Von 1986 bis 2017 führte der Selfmade-Milliardär als Eigentümer und Präsident die Geschicke des Mailänder Traditionsklubs. In diese Zeit fallen 29 Titelgewinne, vor allem Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre prägte das Starensemble um Spieler wie Marco van Basten, Ruud Gullit, Paolo Maldini oder Franco Baresi den europäischen Fußball.
Ab der Saison 1988/1989 erreichten Gli Immortali („Die Unsterblichen“) in sieben Jahren fünfmal das Endspiel des Meisterpokals/der Champions League, dreimal holte man die wichtigste Klubtrophäe.
Die Erfolge im Fußball, dem heiligen Calcio, dienten als Nährboden und Labor für seine politischen Ambitionen. Am Höhepunkt mit Milan gründete 1993 seine rechtsnationale Partei. Und mit "Forza Italia", der Name dient(e) Fußball-Anhängern als berühmter Schlachtruf, verstand es Berlusconi wir nur wenige im Land, die Emotionen des Volks zu bedienen.
Auch sein im Fußball erworbener Ruf als erfolgreicher Macher sollte ihn wenig später ins Ministerpräsidenten-Amt hieven.
Markige Stimme des Volkes
Bei Milan verwöhnte er die globale Fangemeinde stets mit prominenten Namen, gleichzeitig vergaß er nie auf ausreichend italienisches Blut in seinen Mannschaften. Mit der Rolle im Hintergrund begnügte er sich freilich nicht. Nicht selten ließ er in der Öffentlichkeit seinem Unmut freien Lauf, wenn ihm die Leistung der Spieler missfiel oder die Spielausrichtung des Trainers nicht passte.
Er war die Stimme der Fans (oder des Volkes), wenn er jemandem wie Startrainer und Klublegende Carlo Ancelotti ausrichten ließ: "Ich werde einen Brief schreiben: Ab Montag wird jeder Milan-Trainer angehalten sein, mit mindestens zwei Stürmer zu spielen. Es ist keine Empfehlung, es ist eine Verpflichtung."
Als er "seine" Milan 2017 dem neuen chinesischen Mehrheitseigentümer übergab, sagte er voller Wehmut: "Ich mache das mit viel Schmerz und Emotion, aber mit dem Wissen über modernen Fußball, dass dieser auf dem höchsten Level nicht mehr möglich ist, wenn die dafür nötigen Investitionen nur von einer einzigen Familie kommen."
Rund 600 Millionen Euro soll Berlusconi der Verkauf seiner Milan-Anteile eingebracht haben, ein gutes Geschäft, das wie ein Abschied von der Fußball-Bühne aussah.
Nur ein Jahr später war er zurück - als neuer Besitzer der AC Monza. Den Verein nahe seiner Mailänder Heimatstadt führte er binnen wenigen Jahren von der Drittklassigkeit in die Serie A. Die Premierensaison in der höchsten italienischen Spielklasse beendete Monza vor Kurzem auf dem soliden elften Rang.
Neuer Klub, alte Formel
Dabei vertraute der in die Jahre gekommene Milliardär einerseits auf alte Weggefährten - Bruder Paolo fungierte als Klubpräsident, der langjährige Milan-Vertraute Adriano Galliani war Vorstandschef. Andererseits setzte man in dem Vorstädtchen auch auf alte Traditionen: „Es soll wie in den alten Zeiten des AC Mailand sein: Der Kern der Mannschaft besteht aus Italienern, dazu kommen drei Ausländer. Das ist die Formel“, sagte Monza-Sportdirektor Filippo Antonelli dazu.
Bis zuletzt soll Silvio Berlusconi den rasanten Aufstieg seines neuen Klubs verfolgt haben. Er hatte es ja auch nicht weit. Von seinem luxuriösen Anwesen in Arcore, das nur rund zehn Kilometer von Monza entfernt liegt, soll er sogar die Flutlichtmasten des Monza-Stadions gesehen haben können. Und wenn ihm etwas missfiel, was er erblickte, dann war das Telefon bestimmt nicht weit weg.
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