Sie erhielten einen Orden und einen neuen Vertrag. War Ihre Mission mit dem WM-Viertelfinale nicht erfüllt?
Wenn das Land mich will und mich fordert, dann kann man nicht Nein sagen. Wenn du Teamchef im eigenen Land sein kannst, dann stellt sich die Frage nicht. Ich musste weitermachen. Und dieser Job ist für mich auch eine Herzensangelegenheit.
Wie ist das Leben als Teamchef und berühmte Persönlichkeit in Russland?
In der eigenen Wohnung kann ich mein eigenes Leben führen, draußen ist es ab und zu schwieriger. In den Wochen nach der WM war es teilweise extrem und anstrengend, weil man dann ja doch mit den Fans reden und sich Zeit nehmen sollte. In letzter Zeit war’s besser, aber das lag auch an Covid.
Wie anstrengend wird es für die Teams, eine EM quer über ganz Europa zu spielen?
Diese Frage kann ja nur ein Tiroler stellen. Denn Tirol ist zwei Meter auf der einen Seite und drei Meter auf der anderen. Als Russe bist du es gewöhnt, lange im Flieger zu sitzen. Nach Wladiwostok sind’s neun Stunden. Bei der WM sind wir nach Sotschi zwei Stunden geflogen. Also werden wir auch zwei Stunden nach Kopenhagen fliegen können. Wo liegt das Problem? Die UEFA hat entschieden, die 60 Jahre EM auf diese Art zu feiern. Das ist grundsätzlich eine gute Idee.
Was ist der Anspruch von Russland? Was ist das Mindestziel?
Ich arbeite Ziel für Ziel ab. Wenn wir jetzt schon über die letzte Hürde denken, dann stolpert man über die erste. Wir sind keine Träumer. Es gibt Nationalteams, die sind Favoriten, die können ihre Ziele klar aussprechen. Aber wir gehören nicht dazu.
Ist eine EM-Endrunde anspruchsvoller als eine Weltmeisterschaft?
Das muss ich bestätigen. Bei einer Weltmeisterschaft hast du immer das eine oder andere Land dabei, das ein bisschen schwächer ist. Das ist bei der EURO anders, das ist sehr anspruchsvoll. Aber früher war es noch schwieriger. Als ich noch gespielt habe, wurde die EM noch mit acht Teams ausgetragen.
Was trauen Sie eigentlich dem österreichischen Nationalteam zu?
Ich habe mir das Spiel gegen Dänemark sehr genau angeschaut, weil die Dänen ja unser Gruppengegner sind. Ich denke, Österreich ist in einer ähnlichen Position wie wir. Es gibt da gute Spieler, aber es geht vor allem darum, aus diesen eine gute Mannschaft zu machen. Aber Österreich ist nicht der Favorit. Beim Skifahren hätte ich gesagt: Da ist Österreich Erster, aber im Fußball müssen sie sich richtig einschätzen. Es geht auch darum, dass die wichtigen Spieler jetzt in Form und topfit sind. Und bitte vergessen wir nicht auf Corona.
Was meinen Sie genau?
Du kannst über Nacht drei infizierte Spieler haben. Und was ist dann? Wir haben so eine Situation bei uns im November erlebt, da sind dann einige ausgefallen und mussten in Quarantäne.
Sind Ihre Spieler geimpft?
Teilweise ja. Aber die meisten Spieler hatten bereits Corona und haben immer noch Antikörper.
Und was ist mit Ihnen?
Ich bin geimpft. Sputnik ist immer da. Der Beste.
Wissen Sie, dass Sputnik in Österreich nicht zugelassen ist?
Warum ist das so? Okay, da geht’s um Politik. Man sollte aber schon objektiv sein. Wenn mich zum Beispiel jetzt jemand fragt, welches Auto besser ist, Mercedes oder Lada.
Was sagen Sie dann?
Dann sage ich natürlich Mercedes. Und wenn ein Sputnik heute der beste Impfstoff ist, dann muss man ihn nehmen und das so objektiv sehen. Wenn morgen dann ein anderer Impfstoff noch besser ist, dann sage ich auch, dass das so ist.
Kommentare