Wie Gregoritsch im U21-Trainingslager seinen Stil einsetzt

Kommunikator: U-21-Teamchef Werner Gregoritsch ist in Fahrt. 
In Bad Tatzmannsdorf scheint beinahe jeder Trainingsgast den Teamchef persönlich zu kennen.

„Servas, Werner!“ Schon wieder ein Trainingskiebitz, der den U-21-Teamchef ganz dringend begrüßen muss. Und wieder geht Werner Gregoritsch zur Bande neben dem perfekten Trainingsplatz in Bad Tatzmannsdorf, schüttelt die Hand des Besuchers, tauscht ein paar nette Sätze aus, und am Ende wird – fast immer – gelacht.

Offensichtlich kennt jeder, der dem U-21-Team bei der Vorbereitung auf die EM in Italien auf die Beine sieht, den Trainer persönlich. Und nur die wenigsten sind so prominent wie Roman Wallner, der hospitiert, um seine Trainerkarriere zu starten, oder Ex-Trainer Paul Gludovatz, der „nur so kurz vorbeischaut“. Es geht den Besuchern um Fußball, Familie oder alte Geschichten, die längst vergessen schienen. Meist werden im steirischen oder burgenländischen Dialekt (den Unterschied erkennen nur Insider) Herzlichkeiten ausgetauscht. Herzlichkeit ist eines der Schlüsselworte im Trainingslager vor der U-21-EM: Es fällt auf, wie freundlich und offen Trainerstab, ÖFB-Mitarbeiter und Spieler miteinander und auch mit Zaungästen umgehen. Insgesamt 40 Herren unterschiedlichen Alters hat Werner Gregoritsch um sich versammelt.

Starkes Kollektiv

Den ausgebildeten Lehrer macht die positive Gruppendynamik sichtbar stolz. „Das sind wirklich besondere Burschen, eine tolle Gruppe“, erwähnt er laufend. „Jede Mannschaft ist so gut wie ihr Mannschaftsrat“, erklärt der Routinier. Und dieser Kern der Truppe hält seit mindestens zwei Jahren zusammen und hat sich – und damit ist auch der Trainer gemeint – weiterentwickelt. Es ist kein Zufall, dass gestandene A-Team-Spieler alles daran gesetzt haben, in Italien ab 17. Juni spielen zu dürfen.

Als Gregoritsch einem Quartett (Borkovic, Gluhakovic, Lema und Schmidt) am Donnerstag sagen musste, dass es nicht für den endgültigen 23-Mann-Kader reicht, fiel ihm das sichtlich schwer.

„Es fällt sofort auf, dass die Mannschaft besondere Mentalität und großen Zusammenhalt hat“, erzählt Sasa Kalajdzic, der noch nicht oft dabei war. Alexander Schlager (als Tormann ein Dauerbrenner) betont: „Dem Trainer ist die Gruppe sehr wichtig, aber er weiß auch, wann Zeit für Spaß ist.“

Dann steht etwa „nur“ Fußball-Tennis auf dem Programm, und Christoph Baumgartner von Hoffenheim platziert einen Fallrückzieher nach dem anderen.

Kreative Namen

Wenn im Training Gas gegeben wird, ist der 61-jährige Gregoritsch in seinem Element. Jede Übung wird kommentiert, meist mit Anfeuerungen, oder, wenn’s schiefgeht, mit launigen Sprüchen. Die Spieler werden per Spitzname gerufen, teils sind das wilde Eigenkreationen des Steirers. Werner Gregoritsch wirkt wie ein Trainer-Original aus Zeiten, als Instagram noch nicht erfunden war. Peter Schöttel lehnt gut gelaunt an der Bande und will gar nicht widersprechen.

Der ÖFB-Sportdirektor bestätigt, dass die meisten diese Erzählung einer „Fußballfamilie“ von ihren Vereinen nicht mehr kennen und erklärt, warum es gut ist, wie es ist: „Werner kriegt sie alle. Für einige Spieler mag das ungewohnt sein. Aber du musst nur ein biss’l länger zuschauen und merkst, wie sie alle auf seinen emotionalen Zug aufspringen.“

Alexander Huber

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