Trotz zweimaliger Führung: Salzburg blamiert sich bei WSG Tirol
Auf einmal war Jesse Marsch nicht mehr zu halten. Er schoss von der Trainerbank in die Höhe und schrie erbost den Schiedsrichter an, dann lieferte sich der Salzburg-Coach ein heftiges und lautstarkes Wortgefecht mit Thomas Silberberger, das der WSG-Trainer mit dem Hinweis beendete: "Wir haben halt keinen VAR!!!"
Ein Foul von Pranter an Mwepu an der Mittelauflage, das mit Gelb geahndet wurde, hatte Marsch dermaßen in Rage gebracht, dass man den US-Amerikaner emotional erlebte wie kaum einmal. Und wahrscheinlich kam bei ihm in diesem Moment auch der Frust hoch, dass seine Mannschaft sich am Tivoli das Leben so schwer machte. Dabei wusste er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, dass sein Ärger an diesem Abend noch viel ärger werden würde – die Salzburger stolperten tatsächlich über Außenseiter WSG Tirol (2:3) und verjuxten zwei Mal eine Führung.
WSG TIROL - RED BULL SALZBURG 3:2 (1:1)
Tore: 0:1 (12.) Mwepu, 1:1 (29.) Baden Frederiksen, 1:2 (58. Aaronson), 2:2 (76.) Baden Frederiksen, 3:2 (89.) Smith.
Gelbe Karten: Pranter, Gugganig bzw. Bernardo, Mwepu.
Tirol: Ozegovic - Koch, Behounek, Gugganig, Schnegg - Rogelj, Petsos, Celic, Rieder (67. Naschberger) - Pranter (70. Smith), Baden Frederiksen (91. Lauf).
Salzburg: Stankovic - Kristensen, Ramalho, Bernardo, Ulmer - Bernede (46. Junuzovic), Seiwald - E. Mwepu, Okafor (46. Aaronson) - Adeyemi (80. Sucic), Berisha (46. Daka).
Dabei hatte die Partie erwartungsgemäß begonnen. Nach der frühen Führung durch Mwepu, der in der 12. Minute nach einem Eckball zur Stelle war, schien die Partie den normalen Verlauf zu nehmen. Doch dann schlichen sich immer mehr Fehler und Unkonzentriertheiten in das Spiel der Salzburger, die in der Offensive ihre Chancen leichtfertig liegen ließen und in der Defensive nicht immer sattelfest wirkten.
Frederiksen trifft eiskalt
Das sollte sich im Duell David gegen Goliath, wie WSG-Trainer Silberberger das ungleiche Kräftemessen im Vorfeld nannte, rächen: Frederiksen tauchte plötzlich allein vor Salzburg-Goalie Stankovic auf und verwertete die Chance eiskalt (29.).
Jesse Marsch reagierte und brachte nach der Pause drei frische Offensivkräfte. Und die personellen Rochaden hatten rasch den erwünschen Effekt: Der eingewechselte Aaronson nützte einen Stellungsfehler der Wattener Hintermannschaft aus und brachte den Meister erneut in Führung (58.).
Aber auch durch das 1:2 ließen sich die Tiroler nicht beirren und blieben weiter mutig. Rieder hatte gleich im Gegenzug den Ausgleich auf dem Fuß (61.), verfehlte aber aus fünf Metern Entfernung das Tor.
Die Salzburger verabsäumten es in der Folge, die Partie vorzeitig zu entscheiden und ließen weiter die nötige Konsequenz vor den beiden Toren vermissen. Und kassierten schließlich die verdiente Strafe für eine schwache Leistung.
Nach einem Zuspiel von Rogelj war Frederiksen erneut zur Stelle und drückte den Ball zum 2:2 über die Linie (76.) – für den Dänen war es bereits der 14. Saisontreffer.
Doch es sollte für die Salzburger noch schlimmer kommen: In der 89. Minute leistete sich die Defensive des Meisters einen Sekundenschlaf und kassierte durch Smith noch das 2:3.
Damit war die Sensation perfekt und der David hatte den Goliath besiegt. Für Meister Salzburg war es die erste Niederlage nach sechs Siegen in Folge.
Später Sieg für den WAC
Ein munteres und zugleich enges Pack-Derby hat indes einen Last-Minute-Sieg für den WAC gebracht. Bereits acht Stunden vor dem Anpfiff in Graz sorgte der WAC auch für die Meldung des Tages. Die Wolfsberger präsentierten einen Trainer (der nach Saisonende übernimmt) und damit auch einen Strategiewechsel. Nach den Erfolgen mit aufstrebenden österreichischen Coaches soll ein erfahrener Mann aus Deutschland die Lavanttaler zu künftigen Europacup-Qualifikationen führen.
Robin Dutt wagt mit 56 Jahren sein erstes Auslandsengagement: „Ich wurde menschlich als auch sportlich von dieser Aufgabe überzeugt.“ Seit dem Aus bei Bochum im August 2019 war Dutt auf Jobsuche. Denn nach Erfolgen bei Freiburg und der Aufgabe als DFB-Sportdirektor lief es nicht mehr so rund in der Karriere.
Derzeit ist noch Roman Stary im Amt und der WAC-Sportkoordinator nimmt aus Graz doch überraschend drei Punkte mit.
STURM GRAZ - WAC 0:1 (0:0)
Tor: 0:1 (90., Elfmeter) Liendl.
Rote Karte: Geyrhofer (89.).
Gelbe Karten: Giorbelidze, Leitgeb.
Sturm: Siebenhandl - Jäger, Nemeth, Geyrhofer, Dante - Hierländer, Gorenc-Stankovic, Kiteishvili (64. Ljubic), Kuen (86. Huspek) - Friesenbichler (64. Balaj), Jantscher (80. Shabanhaxhaj).
WAC: Kuttin - Novak, Baumgartner, Henriksson, Giorbelidze - Taferner (84. Jasic), Leitgeb, Liendl, Wernitznig (76. Stratznig) - Röcher (84. Dieng), Joveljic (63. Vizinger).
Nach starkem Start mit einer Chance für Yeboah-Ersatz Friesenbichler ließ Sturm auch die Gäste am Spiel teilhaben. Ein Fehler von Siebenhandl führte zu einer Chance für Taferner, doch der Sturm-Goalie rehabilitierte sich sofort (16.).
Auch nach einem Novak-Handspiel musste Sturm weiter auf einen Elfmeter warten. Den letzten gab es tatsächlich vor der Coronakrise.
Jantscher im Pech
Nach 48 Minuten war beinahe das „Tor des Jahres“ zu sehen. Jantscher übernahm eine weite Flanke mit dem Außenrist volley, der Ball senkte sich über WAC-Goalie Kuttin noch auf die Latte.
Auch danach waren die Hausherren im bereits dritten Duell seit Jahresbeginn mit den Kärntnern einem Tor näher. Besonders Jantscher: Der Routinier traf in Minute 79 wieder Metall, diesmal die Stange.
Das sollte sich rächen. Nach einem Patzer von Hierländer kam der Ball zu Dieng. Geyrhofer checkte den Joker am Fünfer, Schiedsrichter Grobelnik entschied auf Rot und Elfmeter. Michael Liendl behielt wieder einmal die Nerven und traf in Minute 90 zum glücklichen Sieg für die Wolfsberger.
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