Ein Sensationsteam in Schweizer Hand

Zugang aus Salzburg: Sadio Mané (l.) aus dem Senegal wurde im Spätsommer geholt und spielt mit Southampton eine Hauptrolle in der englischen Premier League.
Southampton ist in England Zweiter, obwohl im Sommer Spieler um 117 Millionen Euro verkauft wurden.

Katharina Liebherr heißt die Chefin des Sensationsteams in der englischen Premier League. Southampton liegt auf Platz zwei und empfängt am Sonntag im Schlager Manchester City, den Dritten. Dort hat ein Scheich aus Abu Dhabi das Sagen.

Und bei Southampton? Katharina Liebherr ist 37 Jahre jung und erst vor Kurzem von Ennetbaden im Kanton Aargau ins Steuerparadies Wollerau im Kanton Schwyz am oberen Zürichsee gezogen. Als ihr Vater Markus im August 2010 überraschend starb, erbte Katharina Liebherr neben viel Geld auch den FC Southampton. Erst ein Jahr zuvor hatte der Milliardär und Fußballliebhaber den gerade pleitegegangenen Traditionsverein für knapp 13 Millionen Euro aufgekauft. Damals dümpelte der Klub noch in der dritten Liga herum. In Windeseile erholte sich der FC und stieg sogar wieder in die Premier League auf.

Familiengeschäfte

Liebherr wurde von der Daily Mail im Jänner noch als "Phantom-Lady" bezeichnet, weil sie die Öffentlichkeit scheut. Sie ist trotz ihres Vermögens von knapp drei Milliarden Euro selbst in ihrer Heimat eher unbekannt. Ihr Vater Markus war eines von fünf Geschwistern, die das 1949 gegründete Unternehmen in den 80er-Jahren übernahmen. Liebherr, einem der weltweit führenden Hersteller von Kränen, Baufahrzeugen, Werkzeugmaschinen und Kühlschränken, gehören auch sechs Hotels in Österreich, Irland und Deutschland. Im Ranking der 300 reichsten Schweizer Familien belegt die Dynastie Liebherr Platz 16. Die Großfamilie soll über ein Vermögen von 7,5 Milliarden Franken verfügen.

In Wollerau wohnt auch Ralph Krüger. Der kam vor 20 Jahren als Eishockey-Trainer nach Feldkirch, wurde später Teamchef der Schweiz. Im Eishockey. Mittlerweile ist er Klub-Chef bei Southampton. Im Fußball.

Der Southampton FC wurde 1885 von Mitgliedern der Kirchengruppe St. Mary’s Church of England Young Men’s Association gegründet. Also wird der Klub an der englischen Südküste "Saints", Heilige, genannt. Was der Klub in dieser Saison macht, grenzt schon an ein kleines Fußballwunder.

"Wir werden Meister", sangen die Zuschauer im St.-Mary’s-Stadion schon Ende Oktober beim 1:0-Sieg gegen Stoke. Das war natürlich weder wörtlich noch ernst gemeint, sondern hieß so viel wie: Das ist doch alles Wahnsinn. In der Woche zuvor hatte man Sunderland mit 8:0 aus dem Stadion geschossen.

Trainer Ronald Koeman scheint ein Wunderwuzzi zu sein, vor allem, wenn man sich anschaut, wer im Sommer aller weggekauft wurde: Linksverteidiger Luke Shaw wechselt zu Manchester United, Abwehrspieler Calum Chambers ging zu Arsenal, Mittelfeldmann Adam Lallana und Innenverteidiger Dejan Lovren wurden von Liverpool geholt. 117 Millionen Euro nahm der Verein ein. Doch neben dem Aderlass an hochtalentierten Spielern verließ auch noch der Trainer den Klub: Der Argentinier Mauricio Pochettino, der die Elf mit aggressivem Pressing auf Platz acht geführt hatte, wurde von Tottenham abgeworben. Als nach der Weltmeisterschaft schließlich Spielmacher Morgan Schneiderlin öffentlich auf einen Wechsel drängte, stand Southampton für viele Experten als Abstiegskandidat fest.

Gute Einkäufe

Doch es kam anders. Der Niederländer Ronald Koeman veränderte die Taktik (Southampton spielt nun abwartender) und er kaufte derart dezent ein, dass der Verein trotz eines Transferüberschusses von mehr als 40 Millionen Euro qualitativ nicht verloren hat. Koeman hat aus der niederländischen Liga den italienischen Stürmer Graziano Pelle (Koeman trainierte ihn bei Feyenoord) und den serbischen Spielgestalter Dusan Tadic mitgenommen. Aus Österreich kam der teuerste Spieler, für den Senegalesen Sadio Mané zahlten die Engländer 15 Millionen Euro an Salzburg.

Im St. Mary’s genießt man derzeit die Höhenluft. Seit man vor 41 Jahren Zweiter hinter dem FC Liverpool wurde, sind die Heiligen nie mehr unter die ersten sechs gekommen. Koeman: "ManCity hat ein großartiges Team, und Chelsea ist wahrscheinlich die kompletteste Mannschaft im Moment. Aber der Rest hat bisher nicht gezeigt, dass sie bessere Mannschaften als wir haben."

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