Michel Platini bei Juventus etwa. Oder Diego Maradona in Neapel. Oder die drei Niederländer Marco van Basten, Ruud Gullit und Frank Rijkaard im Milan-Dress. Oder die drei deutschen Weltmeister Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann und Andreas Brehme für Inter. Oder Ronaldo (der echte) bei Inter (und später Milan). Gehörte es in den 80er- und 90er-Jahren noch zum guten Ton nach Italien zu wechseln, kamen Transfers in die Serie A danach immer mehr außer Mode.
Die Liga hatte zunehmend mit Korruption und Manipulation zu kämpfen. Für den absoluten Tiefpunkt sorgte Juventus: Den Turinern wurden im Nachhinein zwei Meistertitel aberkannt (2005 und 2006), zudem mussten sie in die Serie B absteigen. Seitdem kommt der italienische Fußball nicht zur Ruhe, das jüngste Beispiel dafür gab zuletzt erneut Juventus Turin. Im November 2022 trat der gesamte Vorstand des Rekordmeisters überraschend zurück.
Grund dafür war die finanzielle Schieflage des Vereins samt staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen wegen möglicher Bilanzfälschungen. Doch die Alte Dame steht nicht alleine da, in den letzten zwölf Jahren haben die italienischen Profiklubs insgesamt 4,1 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten angesammelt. „Wir haben unsere Verschuldung praktisch verdoppelt“, sagte Verbandschef Gabriele Gravina im Sommer 2022.
Die englische Premier League hat die Serie A längst überholt, die spanische Primera División ist ihr ebenfalls enteilt. Mittlerweile steht aber auch die deutsche Bundesliga weit besser da. Dass die Serie A nur noch die Nummer vier ist, beweist auch ein Blick auf die Umsätze der Saison 2022/’23: Die Premier League führt die Liste der Topligen klar an (6,5 Milliarden Euro), dahinter die Primera División (3,7 Milliarden), die Bundesliga (3,47 Milliarden) und die Serie A (2,3 Milliarden). Auch in der UEFA-Fünfjahreswertung liegt Italien an der vierten Stelle.
Trotz der regelmäßigen Rückschläge ist ein Aufwärtstrend erkennbar. Aktuell sind noch sieben Vereine international vertreten, drei davon in der K.-o.-Phase der Champions League, im Vorjahr hat AS Roma einen Titel geholt – auch wenn es „nur“ in der Conference League war. Bei den meisten Vereinen haben mittlerweile ausländische Investoren die Finger im Spiel. Mit Cristiano Ronaldo konnte man von 2018 bis 2021 wieder einen absoluten Topstar in der Liga sehen (Juventus). Mit José Mourinho hat man einen der besten Trainer im Geschäft. Derzeit sorgt Napoli – einer der wenigen Topvereine, die noch in italienischer Hand sind – für Furore.
Man darf zumindest vorsichtig optimistisch in die Zukunft blicken.
Kommentare