Janko über ÖFB-Reform im Kinderfußball: "Man sollte die Eltern hinterfragen"

KURIER-Kolumnist Marc Janko.
Nach Rangnick-Vorstoß: Ex-ÖFB-Stürmer Marc Janko erklärt, warum Leistung auch im Kindesalter zählen muss.

Zuletzt wurde die Maßnahme des Österreichischen Fußballbundes, im Kinderfußball bis zur U12 Tabellen zu streichen, heftig diskutiert. Auch Teamchef Ralf Rangnick äußerte seinen Wunsch nach Zahlen und Fakten, um das Essenzielle, das Gewinnen-Wollen, zu fördern.

➤ Mehr dazu: ÖFB-Coach Rangnick über seine Aussage zum Kinderfußball

Nun gut, gewonnen und verloren wird ja nach wie vor. Einzig die Ergebnisse werden am Ende des Tages nicht mehr in ein Online-System eingetragen, um Tabellen zu errechnen, anhand derer (über-)motivierte Nachwuchs-Trainer Woche für Woche nur ihre stärksten Kinder auf den Rasen schicken.

Ich bin  der Überzeugung, dass hier für die breite Masse, sprich für die weniger Talentierten, die richtige Entscheidung im Sinne der Gemeinschaft getroffen worden ist.

Janko über ÖFB-Reform im Kinderfußball: "Man sollte die Eltern hinterfragen"

Spiel und Spaß, aber auch Siegen: Kinder sollen auch das Gewinnen und das Verlieren lernen.

Spannend, dass dies auch in anderen Ländern so gehandhabt wird – in Belgien wurden die Tabellen sogar bis zur U14 abgeschafft. Das halte ich für übertrieben. Der Leistungsgedanke wird durch diese Maßnahme zu einem Teil entschärft und nun besser gesteuert. Das ist einen Versuch wert. Ich hielte es allerdings für grundfalsch, wenn er komplett abgeschafft werden würde.

Das wäre in zweierlei Hinsicht ein falsches Signal. Einerseits an die Fähigen, dass Leistung nichts zählt. Andererseits an die weniger Talentierten, dass es in Ordnung  ist,  keine Leistung bringen zu müssen. Deshalb hoffe ich, dass Tore auch weiterhin gezählt werden und die Kinder am Ende des Tages wissen, ob sie verloren, oder gewonnen haben.

Aus Niederlagen lernen

Denn was sowohl den Starken, wie auch den Schwächeren nie genommen werden darf, ist die Fähigkeit, mit Rückschlägen im (späteren) Leben umzugehen. Ich weiß aus meiner Karriere, wie wichtig Niederlagen sind. Oft bringen sie einen als Persönlichkeit weiter als Siege. Wir leben eben in einer Leistungsgesellschaft. Je früher man lernt, für seine Ziele arbeiten zu müssen umso eher ist man für das Leben gerüstet. Man sagt ja nicht umsonst, dass der Sport eine Turbo-Lebensschule ist.

Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 40-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.

Twitter: @JankoMarc
Instagram: @marcjanko
Facebook: @MarcJanko

Die Eltern erziehen

Wenn ich höre, dass man durch diese Maßnahmen auch verhindern will, dass Eltern am Spielfeldrand ausfällig und handgreiflich werden, dann sollte man neben den Strukturen auch die Eltern hinterfragen.

Positiv an der ÖFB-Reform finde ich vor allem die neuen Spielformen mit kleineren Mannschaften und Feldern, wo die Kinder automatisch  mehr Ballaktionen und Intensität in der Partie haben.

Kommentare