Warum wir zu Spanien bzw. Italien halten

Unten: Spanien und Jubel, ein gewohntes Bild in den letzten Jahren. Oben: Italien und Jubel, ein Markenzeichen dieses Turniers.
Wer soll den Titel holen? Zwei KURIER-Redakteure mit zwei verschiedenen Meinungen.
Warum wir zu Spanien bzw. Italien halten
Anstoß: Magische Momente

Warum hat niemand Mitleid mit den Spaniern? Nur weil sie seit Jahren den attraktivsten Fußball spielen, greifen bei dieser EM die Gegner zu den unattraktivsten Mitteln.

Was können die Spanier dafür, dass Italien den Libero wieder erfunden hat, um ihnen ein 1:1 abzuringen. Oder dass der kroatische Teamchef ein 1-10-System kreiert hat, um 0:1 zu verlieren. Oder dass die Portugiesen so lange hinterher gelaufen sind, dass sie danach zu müde zum Elferschießen waren.

Wenn ihnen jemand viel Platz ( Irland) oder wenigstens ein bisschen Platz (Frankreich) gelassen hat, dann haben sie ja gezeigt, was sie können, dann haben sie munter drauf los kombiniert.

Und wenn man das schönste Tor der EM wählt, sollte man auch David Silva nicht vergessen. Die Stimmen der genarrten Iren St. Ledger, Ward und Dunne wird er haben. Die Spanier sind eben verdammt coole Typen. Bei den Pirlo-Preisungen vergisst man nur zu gern, dass auch Sergio Ramos seinen Elfer ganz lässig verwandelt hat.

Das zeigt, dass sie sich nicht beeindrucken lassen. Nicht von hinterher hechelnden Gegnern. Nicht von harschen bis hämischen Kritikern. Die Spanier spielen ruhig weiter und werden dafür belohnt werden. Diese goldene Generation wird sich den dritten Titel in Folge holen. Günther Pavlovics

Herausforderer

Warum wir zu Spanien bzw. Italien halten
Anstoß: Reflexzone

Seien wird doch einmal ehrlich: Wer war bisher für DIE magischen Momente bei dieser Fußball-EM verantwortlichen? Doch nicht die Spanier. Es waren vor allem diese Italiener, die uns mit ihrem unitalienischen Stil irgendwie ein bisschen spanisch vorkommen, die alle so verblüfft und begeistert haben. In allen Belangen.

Das beginnt schon bei der Wahl zum schönsten Tor der EM, für das sich zwei Italiener beworben haben: Andrea Pirlos Elfmeter-Lupfer gegen England war genial & gerissen zugleich, Mario Balotellis Granate zum 2:0 gegen Deutschland war schlichtweg der nackte Wahnsinn.

Auch die Frage nach dem besten Spieler dieses Turniers beantwortet sich von alleine: Es kann nur einen geben. Andrea Pirlo stahl bisher den Xavis und Iniestas definitiv die Show.

Und dann ist noch etwas, das uns im Finale zu Tifosi macht: die Hymne. Kein Team ist beim Singen mit so einer Leidenschaft und Lautstärke dabei, wie die Squadra Azzurra.

Kurzum: Diese italienische Mannschaft verdient sich den Titel, weil sie so wohlwollend anders ist, als die Generationen vor ihr.

Die Defensive gewinnt Titel heißt ein Stehsatz, den jeder Italiener spätestens seit dem WM-Sieg von 2006 kennt. Aber die Offensive gewinnt Sympathien. Der Titel "Europameister der Herzen" ist Italien jedenfalls schon jetzt sicher.Christoph Geiler

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