"Vergangenes zählt nicht"- Spaniens Trainer vor dem Frauen-WM-Semifinale

"Vergangenes zählt nicht"- Spaniens Trainer vor dem Frauen-WM-Semifinale
Vor elf Monaten hatten sich 15 Spielerinnen gegen ihren Teamchef gestellt. Nun steht das Team im Halbfinale der WM.

Spanien und Schweden kämpfen am Dienstag (10.00 Uhr MESZ/live ORF 1) in Auckland um das erste Finalticket bei der Frauen-WM. Während die bisher so spielstarken Spanierinnen ihre Halbfinalpremiere auf der größtmöglichen Fußball-Bühne in Angriff nehmen, streben die Skandinavierinnen im fünften Versuch das zweite Endspiel nach 2003 an. Die Siegerinnen des Duells treffen im Showdown um den Titel auf Co-Gastgeber Australien oder England, die sich am Mittwoch gegenüberstehen.

Das schwedische Team von Trainer Peter Gerhardsson zählte vor WM-Beginn nicht unbedingt zu den heißesten Anwärtern auf den Pokal. Im Verlauf des Turniers bot man aber überzeugende Leistungen und schaltete in der K.o.-Phase mit Rekordchampion USA und Japan zwei Topnationen aus.

Mit den Spanierinnen wartet nun ein weiterer harter Brocken. „Wir wissen, dass sie einige sehr gute Einzelspielerinnen haben, aber auch als Mannschaft sind sie sehr, sehr stark“, sagte Schwedens Verteidigerin Natalie Björn. Die Erfahrung aus den erfolgreich absolvierten Achtel- und Viertelfinalpartien soll ein Vorteil sein, so Björn. „Ich denke, es ist gut, dass wir vor diesem Spiel gegen Japan und die USA gespielt haben, denn ich habe das Gefühl, dass Spanien auch ein bisschen eine Mischung aus beiden ist.“

Der seit 2017 amtierende Teamchef Gerhardsson will nach den verlorenen Halbfinali bei der WM 2019 und der EM im Vorjahr unbedingt den Sprung ins Endspiel schaffen. „Es ist ein komplett neues Halbfinale, mit neuen Emotionen und einem guten Gefühl. Es fühlt sich wie eine wundervolle neue Erfahrung an“, meinte Gerhardsson auf die neuerliche Vorschlussrunde angesprochen. Obwohl die Schwedinnen seit je her vorne mitmischen, reichte es nur zu einem Titel: 1984 gewannen sie die erstmals ausgetragene EM. Im WM-Finale vor 20 Jahren unterlagen sie Deutschland.

Die Spanierinnen zerlegten im Achtelfinale die Schweiz mit 5:1, danach setzte sich die Auswahl von Trainer Jorge Vilda gegen Vize-Weltmeister Niederlande nach hart umkämpften 120 Minuten durch. Vor dem Duell mit Schweden wollen die Ibererinnen nichts mehr vom Aufstand gegen Vilda im Vorjahr wissen. „Ich sehe die Mannschaft motiviert wie noch nie und voller Selbstbewusstsein. An alles, was in der Vergangenheit passiert ist, will ich mich nicht erinnern. Ich will nur diesen Sport genießen, mit dieser Mannschaft unser Land inspirieren“, sagte Stürmerin Jennifer Hermoso.

Im vergangenen September nach der EM in England hatten 15 Spielerinnen ihren vorläufigen Rücktritt aus der dem spanischen Team erklärt. Sie erläuterten, dass sie die derzeitige Situation unter Vilda und seinem Betreuerstab „erheblich“ in ihrem „emotionalen Zustand“ und ihrer „Gesundheit“ beeinträchtige. Der Verband stellte sich vor Vilda, einige der Spielerinnen sind inzwischen ins Nationalteam zurückgekehrt.

Hermoso gehörte damals nicht zu den Aufständischen, hatte aber in den sozialen Medien ihre Solidarität bekundet. Spaniens Kapitänin Ivana Andrés hatte bereits betont, dass die Spielerinnen „ein sehr gutes Verhältnis zu unserem Coach haben“.

Verstärkt im Fokus steht mittlerweile auch wieder Weltfußballerin Alexia Putellas. Sie hat nach ihrem überstandenen Kreuzbandriss bisher 155 WM-Minuten, aber noch kein komplettes Match gespielt. „Wir sind alle sehr glücklich, welches Level Alexia erreicht hat“, sagte Vilda. „Es ist wahr, dass sie sich in einem Genesungsprozess von neun oder zehn Monaten befunden hat. Alexia ist für alles bereit.“

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