Herbert Prohaska bei AS Roma: Vertragsauflösung statt Denkmal

Herbert Prohaska bei AS Roma: Vertragsauflösung statt Denkmal
Vor 40 Jahren feierten Klub und Stadt die Meisterkicker um Herbert Prohaska. Der Wiener war einer der Stars und musste bald danach weichen - die größte Enttäuschung seiner Karriere.

„Hast Du auch einmal Fußball gespielt?“ Auf diese von Kindern wiederholt gestellte Frage, könnte der ORF-Analytiker Herbert Prohaska, 67, gerade jetzt im Mai antworten: „Ich wurde sogar mit AS Roma italienischer Meister.“ Das geschah vor genau 40 Jahren, nachdem der Hauptstadtklub in den 40 Jahren davor titellos geblieben war.

Weil der sporthistorische Triumph schon vor der Schlussrunde feststand, glich Rom tagelang einem Tollhaus. Das Kolosseum wurde mit einer weinrot-gelben Riesenschärpe klubfarbengetreu umhüllt. Linienbusse und Straßenbahnen zierten die Porträts der Meisterkicker – größenmäßig auf die klubinterne Hierarchie abgestimmt: Im XXXL-Format wie Weltmeister Bruno Conti, Kapitän Agostino Di Bartolomei, Schützenkönig Roberto Pruzzo und Brasilien-Legionär Falcão fuhr per Foto „Il austriaco Heriberto“ auf den Öffis mit.

Herbert Prohaska bei AS Roma: Vertragsauflösung statt Denkmal

Damals noch kleiner im Bild: Carlo Ancelotti. Zumal es der inzwischen längst zum Toptrainer und (bei Bayern und aktuell bei Real Madrid) zum Coach von David Alaba gewordene in der Saison 1982/’83 noch nicht regelmäßig in die Startformation des schwedischen Trainergurus Nils Lidholm geschafft hatte.

Ancelotti spielte im Mittelfeld. Und dort war ihm der Platz von Prohaska verstellt. Letzterer wagte sich im Ligafinish nicht einmal mehr auf den nur zehn Minuten von seiner Wohnung entfernten Strand in Ostia. Aus Angst, von Fans erkannt und nicht mehr losgelassen zu werden, bat Prohaska seinen ehemaligen Vorgesetzten, ihn nur daheim zu fotografieren.

Herbert Prohaska bei AS Roma: Vertragsauflösung statt Denkmal

Prohaska im Roma-Meistertrikot

Der ehemalige Vorgesetzte? Das war der vom Automechaniker zum KURIER-Topfotografen gewordene Wilhelm Schraml. Unter ihm ist Prohaska in einer Peugeot-Werkstatt mäßig ambitionierter Lehrbub gewesen.

Nach dem bedeutungslos gewordenen letzten Match, das Roma vor 60.000 im Schongang 3:1 gegen Torino gewann, gab Ex-Kfz-Lehrling Prohaska beim Feiern noch einmal Vollgas. Roma-Präsident Dino Viola verkündete, dass Prohaska unverkäuflich sei. „Ich lasse Prohaska ein Denkmal setzen.“

Nur zehn Tage später weinte Violas Gattin nicht aus Freude, sondern eher mit schlechtem Gewissen. Bei Prohaskas Abschied auf dem Flughafen Fiumicino. Weil der sensible brasilianische Superstar Falcão einen Landsmann in seiner Nähe wünschte, kam Cerezo. Und weil damals nur zwei Ausländer pro Klub erlaubt waren, musste Prohaska weichen.

„Statt eines Denkmals hab’ i den Steck’n kriagt.“ Für den Schneckerl die größte Enttäuschung seiner Spielerlaufbahn, für die Austria das größte Glück.

Prohaska lehnte ein Topangebot von Torino ab, wollte nur noch zurück zu seiner Austria. Mit der er schon wenige Monate später Rache am italienischen Calcio nahm, indem im Europacup Inter Mailand eliminiert wurde. Und die er danach noch zu drei Meistertiteln führte.

Die Ausländer-Beschränkung ist europaweit längst abgeschafft. Unverändert aber gilt: Besonders viel Lob vom obersten Boss kann besonders trügerisch sein.

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