Gedanken schossen ihm durch den Kopf, aber es kamen nie Zweifel auf. „Es war ein krasser Schicksalsschlag, total unerwartet. Der Rückhalt von meiner Familie und vom Verein tat schon sehr gut.“
Dann kam der Arzt ins Spiel. Entscheidend. „Er hat mir einen genauen Plan aufgestellt, der dann genauso eingetreten ist. Dadurch habe ich den Blick schnell nach vorne richten können.“ Auch der Fußball hat ihm geholfen, weil er durch Rehabilitation und Training Struktur in sein Leben bekam.
Denken Kicker gerne phrasenreich „von Spiel zu Spiel“, so musste Lainer auf dem Weg zurück von Schritt zu Schritt denken. „Damit bin ich sehr gut gefahren.“ So gut, dass er dies nun beibehalten will in seiner Herangehensweise an diverse Dinge. Seine zuletzt getätigten Erfahrungen möchte der Mönchengladbach-Profi mitnehmen in sein jetziges und künftiges Leben.
„Wieder hier dabei zu sein, die Kollegen und Freunde zu treffen. Diese Momente schätze ich jetzt ganz anders. Es ist mir noch mehr eine Ehre, ich genieße es. Ich möchte mein Herz auf dem Platz lassen, jetzt heißt es ’Feuer frei’.“ Bei diesen Worten lachen Lainers Augen, man spürt seine Vorfreude.
Lainer kennt das Gefühl einer EM-Endrunde
Ob er, der 2021 bei der EM in Bukarest gegen Nordmazedonien ein herrliches Tor erzielte, schon die diesjährige EURO im Hinterkopf hat? Der 31-Jährige schüttelt den Kopf. „So weit voraus denke ich nicht. Ich freue mich auf das heutige Training, dann aufs Kartenspielen mit den Kollegen am Abend, und dann wieder auf das Training morgen.“ Die kleinen Freuden eines langen Lebens.
Lainer ist einer jener Spieler im Kader, die schon Bekanntschaft mit einer Endrunde gemacht haben. Was also braucht es, um ideal vorbereitet in das Turnier zu gehen? „Einen eingespielten Kader, auch wenn immer wieder Spieler fehlen, was ja normal ist.“ Dann gute Ergebnisse und Leistungen im Vorfeld, und Spieler, die im bestmöglichen Zustand zur EM kommen.
Ein Faktor, den Teamchef Ralf Rangnick nicht wirklich beeinflussen kann. Lainer glaubt nicht, dass es nach den Verletzungen bei Alaba und Arnautovic eine völlig neue Hierarchie benötigt. „Wichtiger ist vielmehr eine gute Stimmung.“ Die speist sich oft aus guten Ergebnissen. „Wir haben eine gute Mannschaft, die letzten Leistungen sind vielversprechend. Daher ist für uns alles möglich. Für einige von uns ist es ja eine Heim-EM.“
Lainer bleibt weiterhin bescheiden
Bei der Frage nach einem möglichen Abschneiden kommt wieder der bescheidene Stefan Lainer zum Vorschein. „Wir können natürlich überraschen, aber wir müssen bescheiden an die Sache herangehen. Wir können für alle Mannschaften ein unangenehmer Gegner sein." Vielleicht ist Stefan Lainer, der auch unmittelbar vor seiner Erkrankung nicht immer ins Team berufen wurde, wieder mit von der EM-Partie. Er würde es jedenfalls zu schätzen wissen.
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