„Ich habe vor eineinhalb Jahren erfahren, dass Pilsen neue Eigentümer sucht, bei einem persönlichen Besuch das Potenzial des Vereins erkannt und mir ein Mandat geben lassen, mit Interessenten zu verhandeln“, erzählt Raphael Landthaler.
Der St. Pöltner war von 2015 bis 2020 Finanzchef in Hütteldorf. Danach folgte ein unerwartet kurzes Gastspiel bei der Bundesliga als zweiter Vorstand.
Lieber Hütteldorf statt USA in Pilsen
Als Plan A vorgesehen waren US-Amerikaner, der Deal platzte. „Da ich überzeugt war, dass in Pilsen so viel vorhanden ist, habe ich in meinem persönlichen Umfeld nach Partnern gesucht“, erklärt Landthaler im KURIER-Gespräch.
Pilsen war lange nur ein Zweitligist in einer Eishockey-Stadt, ehe Klubinhaber Adolf Sadek und Erfolgstrainer Pavel Vrba ab 2008 aus der Viktoria einen sechsfachen Meister formten.
Obwohl die Prager Großklubs Slavia und Sparta viel mehr Möglichkeiten haben, sollte Pilsen auf Augenhöhe agieren. Das ging sich finanziell nicht mehr aus. „Um Pilsen zu retten, habe ich 150 Millionen Kronen geborgt (umgerechnet sechs Millionen Euro, Anm.). Ich bin ein Verrückter, der Verein war halb-tot. Jetzt sind wir wieder am Leben“, erzählte Sadek nach dem Einzug in die Champions League 2022 – mit den UEFA-Millionen konnte eine geordnete Übergabe eingeleitet werden.
Erinnerung an Rapid-Sieg mit "Stolpersberger" in Pilsen
2015 hatte es in der Europa League zwei Niederlagen gegen Rapid gegeben. Legendär wurde der reingestolperte Siegestreffer von Philipp Schobesberger, der zum „Stolpersberger“ wurde.
Logisch, dass Landthaler neben dem Schweizer Martin Dellenbach, der auch in Lafnitz investiert, seine Rapid-Bekannten fragte. Überzeugen ließen sich Ex-Präsident Martin Bruckner, der frühere Rapid-Jurist Niklas Belihart (jetzt Geschäftsführer der Admira) und Raimund Hedl.
Der Vater von Tormann Niki hatte bereits als Spieler in Immobilien investiert, als Wohnungen in Wien noch billig waren. Jetzt betreibt Hedl eine Immobilienfirma und ist auch Tormanntrainer im U-21-Team.
Die Übernahme: "Billig war es nicht"
Ebenfalls dabei ist Christian Fuchs. Nicht der Ex-Teamkapitän, sondern ein Mobilfunkmanager, der als engster Partner von Ex-Rapid-Präsident Michael Krammer die Firma Ventocom („HoT“) aufgebaut hat. Dazu kommen der Anwalt Stephan Polster und Datenanalyst Philip Klöckl, der mit Strykerlab im Fußball erfolgreich wurde.
Über den Kauf von Pilsen um mehrere Millionen sagt Landthaler nur: „Billig war es nicht.“
Landthaler ist als Finanzchef einer von drei Vorständen, Dellenbach fungiert als Sportvorstand, Bruckner ist Aufsichtsratsvorsitzender. Anders als viele Investoren setzt die Gruppe auf vorhandenes Know-how: Sadek ist als CEO geblieben.
Starke Verjüngung im ersten Jahr
Zwei markante Veränderungen gibt es beim Ligadritten: Der Verein ist nun finanziell stabil und die Startelf wurde in Schnitt um vier Jahre verjüngt.
Landthaler: „Das Ziel ist neben der Spielerentwicklung die regelmäßige Qualifikation für Europacup-Gruppenphasen.“ Da Pilsen in 13 Jahren 12-mal in den Top-3 der Liga war, ist das auch realistisch.
Das 0:0 gegen Fiorentina hat Tschechien Platz 10 in der UEFA-Wertung und damit einen Fixplatz für den Meister in der Champions League gesichert.
Conference League als Bühne für Pilsen
Landthaler spricht lieber über die Conference League, deren Gründung er als Rapid-Vertreter in der Klubvereinigung ECA verhandelt hat: „Nach der Champions League hatte nur der Tormann ein Angebot. Nach dem starken Herbst in der Conference League hatten wir für die halbe Mannschaft Angebote – das ist eine perfekte Bühne.“
Und was sagen jene Bekannte, die 2023 nicht miteingestiegen sind? „Es tut ihnen leid. Aber jetzt ist es zu spät.“
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