Sturm feiert "big points", die Austria hadert
Sturm Graz hat zum Auftakt der fordernden Oktober-Wochen die ersten „big points“ eingefahren. 3:0 siegten die Steirer am Sonntag bei der Austria, sie platzierten sich damit als erster Salzburg-Verfolger und setzten ein Zeichen vor dem Europa-League-Heimauftritt gegen Lazio Rom. Christian Ilzer durfte zufrieden bilanzieren. 435 Minuten hat Sturm in der Bundesliga bereits kein Gegentor kassiert. Zusätzlich zur soliden Defensive zeigte Stürmer Albian Ajeti aufsteigende Form.
Dem Schweizer gelang in Wien mit seinem Treffer (14.) das Highlight einer turbulenten ersten Hälfte. Während danach auch Sturmkollege William Böving (58.) - ebenfalls mit seinem ersten Tor in Österreichs Oberhaus - sowie Talent Mohammed Fuseini (92.) einen auf den ersten Blick klaren Erfolg herausschossen, haderte man aufseiten der Austria. Muharem Huskovic hätte vor der Pause zumindest einmal anschreiben müssen. Der violette Optimismus vor den schwierigen Spielen gegen Villarreal sowie in der Liga gegen Salzburg und den LASK ist überschaubar. Wie auch auf Sturm warten auf die Austria bis Ende Oktober noch acht Partien.
Ilzer schwärmte nach dem Sonntag-Schlager über das Gesehene. Sturms Coach sprach von „atemberaubenden“ ersten 45 Minuten, die ihm „ein bisschen das Stimmvolumen gekostet“ hätten. Seine Elf musste kämpfen, überstand eine kritische Phase aber ohne Rückschlag. Ein Matchwinner sah die eigene Leistung kritisch. Jörg Siebenhandl führte die Leistungssteigerung nach Seitenwechsel an. „Da haben wir unser Spiel wieder durchgezogen“, meinte der erneut unbezwungene Torhüter, den der Blick auf die Tabelle freute. Zwei Punkte fehlen den Grazern nur auf Salzburg. Ob Sturm den Serienmeister zum Nachdenken bringen will, wurde Siebenhandl gefragt. „Nachdenken können sie ruhig, das schadet ihnen nicht“, meinte er mit einem verschmitzten Lächeln.
Sein Trainer wollte auf einen möglichen Zweikampf mit dem Titelträger nicht so wirklich eingehen. „Ich spreche es nicht aus, wo ich mich am liebsten sehe, weil dann wird es wieder falsch interpretiert“, meinte Ilzer. Um doch darauf hinzuweisen, „dass natürlich jeder Trainer gerne ganz oben stehen würde“. Beim Vizemeister gelte es in erster Linie aber, den Fokus auf die Weiterentwicklung nicht zu verlieren. „Wir müssen im Moment des Erfolges dranbleiben. Oft wird man nachlässig. Die anderen schlafen nicht“, betonte Ilzer. Er sprach deshalb von „big points“, die man in Wien geholt habe.
Mit dem nach dem Abgang von Rekord-Verkauf Rasmus Höjlund von Celtic Glasgow geliehenen Ajeti will Sturm wieder ein gutes Händchen bewiesen haben. Der Schweizer Internationale bereitete der Austria Kopfzerbrechen. Für 90 Minuten fit ist der 25-Jährige aber noch nicht. „Er ist ein Spieler, der uns enorm helfen kann. Diese Klasse hat er heute aufblitzen lassen, solange er Kraft gehabt hat“, sagte Ilzer. Ajeti soll auch gegen Lazio stechen. Auch, weil Jakob Jantscher nach wie vor kein Thema ist. Dem Angreifer wurde in der Länderspielpause eine Zyste am Weisheitszahn entfernt. Es wird vermutet, dass sie für die andauernden Wadenprobleme von Jantscher mitverantwortlich gewesen sein könnte.
Personalsorgen anderer Art hat die Austria. Im Finish musste Reinhold Ranftl nach einem Schlag auf den Oberschenkel vom Feld. Fällt der Rechtsverteidiger für Villarreal aus, muss Manfred Schmid wieder adaptieren. Die Kaderdecke der Favoritner scheint vor den richtungsweisenden englischen Wochen angespannt. Mit Dario Kreiker (19) musste ein Mittelfeldmann links in der Viererkette aushelfen, auch im Mittelfeld und Angriff werden Matthias Braunöder, Manfred Fischer oder Andreas Gruber zu eher wenigen Pausen kommen. Dass Braunöder und Gruber gegen Sturm beim Stand von 0:2 vorzeitig vom Platz gingen, erklärte Schmid als taktisch bedingt. Aus der Reihe der Arrivierten wird Zugang Nikola Dovedan rasch in die Überlegungen eingebunden werden müssen.
Das große Thema der Austria bleibt die Effizienz. Wie in der Conference League gegen Hapoel Be'er Sheva und Lech Posen ließ die Mannschaft auch gegen Sturm beste Möglichkeiten liegen. Huskovic schoss am leeren Tor vorbei und alleine vor Siebenhandl ins Außennetz. Auch Dominik Fitz verpasste aus wenigen Metern das 1:1. „Sturm ist ein Team, das richtig gut verteidigt, nicht viele Tore bekommt. Wenn du drei so Chancen hast, musst du zwei machen, dann sieht es vielleicht anders aus“, wusste Schmid. Fitz bezeichnete die zweite Spielhälfte der Austria als „Katastrophe“. Ohne mutiges Spiel habe Sturm die Austria da „zerstückelt“.
Die Violetten fielen damit vorerst aus den Top Sechs, in denen sich mit Salzburg, Sturm, dem LASK, Rapid und dem WAC nun alte Bekannte wiederfinden. Austria Klagenfurt ist ebenfalls wieder dabei. Schmid sah sein Team dennoch auf dem Weg dorthin: „Wir spielen guten Fußball, aber es gibt Kleinigkeiten, die wir verbessern müssen“, betonte er.
Kommentare