Viele Sorgen, wenig Freude: Lewandowski-Rückkehr elektrisiert München

Viele Sorgen, wenig Freude: Lewandowski-Rückkehr elektrisiert München
Der wichtigste Bayern-Spieler der vergangenen zehn Jahre kehrt in der Champions League am Dienstag im Barcelona-Dress als Gegner zurück. Der Pole kann dabei viele Wunden aufreißen.

Als Oliver Kahn, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, das Champions-League-Los der Münchner analysieren sollte, da sprach er diesen einen Satz aus, der vielen auf der Zunge lag: „Solche Geschichten schreibt nur der Fußball.“

Das ist natürlich Unfug.

Dass ein ehemaliger Sportler an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt, ist nichts, was es nur im Fußball gibt. Der Volkssport mit seinem Milliardenbusiness ist jedoch ein bisschen greller und lauter als die meisten anderen Sportarten.

All das ändert dennoch nichts an jenem Theater, das schon im Vorfeld des Champions-League-Spiels in München zwischen dem FC Bayern und Barcelona am Dienstag aufgeführt wurde (21 Uhr/live Sky Sport, Amazon Prime Video).

Das liegt daran, dass ER nach München zurückkehrt. ER das ist Robert Lewandowski, dessen Namen bei den stolzen Bayern in den vergangenen Wochen tunlichst vermieden wurde. Der 34-jährige Pole war acht Jahre lang der wahrscheinlich wichtigste Spieler des Klubs, in 375 Einsätzen für die Deutschen erzielte der Mittelstürmer 344 Treffer. Nicht selten war es ein siegbringendes Tor.

Es war die perfekte Beziehung, ehe sich Lewandowski im Sommer entschied, noch einmal in seiner Karriere eine Veränderung herbeizuführen. Der zweifache Weltfußballer wollte nach Barcelona, Barcelona wollte den zweifachen Weltfußballer. Nur die Bayern standen dieser Traumehe im Weg. Erst wurde ein bisschen verhandelt, dann viel geschwiegen. Spätestens als der Pole betonte, dass seine „Geschichte beim FC Bayern“ vorbei sei.

Am Ende einigte man sich doch irgendwie. Der FC Bayern erhielt 45 Millionen Euro und das damals angeschlagene Team aus Barcelona im Austausch etwas, was unbezahlbar ist im Fußball: eine Torgarantie. Neun Treffer hat Lewandowski in den ersten sechs Spielen für seinen neuen Klub erzielt. Bei Barça läuft’s sportlich wieder.

Deutlich mehr Wendungen weist der Saisonstart beim deutschen Rekordmeister auf. Einem fulminanten Beginn (6:1, 2:0, 7:0) folgten zuletzt drei Unentschieden, die die Frage aufwerfen, ob es – wie zunächst behauptet – tatsächlich ein Segen ist, die Last der Tore auf mehrere Schultern zu verteilen. Auf 50 Saisontore, wie Lewandowski zuletzt, wird heuer keiner der Bayern-Stars kommen.

„Wir alle kennen den Lewy aus dem Training. Wir wissen, welche Fähigkeiten er hat. Aber er weiß auch, dass es nicht einfach ist, gegen uns zu spielen“, sagt Tormann und Kapitän Manuel Neuer diplomatisch vor dem Schlagerspiel. Die milden Worte für den ehemaligen Mitspieler und Fanliebling sollen auch dazu dienen, eine drohende feindselige Stimmung von den Tribünen nicht noch weiter zu befeuern.

Anspannung in Marseille

Ein heißer Tanz erwartet am Dienstag auch Eintracht Frankfurt und Trainer Oliver Glasner in Marseille. Sportlich ist in Gruppe D Wiedergutmachung nach dem 0:3 gegen Sporting angesagt. Aus Angst vor Ausschreitungen zwischen den großen und aktiven Fangruppen wurde ein Marsch in der Hafenstadt untersagt. Ebenso ist das Tragen von Eintracht-Utensilien und das Singen von Fan-Liedern in einigen Bezirken von Marseille untersagt.

Oft sind es genau diese Geschichten, die wirklich nur der Fußball schreibt.

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