Nächster Versuch, die Autos Autos sein zu lassen. Ich brauche Hilfe. „Gehen Sie doch in einen der vielen Parks“, rät mir eine Dame. Keine schlechte Idee. Schon bald muss ich zwei Dinge feststellen: Es ist sehr ruhig auf den Straßen. Und es gibt hier erstaunlich viele Grünflächen. Im Allerpark angekommen, lädt der Sandstrand des Allersees zum Verweilen ein. Wunderschön. Aber menschenleer.
Das Wetter ist optimal zum Spazierengehen, dennoch warte ich zehn Minuten, bis ein Paar vorbeikommt. Tipps, was ich hier machen könne? „Das VW-Werk!“ Abgesehen von Autos? „Das Stadion!“ Fußball ist erst am Dienstag. „Na außer Autos und Fußball haben wir hier nicht viel“, sagt Werner und fügt an: „Eigentlich ein Paradies für Männer!“ Für diesen Satz erntet er einen bösen Blick seiner Frau.
Autos und Fußball sind längst keine Männerdomänen mehr, schon gar nicht in Wolfsburg. Die Frauenmannschaft des VfL ist wesentlich erfolgreicher als jene der Männer: Sechs Mal deutscher Meister, acht Mal Pokalsieger, dazu zwei Triumphe in der Champions League. Da hinken die Männer mit nur je einem Meistertitel und Erfolg im DFB-Pokal weit hinterher.
Und nun: Auf Richtung Zentrum. Unterwegs kann man wieder Autos zählen. Wieder acht von zehn. Mehr als Fußgänger fast. Auch im schönen Schillerpark begegnet man mehr Gänsen als Menschen. Dann, endlich Leute auf der Straße, die anvisierte Fußgängerzone ist in Sicht. Hier ist zumindest ein bisschen was los. Und natürlich: keine Autos.
Jetzt noch eine Currywurst. Natürlich hat auch die in Wolfsburg etwas mit Autos zu tun. Wo ich denn eine gute bekommen würde, will ich von einem Passanten wissen. „Die Beste hat es immer in der VW-Kantine gegeben“, erzählt Friedrich, „aber seit Sommer gibt es dort keine mehr.“
Er ist schon in Pension (oder muss ich hier Rente sagen?), hat auch nie für VW gearbeitet. Aber der Sohn von einem Bekannten tut dies und hat von dem „Skandal“ berichtet. Tatsächlich schreckt der Konzern bei der Planung einer „grünen“ Zukunft auch vor drastischen Maßnahmen nicht zurück. Für eine emissionsfreie Zukunft soll nicht nur E-Mobilität sorgen, sondern auch eine vegane Werksküche.
Das Fazit: Die Autostadt Wolfsburg ist grüner als gedacht, das Thema Auto lässt sich aber nicht umkurven. Jeder hat irgendetwas mit VW am Hut, oder kennt zumindest irgendeinen, der dort arbeitet. Oder fährt einen. Die Leute sind stolz auf (ihren) Volkswagen. Und sie lieben Fußball. Auch wenn eine Meisterparty in der Stadt mit 90.000 Leuten wie nach dem Titelgewinn 2009 in weiter Ferne liegt (und nach diesem Tag völlig unvorstellbar scheint). So schnell werde ich wohl nicht mehr herkommen. Außer Salzburg spielt wieder hier. Oder die Toten Hosen geben ein Konzert.
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