zweite fällt genau zehn Sekunden nach einer großen Chance von uns. Es ist normal, dass man sich nach dem Gegentreffer und der Gelb-Roten Karte innerhalb weniger Minuten erst neu sammeln muss. Die Mannschaft hat alles versucht, um das Spiel auch in Unterzahl noch zu gewinnen."
Peter Stöger (Austria-Trainer): "Es wäre auch okay gewesen, wenn Rapid einen Punkt gemacht hätte. Ich habe Rapid auf Augenhöhe gesehen. Wir haben unsere Konter nicht richtig zu Ende gespielt. Rapid hat sehr viel investiert. Wir haben uns in einigen Situationen nicht gut verhalten, was den Zweikampf betrifft. Es war auch ein bisschen Glück dabei bei diesem Sieg. Aber es ist die erste Runde, ein Derby und auswärts, da sind wir zufrieden. Es ist ein kleiner Schritt Richtung Champions-League-Plätze. Das ist das, was wir uns erhofft und erträumt haben. Aber wir müssen in den nächsten Wochen besser spielen.
Philipp Hosiner (Austria-Doppeltorschütze): "Es war ein sehr schwieriges Spiel, vor allem zu Beginn. Rapid war sehr aggressiv und spielbestimmend. Die Gelb-Rote Karte hat uns in die Karten gespielt. Nach dem 2:1 hat Rapid keine Chance mehr auf den Ausgleich gehabt. Wir haben dann mehr auf die Defensive geachtet. Es war sehr schwierig zu spielen auf diesem Platz. Es war der nächste Schritt in Richtung Meistertitel."
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