Das Positive zuerst: Trotz Corona-Krise haben nur fünf von elf Vereinen ein Minus vor dem Jahresergebnis. Der zwölfte Verein der vergangenen Saison – Mattersburg – hat aus bekannten Gründen keine Bilanz mehr bei der Bundesliga abgegeben.
Der KURIER hat ein Best-of der am Montag veröffentlichten Finanzkennzahlen im österreichischen Profi-Fußball (Juli 2019 bis Juni 2020) zusammengestellt. In einem Fall ist es ein Best-of-Böse: Der Pleitegeier nähert sich Favoriten, die Austria ist in groben Finanznöten.
–18,84 Millionen
Der höchste jemals in Österreich gemeldete Verlust lässt für die Austria Schlimmes erahnen. Nur einige Millionen davon sind mit der im März ausgebrochenen Corona-Pandemie zu erklären. Nicht eingetroffene Sponsorzahlungen mussten in der Bilanz berichtigt werden. Das Eigenkapital hat sich von +4,31 auf –14,5 Millionen gedreht. Finanz-Vorstand Markus Kraetschmer hofft weiter auf einen Investor.
Geschuldet soll die miese Bilanz auch der Abwesenheit der Favoritner in einem der europäischen Bewerbe sein. "Das Geschäftsmodell des FK Austria Wien war immer darauf aufgebaut, sich mit regelmäßigen Europacup-Teilnahmen und Transfers weiterzuentwickeln. Diese Einnahmen machten in der Saison 2017/18, in der Austria Wien das letzte Mal die UEL-Gruppenphase erreichte, in Summe rund 11,5 Millionen Euro und damit mehr als ein Drittel der damaligen Umsatzerlöse aus", heißt es in einer Austria-Aussendung.
+40,36 Millionen
Eine kleine Hilfe für das Staatsbudget kommt auch von Salzburg: Der Rekordgewinn muss versteuert werden. Möglich wurde diese im österreichischen Fußball einzigartige Summe durch rund 120 Transfer-Millionen und die UEFA-Gelder für die Champions League.
183,01 Millionen
Der Umsatz des Meisters sprengt alles in der Bundesliga Dagewesene und wäre besser in einer der Top-5-Ligen aufgehoben. Salzburg hat mehr Ertrag als alle Konkurrenten zusammen. Respekt gebührt Hartberg dafür, mit den geringsten Einnahmen (4,97 Millionen) in den Europacup gekommen zu sein.
+4,28 Millionen
Den größten Sprung in fast allen Bereichen hat der LASK mit seiner erfolgreichen Europacup-Saison 2019/’20 hingelegt. Obwohl die Gehälter von 7,7 auf 14,6 Millionen gestiegen sind, konnte der Gewinn von 1,25 auf 4,28 Millionen erhöht werden. Möglich wurde das durch die Erhöhung des Umsatzes von 15,30 auf 34,27 Millionen. Das ist mehr als eine Verdopplung in nur zwölf Monaten. Damit sind die Linzer die neue Nummer 3 der Liga hinter Rapid (42,07 Millionen).
2,55 Millionen
Groß war die Überraschung vor einem Jahr, als die Austria (1,50 Millionen) und Rapid (1,39) die Liste der Zahlungen an Spielerberater und Manager angeführt haben – mit großteils enttäuschenden Transfers. Im Abrechnungszeitraum bis 30. Juni sind die Provisionen beim LASK (2,55) und Sturm (1,69) explodiert. Und auch hier überzeug(t)en nicht alle Einkäufe.
45,24 Millionen
Rapid gibt stets vor der Bundesliga den Geschäftsbericht bekannt. Eine Zahl lässt sich eine knappe Woche später mit der Konkurrenz besser vergleichen: Die 45,24 Millionen Fremdkapital sind zu 2019 praktisch ident geblieben und auf einer Höhe mit Salzburg (45,08). Kein Verein hat weniger als eine Million fremdes Geld in der Bilanz (Hartberg 1,05), erschreckend hoch ist auch dieser Wert bei der Wiener Austria: Aus 76,17 wurden 78,03 Millionen.
–410.000 Euro
Angespannt bleibt die Lage bei St. Pölten. Nach der Austria und Sturm (–1,23 Millionen) hat der SKN mit 410.000 Euro das drittgrößte Minus erwirtschaftet, dazu kommt ein negatives Eigenkapital von 1,29 Millionen.
Nur auf den ersten Blick sieht die Lage bei NÖ-Konkurrent Admira besser aus. Es gibt zwar im Jahresergebnis eine „schwarze Null“, aber ein Rekordtransfer wie der von Sasa Kalajdzic (im Juli 2019 um 2,5 Millionen zu Stuttgart) ist heuer nicht in Sicht.
8,02 Millionen
Dass Liefering kein normaler Zweitligist ist, war schon lange klar. Der Tabellenführer würde als Red-Bull-Farmteam auch auf den Aufstieg verzichten. Mit ihren Gehältern wären die Jung-Bullen unter den Europacup-Anwärtern: 8,02 Millionen ergeben Platz sechs, knapp hinter Sturm (9,4 Millionen).
2,09 Millionen
Um das Investorenmodell von Klagenfurt ranken sich Gerüchte. Besonders für einen Zweitligisten wirkt es jedenfalls riskant. Die Kärntner Austria erwirtschaftete nur 1,21 Millionen, obwohl allein an Gehältern 1,97 Millionen zu überweisen waren. Das Ergebnis ist mit minus 2,09 Millionen tiefrot, ebenso das Eigenkapital (1,22 Millionen). Wie lange wird das Fußball-Schloss am Wörthersee in dieser Weise noch zu führen sein?
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