Sparkurs in Corona-Zeiten: Nur England prasst weiter

Top-Transfer des Sommers: Chelsea holte Kai Havertz um 80 Millionen Euro von Leverkusen
In Europa wurden weniger Stars geholt, Real Madrid verzichtete erstmals seit 40 Jahren auf einen Neuzugang.

Ligen wurden unterbrochen und nur mit Geisterspielen zu Ende gebracht. Europas Fußball-Topvereine beklagen Millionenverluste. Wie sehr das Coronavirus den europäischen Fußball getroffen hat, zeigte sich Anfang der Woche.

Die Transferzeit endete in den fünf Topligen in England, Spanien, Italien, Deutschland und Frankreich. So lange wie noch nie konnten Spieler verpflichtet werden, fast drei Monate lang.

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England über Milliarden-Grenze

Und tatsächlich hieß die Devise: sparen. Zumal auch nicht sicher ist, wie lange in manchen Ländern noch gespielt werden kann, wenn die Corona-Zahlen stark steigen. Nur die Klubs aus der höchsten englischen Liga zeigten sich von den wirtschaftlichen Unsicherheiten weitgehend unbeeindruckt und weiterhin eher spendabel: Mit rund 1,42 Milliarden Euro investierten die Premier-League-Klubs diesen Sommer erneut mit Abstand am meisten Geld für neue Spieler.

So gingen die Ausgaben auf der Insel nach Berechnungen des Branchenportals transfermarkt.at im Vergleich zum Vorjahr nur um etwa 138 Millionen Euro zurück. Die Premier League überschritt auch in diesem Sommer als einzige große Liga die Milliarden-Grenze bei den Einkäufen. Die italienische Serie A (763 Millionen Euro), Frankreichs Ligue 1 (449), die spanische LaLiga (410) und als Schlusslicht die deutsche Bundesliga (322) gaben deutlich weniger Geld als noch im Sommer 2019 aus. Im Vorjahr hatten zudem neben England auch die Vereine aus Spanien und Italien über eine Milliarde für neues Personal ausgegeben.

Sparmeister Deutschland

Besonders deutlich fielen die Einschnitte in Deutschland aus, wo nicht einmal die Hälfte der letztjährigen 746 Millionen investiert wurde. So gab Chelsea mit rund 250 Millionen Euro nur etwas weniger als die gesamte Bundesliga aus. Neben Deutschland regierte vor allem in Spanien der Rotstift. Bei Real Madrid verzichtete man zum ersten Mal seit 40 Jahren gänzlich auf einen Neuzugang. Nur Leihspieler kehrten zurück. Gleichzeitig verzeichnet der spanische Meister ein Transferplus von fast 100 Millionen – unter anderem wegen der Verkäufe von Hakimi (Inter Mailand), Reguilón (Tottenham) und Youngster Óscar Rodriguez (FC Sevilla).

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Barcelona konnte sich Memphis Depay von Lyon nicht mehr leisten

Bei Barcelona wurde man sich just in der Corona-Krise bewusst, dass man den Umbau der Mannschaft verschlafen hatte. So verließen mit Vidal, Luis Suárez und Rakitic drei Routiniers den Verein. Zuletzt scheiterte die Verpflichtung von Memphis Depay, obwohl Lyon für den Niederländer nur rund 23 Millionen Euro Ablöse wollte. Auch die geplante Verpflichtung von Manchester Citys Innenverteidiger Eric Garcia scheiterte am Geld. Barcelona hatte zuvor schon Pjanic (von Juventus Turin für 60 Millionen), Trincão (von Braga für 31,5 Millionen) und Dest (von Ajax für 21 Millionen) verpflichtet. Sie sollen dafür sorgen, dass wieder mehr Trikots verkauft werden. Denn die Rückgänge bei den Leiberln waren nach den fehlenden Ticketeinnahmen die größten Minusposten beim Verlust von 97 Millionen Euro gegenüber der Vorsaison.

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Thomas Partey verließ Atletico Madrid wort- und grußlos in Richtung Arsenal

Für Unmut sorgte der „Deadline Day“ bei Diego Simeone, dem Trainer von Salzburg Champions-League-Gegner Atlético Madrid. Mittelfeldstar Thomas Partey ging zu Rapids Europa-League-Gegner Arsenal. Der 27-jährige Ghanaer war ein wichtiger Teil in Simeones Planungen für die neue Saison. Weder die Gunners noch der Spieler hatten Atlético kontaktiert. Erst der spanische Verband informierte den Klub, dass 50 Millionen Euro überwiesen worden sind und damit die Ausstiegsklausel für Partey erfüllt sei.

 

 

Kai Havertz (von Leverkusen zu Chelsea): 80 Millionen
Arthur (von Barcelona zu Juventus Turin): 72 Millionen
Victor Osimhen (von Lille zu Napoli): 70 Millionen
Ruben Dias (von Benfica zu ManCity): 68 Millionen
Miralem Pjanic (von Juventus Turin zu Barcelona): 60 Millionen
Alvaro Morata (von Chelsea zu Atletico Madrid): 56 Millionen
Timo Werner (von Leipzig zu Chelsea): 53 Millionen
Ben Chilwell (von Leicester zu Chelsea): 50,2 Millionen
Mauro Icardi (von Inter Mailand zu PSG): 50 Millionen    
Thomas Partey (von Atletico zu Arsenal): 50 Millionen
Nathan Aké (von Bournemouth zu ManCity): 45,3 Millionen
Leroy Sané (von ManCity zu Bayern München): 45 Millionen
Diogo Jota (von Wolverhampton zu Liverpool): 44,7 Millionen
Achraf Hakimi (von Real Madrid zu Inter Mailand): 40 Millionen
Hakim Ziyech (von Ajax Amsterdam zu Chelsea): 40 Millionen
Fabio Silva (von Porto zu Wolverhampton): 40 Millionen
Donny van de Beek (von Ajax zu ManUnited): 39 Millionen
Wesley Fofana (von St-Étienne zu Leicester): 35 Millionen
Giovani Lo Celso (von Betis zu Tottenham): 32 Millionen
Jonathan David (von Gent zu Lille): 32 Millionen

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