Salzburg fertigt Austria mit 4:0 ab
Es passt zur Außendarstellung der Bundesliga: Salzburg wurde gestern vor dem Hit gegen Austria als Herbstmeister ausgezeichnet, obwohl neun der ersten 18 Runden eigentlich im Hochsommer stattgefunden haben. Salzburg hätte also als Sommer-Herbst-Meister geehrt werden müssen. Der Herbstmeister ist auch schon Winterkönig, obwohl der Winter laut Kalender noch gar nicht begonnen hat. Geehrt werden die Salzburger von der Bundesliga dafür nicht. Das ist irgendwie schade, denn dann könnte der blasse Bundesliga-Präsident Hans Rinner bei der Pokalübergabe noch einmal sein gequältes Lächeln aufsetzen, um so von den wirklich wichtigen Themen für die Bundesliga wie den Zuschauerschwund und den Wettskandal abzulenken.
Das Spiel selbst war mehr Werbung für die Bundesliga als die Ehrung davor – betrieben aber nur vom überlegenen Tabellenführer. Salzburg degradierte die Meisterkicker der Wiener Austria in einer grandiosen Art und Weise zu Statisten in einer eine Hälfte wirklich sehenswerten Partie. Langsam näherten sich die Salzburger einem Tor an. Ein Weitschuss von Ramalho (5.) sowie Kopfbälle von Mane (16.) und Ramalho (17.) waren in einer noch halbwegs ausgeglichenen Anfangsphase die Vorboten auf das Offensivfeuerwerk, das bis zur Pause noch folgen sollte. Spätestens nach der einzigen Austria-Chance, bei der Suttner zeigte, warum er Verteidiger und kein Stürmer ist (19.), spielte nur mehr eine Mannschaft Fußball, und das war Salzburg.
Sturm und Drang
Der Druck wuchs – dank eines extremen Pressings, intensivster Laufarbeit und perfektem Zweikampfverhalten wurden die Austrianer immer weiter zurückgedrängt. Tore waren nur eine Frage der Zeit. Und es hätten mehr fallen müssen als jene zwei durch Ramalho (23.) und Berisha (38.), die Salzburg bis zur Pause erzielen konnte. Es hätte nach 45 Minuten nicht nur 2:0, sondern zumindest 5:0 stehen können.
Die Austria konnte sich bei der Salzburger Nachlässigkeit und bei Torhüter Lindner bedanken. Der zeichnete sich unter anderen durch das Abwehren eines von Alan geschossenen Elfmeters aus. Den Abpraller verwertete der Brasilianer zwar, aber das Tor zählte nicht, weil Alan Kollege Franz Schiemer viel zu früh in den Strafraum gelaufen war. Schiedsrichter Harkam entschied regelkonform auf indirekten Freistoß.
Die zweite Hälfte hielt dann nicht ganz, was noch die erste versprochen hatte. Salzburg hatte etwas das Tempo gedrosselt, erst jetzt durfte die Austria wieder mitspielen, blieb aber ungefährlich. Salzburg war immer dem 3:0 näher als die Wiener dem Anschlusstor. In der 66. Minute fiel es: Der überragende Mane spielte nach einem Doppelpass mit dem starken Berisha Alan frei. Salzburgs Torjäger ließ dieses Mal Keeper Lindner keine Abwehrchance und erzielte sein 13. Liga-Tore in dieser Saison.
Für Salzburg war es übrigens der 100. Liga-Treffer im Jahr 2013. Und der 101. folgte noch: Mane traf noch zum 4:0-Endstand. Zum vierten Mal in Serie unterlagen die Wiener bereits den Salzburgern, die sich damit erneut für eine Provokation der Austrianer revanchieren konnten, die in Salzburg wohl niemals verziehen wird: Vor dem letzten Spiel der vergangenen Saison waren die Wiener in der Red-Bull-Arena mit dem Meisterteller eingelaufen und hatten mit ihren mitgereisten Fans gefeiert.
Red Bull Salzburg - FK Austria Wien Salzburg 4:0 (2:0)
Red-Bull-Arena, 10.195 Zuschauer, SR Harkam.
Salzburg: Gulacsi - Schwegler (86. Klein), Schiemer, Hinteregger, Ulmer (88. Svento) - Ramalho, C. Leitgeb - Kampl, Berisha, Mane (91. Teigl) - Alan
Austria: Lindner - Dilaver, Ramsebner, Ortlechner, Suttner - Holland, Mader (77. Simkovic) - Royer, Kienast, Jun (64. Horvath) - Hosiner (64. Stankovic)
Tore:
1:0 (23.) Ramalho
2:0 (38.) Berisha
3:0 (66.) Alan
4:0 (86.) Mane
Anmerkung: Alan scheiterte mit einem Foulelfer an Lindner (27.).
Gelb-Rote-Karte: Kienast (90./wiederholtes Foulspiel)
Gelbe Karten: Hinteregger, Schwegler, Alan (damit am Mittwoch in Innsbruck gesperrt) bzw. Royer, Holland, Dilaver, Suttner, Ramsebner
Die Besten: Mane, Ramalho, Ulmer, Leitgeb bzw. Lindner
Roger Schmidt (Salzburg-Trainer): "Ich glaube, wir investieren sehr viel. Wir haben uns extrem weiterentwickelt und spielen eine Art von Fußball, die es nicht oft gibt. Wir spielen konsequente Vorwärtsverteidigung in einer ganz extremen, ballorientierten Form, die es allen Gegnern sehr schwer macht. Was wir spielen, geht nur richtig oder gar nicht. Wenn man es konsequent macht, dann sind das sehr intensive, aber auch sehr kurze Wege, um den Ball zurückzuerobern. Sadio (Mane, Anm.) hat heute sensationell gespielt."
Nenad Bjelica (Austria-Trainer): "Das ist natürlich bitter, dass wir so hoch verloren haben. Aber die Niederlage in dieser Höhe war verdient, Salzburg war heute in jedem Moment schneller und besser als wir, hat uns ganz klar dominiert. Wir waren vor allem defensiv total überfordert. Es hat uns aber auch an Entschlossenheit, Aggressivität und Konzentration gefehlt."
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