Rekord-Mann Sascha Horvath: Wenn das Turnier zum Alltag wird

Rekord: Sascha Horvath läuft bei der fünften Endrunde für Österreich ein.
U-21-Teamspieler Sascha Horvath vertritt Österreich bei seiner fünften Endrunde. Das ist Rekord in der ÖFB-Geschichte.

Alexander Van der Bellen lädt eine Gruppe aufgeregter Menschen in die Hofburg. Seit dem Ibiza-Skandal beinahe Alltag, Freitagvormittag war der Termin beim Bundespräsidenten aber weniger brisant als Grund zur Freude. Das Staatsoberhaupt wollte es sich nicht nehmen lassen, Österreichs erstes Team bei einer U-21-EM feierlich zu verabschieden.

„Normalerweise kennt man ihn nur aus dem Fernsehen, er macht einen sehr entspannten Eindruck“, sagt Xaver Schlager, der vom A-Team angereist ist, um die Mannschaft von Werner Gregoritsch in Italien zu unterstützen. Bevor es in den Bus Richtung Teamcamp nahe Cormons im östlichen Friaul ging, hatte Kapitän Philipp Lienhart noch eine Rede für Van der Bellen und das TV-Publikum gehalten: „Schon als kleiner Bub träumt man davon, Österreich bei einer Endrunde zu vertreten.“

Rekord-Mann Sascha Horvath: Wenn das Turnier zum Alltag wird

Alter Hase

„Und so eine Chance kriegst du nur einmal im Leben“, würde ein klassischer Zusatz für Österreichs Kicker lauten. Doch es gibt auch einen alten Turnier-Hasen im 23-Mann-Kader, in den Gluhakovic statt Lovric (verletzt) nominiert wurde.

Sascha Horvath hat an der U-17-EM 2013 in der Slowakei, der U-17-WM 2013 in Dubai, der U-19-EM 2014 in Ungarn und der U-19-EM 2015 in Griechenland teilgenommen. Die U-21-EM in Italien ist also seine fünfte Endrunde. Der 1,65-Meter-Mann ist damit nicht nur der Kleinste im Kader, sondern auch Rekordspieler in der gesamten ÖFB-Historie.

„Ich habe nicht gewusst, dass ich der Rekordspieler bin. Das ist schon eine Ehre“, sagt der verblüffte Mittelfeldspieler, vom KURIER auf den Bestwert angesprochen. „Fast immer haben wir uns im letzten Moment qualifiziert. Das zeigt mir: Nur nicht aufgeben! Wir können auch bei der EM immer zurückkommen.“

Erinnerungen

Den größten Eindruck hat beim Techniker die WM in Dubai hinterlassen. „Beim 2:2 gegen Kanada hab’ ich ein Tor gemacht. Es hatte 40 Grad, alle hatten Krämpfe. Aber das Rundherum war geil, wir waren in vier verschiedenen Luxushotels untergebracht. Die Zimmer waren größer als manche Wohnungen zu Hause.“

Die herausragenden Gegner? Die Flügelflitzer Coman und Sané. Noch etwas ist dem 22-jährigen Ex-Austrianer aufgefallen: „Bei der U 17 haben wir noch gegen Deutschland gewonnen. Irgendwas muss dann anders laufen: Die explodieren, und bei der U 21 sind wir klarer Außenseiter.“

Horvath glaubt, dass in Deutschland die Jugend eher eine Chance bekommt. Andererseits wurde er selbst in Dresden zum Tribünensitzer und hat das EM-Ticket nur durch die Treue von Werner Gregoritsch und die Leihe (samt Spielpraxis) in Innsbruck gerettet. „Gregoritsch und ich sind sehr offen miteinander. Er sagt mir gleich, wenn ihm etwas nicht passt. Und ich sage ihm das auch, obwohl man das mit einem ,normalen‘ Trainer nicht so machen würde. Vielleicht ist das sogar zu offen.“

In Dresden ist nach der ersten Saison und 22 Einsätzen mit einem Trainerwechsel jedenfalls der Gesprächsfaden gerissen: „Beim Neuen hatte ich gar keine Chance mehr. Aber jetzt gibt es wieder einen anderen Trainer, und ich rechne bei Dynamo mit einer neuen Chance.“

Es wäre ja auch schade, wenn Österreichs Endrunden-Rekordler im Vereinsleben selbst in der zweiten deutschen Liga scheitert. Gregoritsch meint: „Sascha ist ein Künstler. Und die haben ihren eigenen Kopf.“

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