Hungrige Bullen bleiben bodenständig
Tabellenführer der Gruppe G – das hört sich auch für Jaissle gut an. Sein Team hat die Tür zum Achtelfinale einmal aufgemacht. Nach vier Punkten aus zwei Spielen ist klar: In dieser Gruppe gibt es zwar nur starke, aber keine übermächtigen Gegner. Vorzeitige Euphorie kommt bei Jaissle und seinem Team jedoch nicht auf. „Grundsätzlich hat sich für uns nichts geändert, wir fahren ganz gut damit, dass wir auf dem Boden bleiben“, betonte er. Auch Torjäger Karim Adeyemi weiß Platz eins richtig einzuschätzen: „Es ist zwar unglaublich, aber wir haben noch nichts gewonnen.“ Auch eine ausgelassene Kabinenparty blieb, wie er berichtete, aus – obwohl man nach einem Sieg gegen den französischen Meister schon einmal ein bisschen feiern hätte dürfen. Zumal der Coach das Donnerstag-Training zur Belohnung auf Freiwilligen-Basis stellte. Das heißt aber nicht, dass die Bullen nicht Lust auf mehr hätten. „Wir sind hungrig auf sehr, sehr viel mehr“, grinste Verteidiger Max Wöber.
Qualität auch in der Breite des Kaders
Ein weiterer Grund, warum es für Salzburg heuer noch besser läuft, ist die Breite im Kader. Ausfälle können ohne Qualitätsverlust kompensiert werden. Bestes Beispiel: Mit Wöber, Solet und Piatkowski waren die besten drei Innenverteidiger verletzt, also sprangen in der Liga Onguene und Bernado ein. Mit Bravour. Für die Königsklasse wurde Wöber wieder fit, glänzte gemeinsam mit Onguene. Von einer möglichen Problemzone ist nichts zu sehen, die Ersatzleute sind alle bereit. Wer reinkommt, der liefert auch. Zurecht sagt Trainer Jaissle: „Ich habe absolutes Vertrauen in den gesamten Kader.“
Die Spieler lernen schnell dazu
Mit einem Durchschnittsalter von 22,07 Jahren stellt Salzburg heuer das jüngste Team in der Eliteliga. Mangelnde Erfahrung wird deshalb durch Lernwilligkeit wettgemacht. Beispiel gefällig? In Sevilla noch zwei von drei Elfmetern verschossen, gegen Lille zwei von zwei verwandelt. Auch die Umstellung von der heimischen Liga auf die Königsklasse stellt heuer kein Problem dar. Wo Coach Jaissle den größten Unterschied sieht? „In der Champions League wird jede Kleinigkeit sofort bestraft.“
Unbekümmert: Frechheit siegt
Die angesprochene Jugend bringt auch eine gewisse Unbekümmertheit mit. Für Adeyemi ein wichtiger Faktor zum Erfolg. „Auf jeden Fall ist das so. Wir sind alle extrem positiv“, sagte der Doppeltorschütze mit einem verschmitztem Lächeln bei der Pressekonferenz, nachdem er stolz die Trophäe für den „Spieler des Spiels“ ausgepackt hatte. Der 19-Jährige darf am Freitag erneut auf eine Einberufung ins DFB-Team hoffen. Ob Salzburg ihn über den Winter hinaus halten kann, darf bezweifelt werden. Der Aufstieg ins Achtelfinale der Champions League wäre ein gutes Argument, um ihn zu halten. Die Weichen dafür sind jedenfalls gestellt.
Kommentare