Nach dem Europacup-Aus: Ein Rapid-Team mit Talent zur Enttäuschung

Europa Conference League - Play Off Second Leg - Vitesse Arnhem v SK Rapid Wien
Vitesse bekam in der Conference League AS Roma zugelost, während die Wiener nun sogar um die Meistergruppe zittern. Eine Analyse.

Talentiert ist dieser verjüngte Kader sicher. Das war – nicht in Arnheim, aber davor – immer wieder mal zu sehen. Ob aus den Talenten und den wenigen erfahrenen, gegen Vitesse aber genauso enttäuschenden Rapidlern noch eine erfolgreiche Mannschaft wird, erscheint nach dem Europacup-Aus fraglich.

Gegen eine Mannschaft, die davor sechs Spiele lang nicht gewonnen hat, nur eine gute Chance herauszuspielen (durch Ljubicic), ist erschreckend wenig. Defensiv regierte beim 0:2 Panik wie noch nie unter Ferdinand Feldhofer.

Die Gründe dafür sind vielschichtig, die Suche nach Antworten wird dauern. Auch wenn dafür keine Zeit ist: Am Sonntag wartet bei der WSG das nächste Entscheidungsspiel. Nur mit einem Sieg haben die Hütteldorfer den Einzug in die Meistergruppe weiterhin in der eigenen, zittrigen Hand.

Verteilte Schuld

Eines steht nach dem Aus in der Conference League fest: Diese Mannschaft hat ein Talent darin, mühsam aufgebaute Erwartungshaltung zu enttäuschen. Das war nach den ersten Frühjahrsminuten im Cup gegen Hartberg so: Absturz nach 20 Minuten Powerplay. So war es auch nach dem 30-minütigen Auftakt-Furioso gegen Vitesse.

Schade um das Traumlos AS Roma im Achtelfinale.

Nach dem Europacup-Aus: Ein Rapid-Team mit Talent zur Enttäuschung

Den Sündenbock für den Absturz soll und kann es nicht geben. Die Schuld ist auf viele Schultern verteilt:

  • Trainer Feldhofer

Bislang zimmerte der Kühbauer-Nachfolger mit flexiblerem Zugang passende Matchpläne. Auffallend oft war die Anfangsphase die beste. In Arnheim war das ungewohnte 3-4-3 zwar mutig, aber es hat nie gegriffen. Weil die Abläufe nicht gestimmt haben, sind die Grünen nicht in die Zweikämpfe gekommen. "Es lag nicht wirklich an Taktik oder System", meint Feldhofer. Umgestellt auf das vertrautere 4-2-3-1 wurde in der Pause dennoch.

FUSSBALL-CONFERENCE-LEAGUE: VITESSE ARNHEIM - SK RAPID WIEN
  • Fehlende Erfahrung

Fünf Spieler aus der Startelf sind im nächsten Kader von U-21-Teamchef Gregoritsch zu erwarten. Das verspricht eine bessere Zukunft. Dass Tormann Hedl nach dem Liga-Debüt auch bei der internationalen Premiere ordentlich gespielt hat, ist bemerkenswert. Aber nicht alle der Jungen konnten mit der Drucksituation umgehen. Und die sollen nun die WSG und Klagenfurt besiegen?

  • Riskanter Kaderumbau

Was im Sommer hinausgezögert wurde, weil Kühbauer wusste, dass es sonst mit dem Pflichtziel Europacup-Gruppe eng wird, ist im Winter mit noch mehr Zeitdruck passiert: Der Kader wird umgebaut und verjüngt, das gleicht einer Operation am offenen Herzen.

Die drei fixen (oder baldigen) Verkäufe Kara, Ullmann und Fountas waren zweifellos drei von maximal fünf oder sechs Top-Spielern in den beiden vergangenen Jahren. Ein lückenloser Ersatz ist in manchen Partien zu erwarten, aber vorerst nicht dauerhaft. Die wenigen Routiniers, die ein wackelndes Team noch führen könnten, fehlten verletzt oder gesperrt: Hofmann und Stojkovic.

Wohin Rapid mit dem großen Umbruch im Sommer will, ist ersichtlich. Aber auf dem Weg dorthin könnten noch tiefere Schlaglöcher warten, als es die Verantwortlichen erwartet haben.

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