Spatenstich auf dem Sport-Club-Platz

Mehrere Spaten stehen auf einem Rasen vor einem Fußballstadion.
Nach jahrzehntelangen Diskussionen begannen die Bauarbeiten. Der Verein hat viel vor - und wieder finanzielle Probleme.

Für manche ist es eine einfache Baustelle. Für Sympathisanten des Wiener Sport-Clubs ist es das Wunder von Dornbach. Nach jahrzehntelangen Konfrontationen und Planungen wurde am Dienstag in Hernals offiziell der (teilweise) Neubau des Sport-Club-Platzes in Hernals begonnen. Zum Teil abgerissen ist bereits die Stehplatztribüne Kainzgasse.

Das Stadion wurde 1904 errichtet und ist damit der älteste noch bespielte Fußballplatz in Österreich, möglichweise sogar auf dem europäischen Festland. Doch so traditionsreich Verein (gegründet 1883) und Platz auch sind, so baufällig war die Anlage. Schimmel setzte sich im Kabinentrakt fest, Regenwasser tropfte in die Räume, Unkraut wucherte auf den Tribünen.

Ein gelber Bagger der Marke CAT steht auf einer Baustelle vor einem Stadion.

"Mein erster Fußballmatchbesuch als kleiner Bub war hier", erinnert sich der Wiener Sport-Stadtrat Peter Hacker (56) an seine Kindheit. "Das Stadion ist nicht nur eine Sport-, sondern auch eine Kultstätte und es schaut immer noch so aus wie damals. Das macht einen zwar sentimental, aber ideal ist das nicht. Diese ehrenwürdige Tribüne schicken wir hin, wo sie hin soll: In die Vergangenheit."

Architekt Albert Wimmer verspricht "ein richtiges Schmuckkästchen. Von außen, aber auch von innen". Wimmer hat mit seinem Team bereits die Red Bull Arena in Wals-Siezenheim geplant, sowie das neue Tivoli Stadion, das Wörthersee Stadion und das EM-Stadion in Lemberg/Ukraine. Mindestens 2.000 Zuschauer wird die neue Sitzplatztribüne fassen. "Wenn alles planmäßig läuft, sitzen wir in einem Jahr wieder hier in einem neuen Stadion."

Folgende Arbeiten sind geplant:

  • Ab sofort wird die Stehplatztribüne Kainzgasse abgerissen. Danach wird das Spielfeld um einige Meter in Richtung Osten verlegt. Zeitgleich wird die Friedhofstribüne (Norden) standfest gemacht, allerdings nicht überdacht. Im September soll die Meisterschaft auf dem (bereits verschobenen) Spielfeld beginnen.
  • Die zwei Masten, die Mitte des vorigen Jahrhunderts die Flutlichter beim Prater Stadion (jetzt Ernst-Happel-Stadion) getragen haben, werden saniert und bleiben bestehen. Eine Umrüstung auf energiesparende LED-Beleuchtung ist angedacht.
  • Während die Meisterschaft im Gange ist, soll die neue Tribüne an Stelle der jetzigen Haupttribüne im Westen errichtet werden. Das Multifunktionsgebäude umfasst auf zwei Etagen und einer Fläche von 1.400 Quadratmetern UEFA-konforme Funktionsräume, Kabinen, Büros, Medienräume und Platz für VIPs. Ebenfalls geplant ist der Bau einer Photovoltaikanlage auf dem Dach.
  • Noch nicht fix ist, ob auf der Seite der Kainzgasse wieder eine sehr kleine Tribüne aufgestellt wird. Sollte das der Fall sein, würden sich die Breite des Spielfeldes von 68 auf 65 Meter verringern. Das reicht zwar für Regionalliga und 2. Liga. Sollte der Verein aber einmal in die Bundesliga aufsteigen, müsste diese Tribüne höchstwahrscheinlich wieder weichen, um auf die vorgeschriebenen 68 Meter zu kommen.
  • Die Blaue Tribüne (Süden) wird saniert und bleibt bestehen.
Das Stadion des Wiener Sport-Clubs bei Dämmerung.

Das neue Hauptgebäude an der Alszeile

Luftaufnahme eines Fußballstadions in einer städtischen Umgebung.

Animation

Eine schematische Darstellung eines Stadions im Querschnitt mit Tribüne, Spielfeld und technischen Details.

Die neue Haupttribüne

Ein langer Gang mit Betonpfeilern und einer Installation aus schwarzen und weißen Blöcken.

Gastronomie und viele Räume unter der Tribüne

Leere Tribüne im Wiener Sportclub Stadion mit Werbebanden.

Die Blaue Tribüne bleibt bestehen

Das Stadion in Dornbach mit Flutlichtmast unter blauem Himmel mit Wolken.

Die alten Flutlichtmasten werden renoviert und bleiben

Ein Mann hockt am Spielfeldrand vor der Tribüne eines Fußballstadions.

Die Haupttribüne im Westen wird abgerissen

Eine Tribüne des Wiener Sport-Club mit Graffiti und dem Schriftzug „Willkommen“.

Die Friedhofstribüne wird saniert, aber nicht überdacht

Die Baukosten von 6,25 Millionen Euro werden zur Gänze von der Stadt Wien getragen. Der Verein selbst ist aber (wieder einmal) in einer finanziell ungünstigen Lage. "Wir haben durch unsere Spendenaktionen zwar 35.000 Euro lukrieren können", sagt Sport-Club-Präsident Wolfgang Raml. "Aber die Corona-Pause hat dramatische Auswirkungen auf die Fußball-Sektion gehabt. Derzeit haben wir ein Budgetloch von 75.000 bis 100.000 Euro."

Dennoch wird (vermutlich) ab September in Dornbach wieder Ostliga-Fußball zu sehen sein. Unklar ist noch, ob und wie viele Zuschauer zu den Spielen zugelassen werden. Der Sport-Club-Platz bleibt auch Heimstätte der Rugby-Nationalmannschaft, und auch das Fußball-Nationalteam der Frauen könnte in Zukunft seine Heimspiele auf dem renovierten Platz austragen. Der ÖFB soll schon Zustimmung signalisiert haben.

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