Was Schalke-Tormann Martin Fraisl mit seiner Nase alles kann
Am Samstag fixierte Schalke 04 – der zweitgrößte Mitgliederverein Deutschlands hinter den Bayern – mit einem 3:2-Sieg gegen St. Pauli den Wiederaufstieg. Mittendrin Torhüter Martin Fraisl, der großen Anteil am Erfolg hat und auch beim Feiern zu den Leistungsträgern gehört haben soll. Eine Gelegenheit, um nicht nur ernst gemeinte Fragen zu stellen.
KURIER: Wie nimmt man denn am Smartphone mit Torhüterhandschuhen einen Anruf entgegen?
Martin Fraisl: Mit der Nase macht man das.
Und dabei haben Sie schon richtig viel Erfahrung?
Ich habe jetzt meine ersten Schritte in diesem Metier getan und muss sagen, es fühlt sich so an, als hätte ich es immer schon so gemacht.
Laut den Kollegen der „Bild“ tanzten Sie bis 5 Uhr in der Früh am Sonntag – und hatten dabei noch ihre Handschuhe an.
Die wissen auch nicht alles. Ich hab’ sie erst um 8 Uhr ausgezogen und einem Fan geschenkt, als ich das Stadion verlassen habe.
Geht es denn ohne Handschuhe auch?
Sagen wir, es muss gehen.
Nach dem Schlusspfiff brachen in Gelsenkirchen alle Dämme mit dem Platzsturm. Erinnerungen für immer?
Es hat im Vorfeld geheißen: Wenn wir das schaffen, werden wir Dinge spüren, die hat noch keiner erlebt und möglicherweise niemand mehr so erleben wird. Und so war es auch. Wenn man weiß, wie diese Stadt diesen Klub lebt, wie wir als Team diesem Verein mit unserer Mentalität eine Identität zurückgegeben haben, muss man sagen: Das war einzigartig. Diese Intensität hat man auch in den Emotionen der Menschen gespürt und dann bekommt man innerhalb weniger Stunden alles zurück, was man übers Jahr investiert hat.
Sie haben im September Ralf Fährmann als Nummer eins abgelöst. Wie war die Saison für Sie aus sportlicher Sicht?
Sehr gut. Zu diesem Riesenklub zu kommen und nach wenigen Wochen diese Legende zu verdrängen und auch die Nummer eins zu bleiben, trotz Trainer- und Tormanntrainerwechsel, ist nicht selbstverständlich. Dieses Jahr dann auch noch mit dem Aufstieg zu garnieren, ist einzigartig.
Wie hat es Ralf Fährmann aufgenommen, dass ein weniger bekannter Österreicher kommt und ihm das Leiberl wegnimmt?
Natürlich hat ihm das nicht getaugt. Aber wir haben ein professionelles Verhältnis.
Welches war Ihr sportliches Highlight in dieser erfolgreichen Saison?
Das Debüt auswärts gegen Rostock steht über allem. Das war schon etwas, worauf ich seit vielen Jahren hingearbeitet habe: Bei einem absoluten Großklub zu spielen. Das zweite Highlight war das erste Heimspiel vor ausverkauftem Haus gegen Dresden mit einem 3:0-Sieg vor 60.000 Fans.
Sie waren zuvor bei Ado Den Hag, Sandhausen und Botosani in Rumänien. Was macht ein viel größerer Klub wie Schalke mit einem?
Die Konstellation Großklub hinterlässt einen Fußabdruck bei jedem. Es geht nicht mehr nur um Fußball, man muss sich daran gewöhnen, dass man überall erkannt wird. Da gehst du mit deiner Tochter in den Tierpark und am nächsten Tag steht groß in der Zeitung: „Fraisl identifiziert sich mit der Region“. Und wenn du nach einer Niederlage einkaufen gehst, dann darf halt keine Tiefkühlpizza im Einkaufswagen liegen, weil sonst ein Foto davon in soziale Netzwerke gerät.
Ihr Vertrag läuft aus, wie geht es mit Ihnen weiter?
Ich bin mit vielen Klubs in Gesprächen. Ich will mir auch noch die eine oder andere Woche Zeit nehmen und dann schauen, wo ich das beste Gefühl habe.
Steht Schalke nicht an erster Stelle?
Schalke ist natürlich mit dabei in der Verlosung. Aber ich muss für mich klären, wohin ich will. In vielen Ligen geht die Saison ja noch zehn Tage. Ich bin schon bisher gut damit gefahren, geduldig zu sein und nicht das erstbeste Angebot zu unterschreiben, sondern das richtige. Ich bin mit 29 im besten Tormannalter, bin ablösefrei und der Aufstiegstorhüter des FC Schalke 04. Eine sehr gute Ausgangsposition.
Ein lokales Medium schreibt, der Verein würde eine neue Nummer eins für die Bundesliga suchen.
Ich spüre bei Schalke eine sehr große Wertschätzung. Dass hier 25 Zeitungen täglich berichten müssen, ist eine weitere Begleiterscheinung des Großklubs.
Eines Ihrer Ziele ist vermutlich auch das Nationalteam. Wie beurteilen Sie die Teamchefbestellung?
Das ist sehr positiv. Genau so ein Mann ist notwendig, um den österreichischen Fußball weiterzuentwickeln. Rangnick hat mit Salzburg schon neue Maßstäbe gesetzt und eine Schablone für viele Vereine geliefert. Das wird er wieder tun. Und er wird ein Nationalteam zusammenstellen, das höchsterfolgreich sein wird.
Wie waren die Reaktionen bei Schalke, wo Rangnick auch zweimal tätig war?
Viele haben sich gewundert, weil der Schritt von Manchester United zum ÖFB nicht logisch ist. Aber wenn man ihn kennt, weiß man auch, dass er ein Visionär ist und sich etwas dabei denkt.
In Rangnicks Spielidee wird hoch verteidigt, wodurch zwischen der Abwehrkette und dem Tormann ein riesiger Raum entsteht. Sind Sie dafür der richtige Torhüter?
Das ist für mich perfekt. Wir stehen auch mit Schalke so hoch wie kein anderes Team in der Liga und ich habe diesen Raum hinter der Viererkette immer sehr aktiv verteidigen müssen. Dieses offensiv-orientierte Torhüterspiel ist eine meiner Stärken.
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