Von Adrianinho bis Soriano: Die Vorgänger von Ashley Barnes

FUSSBALL CHAMPIONS LEAGUE QUALIFIKATION: PARTIZANI TIRANA - RED BULL SALZBURG
Der Engländer wird nie für das ÖFB-Team spielen dürfen. Aber er ist nicht der einzige vermeintliche Hoffnungsträger.

Ashley Barnes ist nicht der erste Fußballer, den der ÖFB gerne eingesetzt hätte oder der zumindest mit dem österreichischen Verband in Verbindung gebracht worden ist, der nie für das Nationalteam gespielt hat. Der KURIER gibt den alphabetischen Überblick (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) ...

Adrianinho: 2003 wollte Teamchef Hans Krankl Adriano Manfred Laaber einberufen. Sein Klub Ponte Preta bestätigte, dass der Austro-Brasilianer noch nie für eine Auswahl Brasiliens im Einsatz war. Der ÖFB berief ihn trotzdem nicht ein. „Das Risiko ist zu groß“, hieß es. „Schade. Ich wäre gerne gekommen“, meinte Adrianinho. Mittlerweile ist der 38-Jährige Co-Kommentator beim Internetstreamingdienst DAZN.

Alan: Am Salzburg-Stürmer zeigte der ÖFB Interesse. Der Brasilianer war nicht abgeneigt. Sein Wechsel nach China im Jänner 2015 verhinderte eine Teamkarriere. „Mindestens fünf Jahre ununterbrochen“ hätte Alan laut FIFA-Regeln in Österreich wohnhaft sein müssen, um spielberechtigt zu sein. Es waren nur viereinhalb.

 

Aldo Duscher: Der Argentinier mit österreichischem Pass (dank seiner Großeltern) spielte von 1998  bis 2011 in Europa bei so renommierten Klubs wie Sporting Lissabon, La Coruña oder FC Sevilla. Für Österreichs Team war er spätestens 2005 kein Thema mehr: In diesem  Jahr absolvierte der defensive Mittelfeldspieler drei Spiele für sein Geburtsland.

Steffen Hofmann: Im Juli 2005 präsentierte der ÖFB den Rapid-Star schon als neuen Teamspieler. Es wurde aber  die Rechnung  ohne den Wirten  gemacht. Weil der damals 24-Jährige acht Jahre zuvor für Deutschland bei der U17-WM 1997 in Ägypten gespielt hatte, durfte er laut FIFA-Statuten nicht mehr für Österreich spielen. Die peinliche Posse hätte vermieden werden können. Denn das Statut enthielt eine  Übergangsfrist  vom 1. Jänner bis zum 31. Dezember 2004, in der auch Spieler, die das Alterslimit (21 Jahre) überschritten hatten – trotz Nachwuchs-Länderspielen für einen anderen Verband – die Nation wechseln konnten.

 

Die eingebürgerten Fußballer, die für das ÖFB-Team spielten

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Bernd Krauss war in der jüngeren österreichischen Fußball-Geschichte der erste eingebürgerte Kicker. Der Deutsche kam 1977 als 20-Jähriger zu Rapid, erhielt knapp vier Jahre später den österreichischen Pass. Bei seinem Debüt im Jahr 1981 stellte er sich gegen sein Geburtsland Deutschland mit einem Eigentor vor. 21 Team-Einsätze sollten noch folgen. 

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1987 erhielt Frenkie Schinkels den österreichischen Pass. Im März 1992 absolvierte er unter Teamchef Ernst Happel gegen Ungarn das erste von insgesamt sechs Länderspielen. Das Team-Highlight erlebte der in Rotterdam geborene Mittelfeldmann ausgerechnet gegen seine Holländer. Bei der knappen 2:3-Niederlage in Sittard erzielte er seinen einzigen Team-Treffer.  

