SOKO bestätigt: Wettbetrug in 15 Fällen

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„Manipulation von Spielen passiert viel öfter, als alle glauben“, sagt Ex-ÖFB-Boss Stickler.

Ein Mann der leisen Töne war Friedrich Stickler in seiner Ära als ÖFB-Präsident. Als Präsident der europäischen Lotterien wurde er am Freitag hingegen sehr deutlich. „Die Manipulation von Spielen passiert viel öfter, als alle glauben. Die Integrität des Sports ist wirklich in Gefahr. Wir müssen etwas ändern. Und es ist schon fast zu spät“, stellte Stickler in Wien beim Seminar über „Sportwetten, Matchfixing und organisierte Kriminalität“ fest.

„Lukrativer als der Drogenhandel“ sei das Geschäft mit Wetten auf manipulierte Spiele, hatte der frühere FIFA-Sicherheitschef Chris Eaton im KURIER erklärt. Stickler bestätigt den Befund und ergänzt: „Es gibt nichts Besseres, um Geld zu waschen, als die Sportwetten.“

Wer (wie die Bundesligaspitze) immer noch verlautbart, Österreich sei eine Insel der Seligen, wurde spät, aber doch aufgeweckt. Gerald Fretska, der Leiter der Task Force „Matchfixing“ im Innenministerium, hält fest: „Wir sind sicher, dass es im österreichischen Profifußball allein zwischen 2009 und 2011 mindestens 15 manipulierte Partien gegeben hat.“

Kein Ende in Sicht

Die Anzahl der Fälle sei in der obersten Spielklasse ähnlich hoch wie in der zweiten, in der die vom KURIER aufgedeckten Manipulationen von Vienna-Partien stattfanden. „Und es gibt keinen Grund zu glauben, dass die Manipulationen in Österreich seither aufgehört hätten. Wir sitzen bei diesem Netzwerk mittendrin“, weiß Fretska als Referatsleiter im Bundeskriminalamt.

Nachgewiesen werden konnten Gespräche, Treffen und Verabredungen von „ungefähr 30 Verdächtigen aus dem Fußball-Bereich“ mit Mittelsmännern aus Deutschland, Ungarn, Slowenien und Kroatien. Die große Wettpaten sitzen als Drahtzieher in Asien.

Dort blüht der illegale Sportwetten-Markt mit rund 400 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr für (Live-)Wetten auf alles – von der nächsten Gelben Karte bis zum nächsten Outball beim Tennis. Zusätzlich werden rund 460 Milliarden mit legalen Sportwetten umgesetzt. Da verwundert es nicht, dass bis zu 600.000 Euro pro Spieler oder Schiedsrichter für ein geschobenes Spiel ausgegeben werden.

Doch neben der explodierenden Zahl von Spielmanipulationen und Wettbetrug gibt es noch ein Problem: Die für eine Gerichtsverhandlung nötigen handfesten Beweise sind selten. Ein eigener Paragraf für Matchfixing wäre hilfreich, ist aber nicht in Sicht. Fretska kündigt den Abschluss der Ermittlungen an. Der Weg zum ersten verurteilten Wettbetrüger in Österreich ist aber noch weit.

In der Causa um Spielmanipulationen und Wettbetrug im österreichischen Profifußball hat sich am Samstag die Bundesliga zu Wort gemeldet. "Der Österreichische Fußball-Bund und die Österreichische Fußball-Bundesliga halten fest, dass bei allen bis dato geführten Untersuchen keine stichhaltigen Beweise für die Einleitung von verbandsinternen Verfahren vorliegen beziehungsweise gesichert werden konnten", heißt es in einer Aussendung.

Darüber hinaus legt die Bundesliga Wert auf die Feststellung, dass trotz mehrfacher Aufforderung von der Staatsanwaltschaft Graz erst in der vergangenen Woche vollständige Akteneinsicht zugesichert wurde. Bisher waren nur Auszüge aus den Akten zur Verfügung gestanden, "die zu keinen konkreten Ergebnissen geführt haben".

Der Leiter der Task Force "Matchfixing" im Innenministerium, Gerald Fretska, wird aufgefordert, Unterlagen und Beweise für die Spielmanipulationen in Österreich vorzulegen.

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