Stöger: "Dieser Herbst hat richtig gutgetan"
Er hätte lange schlafen können. Oder feiern. Oder sich ein Glas Wein genehmigen. Aber was macht Peter Stöger, Trainer von Tabellenführer Austria, am Tag nach dem 3:1 über Sturm Graz? Er geht zum Zahnarzt.
Herr Stöger, die Austria überwintert mit sieben Punkten Vorsprung. Muss man im Frühjahr noch einen Zahn zulegen?
Peter Stöger: Sieben Punkte sind nicht Nichts, aber auch keine Welt. Das liegt irgendwo dazwischen. Das Frühjahr wird sicher schwieriger für uns.
Warum das?
Weil sich die Gegner auf uns besser einstellen werden. Weil sie uns vielleicht mit mehr Aggressivität begegnen werden. So wie Sturm am Sonntag. Das ist auch legitim, solange es im Rahmen bleibt. Die Aufgabe des Trainer-Teams wird es sein, die Mannschaft auf solch stressige Situationen vorzubereiten. Wir werden ein Frühjahr brauchen, das ähnlich wie der vergangene Herbst ist. Dann können wir es schaffen.
Man nimmt also den Begriff Titel in den Mund?
So wie wir gegen Sturm aufgetreten sind, hatte das schon etwas von Reife. Unser Ziel war ursprünglich ein Europacup-Platz. Das ist abgehakt. Jetzt wollen wir einen der zwei Plätze für die Champions League holen. Wir haben immer gesagt, dass wir Schwächephasen des Titelfavoriten Salzburg ausnützen wollen. Nur Salzburg hat nie geschwächelt. Dennoch liegen wird sieben Punkte vorne ...
Man hat einen psychologischen Vorteil: Salzburg kann aus eigener Kraft nicht Meister werden.
Natürlich ist das ein Bonus. Aber den haben wir uns erarbeitet. Entscheidend wird sein, ob wir dieses Level halten können. Auch im Training. Aber ich erkenne kein Gen in der Mannschaft, dass sie sich in Sicherheit wiegen könnte. Jeder weiß: Wenn wir unser Potenzial nicht abrufen, dann wird jedes Spiel sehr eng.
Sturm-Coach Peter Hyballa spricht von einem Zweikampf um den Titel. Sehen Sie das auch so?
Ich weiß es nicht. Würde die Meisterschaft jetzt weiterlaufen, könnte ich überheblich sein und behaupten, dass es ein Zweikampf wird und Rapid und Sturm uns nicht mehr einholen. Aber es liegen eine Pause, eine Vorbereitung und eine Transferzeit vor dem Frühjahr.
Wird die Austria personell im Winter nachbessern?Das haben wir nicht vor. Wir sind mit dem Kader zufrieden. Es gibt auch keine Angebote für unsere Spieler. Ich denke, die Gruppe bleibt so bis zum Sommer beisammen. Außerdem sehen alle die Chance, wirklich den Titel zu holen. Ich habe nicht das Gefühl, dass jene Spieler, die zuletzt beobachtet worden sind, mit ihren Gedanken bei einem möglichen Transfer sind. Sie spielen alle gerne bei der Austria.
Sie haben stets gesagt, als Trainer haben Sie auch Verantwortung für das Umfeld der Austria. 700 Frühjahrs-Abos sind verkauft, gegen Sturm machte man 30.000 Euro Umsatz im Fanshop. Alles Rekordzahlen. Macht das stolz?
Das freut uns sehr. Punkte, Zuschauerzahlen und Umsätze sind Parameter. Und somit hat dieser Herbst dem ganzen Verein richtig gutgetan. Ich habe eine lange Austria-Vergangenheit und habe hier schon vieles erlebt und muss sagen: Die Stimmung gegen Sturm war einmalig.
Philipp Hosiner ist ein Goalgetter und Publikumsliebling. Im Herbst wurden 1000 Trikots mit seinem Namen verkauft. War das ein echter Glücksgriff?
Nein, ein Glücksgriff ist etwas, womit man nicht rechnet. Wir haben ja gewusst, dass Philipp ein Spielertyp ist, der uns noch fehlte. Er war am Markt und für jeden Verein zu haben. Wir wussten, dass wir mit dem Verkauf von Georg Margreitter nach England das Geld für den Kauf von Hosiner hätten. Daher war das alles kein Zufall.
Wo stünde die Austria ohne Torjäger Hosiner?
Keine Ahnung. Aber wir waren auch vor Hosiner nicht Letzter und haben ganz guten Fußball gespielt. Das möchte ich festhalten. Natürlich passt er perfekt zu uns. Jetzt haben wir zusätzliche Optionen.
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