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In Jugoslawien kam 1966 Goran Kartalija auf die Welt. Bei LASK mauserte er sich zum Publikumsliebling, aber auch zu einem der besten Stürmer in der Liga. Nach der Einbürgerung kam er unter Teamchef Herbert Prohaska 1996 zum Teamdebüt. Drei weitere Teameinsätze sollten folgen. 

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Einige Parallelen gibt es zwischen Kartalija und Tomislav Kocijan: Beide kamen in Jugoslawien auf die Welt (Kocijan ist ein Jahr jünger), spielten im Sturm und kamen auf vier Länderspiele. Im Gegensatz zu Kartalija erzielte der 1994 eingebürgerte Kocijan ein Tor im ÖFB-Trikot. 

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Mit Željko Vuković wurde in den 90er Jahren ein weiterer Ex-Jugoslawe eingebürgert. Kurios: Der Verteidiger feierte sein Teamdebüt als 40-Jähriger, weil neun Stammspieler vor der Reise zum entscheidenden WM-Quali-Match für die WM 2002 in Israel Terrorgefahr witterten und nicht antreten wollten. Zwei weitere Teameinsätze verbuchte der Ex-GAK und FC-Kärnten Abwehrmann, der 1991 auch einmal für das kroatische Nationalteam spielen durfte. 

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Ein wahrer Glücksgriff war die Einbürgerung von diesem Mann. Ivica Vastic, der  bekam Anfang 1996 den österreichischen Pass und in demselben Jahr spielte der Mann aus Split auch schon für Rot-Weiß-Rot. Nach 50 Matches, in denen er 14 Tore erzielte, je einer WM- und EM-Teilnahme sagte "Ivo" Adieu. Österreich kann von Glück reden, dass Vastic lange davor bei einem Länderspiel Kroatiens, zu dem er einberufen worden war, nicht zum Einsatz kam.

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Das bislang letzte Beispiel einer erfolgreichen "Verpflichtung" des ÖFB ist Moritz Bauer. Da bei dem im Schweizer Winterthur geborenen Verteidiger der Vater (bei der Geburt) Österreicher war bzw. ist, konnte er den Pass leichter erwerben. Im August 2017 berief ihn "Landsmann" Marcel Koller erstmals ein. Seit seinem ersten Spiel gegen Georgien kamen bis heute nur fünf weitere dazu. 

Andy Hunt: Der Engländer stürmte in den 1990ern für Newcastle, West Bromwich  und Charlton. Durch seine österreichische Oma wäre eine Einbürgerung möglich gewesen. 1998 bot er sich dem ÖFB an, Herbert Prohaska wollte ihn nicht. Zwei Jahre später griff Teamchef Otto Baric die Idee  auf, die Karriere von Hunt wurde zu dieser Zeit durch ein chronisches Erschöpfungssyndrom aber jäh beendet. Mittlerweile ist Hunt Hotelbesitzer in Belize.

Moritz Leitner: Der  Münchner  mit einer steirischen Mutter spielte in der U-17 noch für Österreich. Am 2. September 2010 wurde er deutscher Staatsbürger, kurz danach trat er  erstmals für den DFB ab. Das Thema österreichisches Team damit war erledigt. Aktuell spielt er beim englischen Zweitligisten Norwich City.

 

Jonathan Schmid: Der Franzose ist Sohn einer Elsässerin und eines Österreichers. Seit 2008 kickt er in Deutschland, bei Freiburg, Hoffenheim und mittlerweile bei Augsburg. Mehrmals bekundete der Mittelfeldspieler sein Interesse für Österreich zu spielen. Allerdings fehlt ihm dafür die Staatsbürgerschaft.

Jonatan Soriano: Als der damalige Salzburg-Star 2014 anklingen ließ, dass er sich vorstellen könne, für Österreich zu spielen, wurde die Causa vom ÖFB geprüft. Schnell war aber klar, dass das nicht möglich ist, weil er schon für spanische Nachwuchsteams gespielt hatte.

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