Tore für das Vergessen

Tore für das Vergessen
Eine Fußballnation hat Mario Balotelli dank zweier Tore im EM-Halbfinale auf einmal alle Eskapaden verziehen.

Baloooooooo....tellllli!!!!! Italienische Kommentatoren waren fassungslos – und stimmlos. Mario Balotelli, der Mann des Spiels! Egal, ob er seinen Kopf hinhielt oder mit dem rechten Fuß schoss, er ließ die deutschen Verteidiger ins Leere laufen.

Vergessen die Eskapaden, die sein Leben zieren. Gestern Nacht war den Italienern egal, mit welchen Prostituierten sich der Stürmer herumtreibt, welche Striplokale er besucht, welche Häuser er in Brand setzt oder welche Nachwuchsspieler nicht mit Pässen, dafür mit Dartpfeilen bedient werden.

Balotelli ist anders. Und das ist gut so. Weil er auf dem Platz auch anders ist. Mit 15 Jahren dribbelte der gebürtige Sizilianer ghanaischer Herkunft in der Serie C als jüngster Profi der Geschichte Italiens, spielte danach für Inter Mailand und unterschrieb 2010 einen Fünfjahresvertrag für Manchester City. Die Briten zahlten 28 Millionen Euro für den damals 19-Jährigen, es ist die höchste für einen Spieler dieses Alters bezahlte Summe. Und deshalb konnte er damals schon ruhigen Gewissens einem Polizisten auf die Frage, warum er soviel Geld bei sich habe, getrost sagen: „Weil ich reich bin.“

Er ist anders, will anders sein. Aber nicht wegen seiner Hautfarbe. So sagte er unlängst: „Wenn mich jemand auf der Straße mit einer Banane bewirft, werde ich ins Gefängnis gehen müssen, weil ich ihn umbringen werde.“

ManCity-Coach Alberto Mancini, auch ein Italiener, hatte die Eskapaden seines Stürmers satt und warf ihn im April nach einem Ausschluss gegen Arsenal aus dem Team. Er begnadigte ihn. Auch er wusste: Balotelli hat mit 13 Toren großen Anteil am Meistertitel.
Balotelli ist außergewöhnlich. Seine Tore sind es. „Und tief im Herzen ist er ein Goldjunge“, sagt sein Teamchef Cesare Prandelli, „seine Karriere beginnt erst jetzt.“

Seit Donnerstag wissen es auch die Deutschen. Grazie.

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