Reif für die Färöer-Inseln?

Zu Besuch im idyllischen hohen Norden: Einen Hexenkessel brauchen die Österreicher am Dienstag in Torshavn nicht fürchten – eher schon Wind, Regen und Kälte im Nordatlantik.
Die Niederlage von Stockholm nagt – aber auf den Färöern ist noch eine Rechnung offen.

Ausgerechnet Färöer. Ausgerechnet auf den Schafsinseln, den Albtrauminseln des rot-weiß-roten Fußballs, hat Österreichs Nationalteam noch eine lästige Pflicht zu erfüllen, nachdem am Freitag in Stockholm die Kür verpasst worden war. Wie zum Hohn kriegen es die ernüchterten Österreicher in diesem zur Bedeutungslosigkeit verkommenen Gruppenfinale mit dem Angstgegner zu tun.

Es ist nur ein schwacher Trost, dass die Österreicher am Dienstag in Torshavn Historisches erreichen können. Immerhin sind die Färöer noch ein weißer Fleck auf der Landkarte des ÖFB: Auswärts wurde die Nummer 182 der Welt in zwei Anläufen noch nicht besiegt.

„Der Stronach hat ein halbes Jahr gebraucht, um sich richtig zu blamieren, mir haben dafür 90 Minuten genügt.“


Einer der genau weiß, welch Bumerang ein vermeintlich leichtes Auswärtsmatch gegen die Färöer sein kann, ist Josef Hickersberger. Als Teamchef wurde er zum Färöer-Pepi, obwohl er die Inseln bis Sonntag nie betreten hatte. Im schwedischen Landskrona verlor er im September 1990 gegen die Färöer 0:1. Im Jahr 2013, angereist in seiner Funktion als ATV-Experte („Eine wirkliche Urlaubsdestination war das nie von mir“), machte er erstmals Bekanntschaft mit den menschenleer wirkenden, dafür von 70.000 Schafen übersäten Inseln. Alles hat sich relativiert. „Der Stronach hat ein halbes Jahr gebraucht, um sich richtig zu blamieren, mir haben dafür 90 Minuten genügt.“ Den Boden hätte er bei der Ankunft aber nicht geküsst. Unter Karel Brückner lief es im Oktober 2008 übrigens auch nicht sehr viel besser – 1:1, diesmal in Torshavn.

Reif für die Färöer-Inseln?
APAJAE12 - 11102008 - TORSHAVN - FAEROEER INSELN : ZU APA TEXT SA - Die Anzeigentafel nach der Begegnung zwischen den Faeroeer Inseln und Oesterreich am Samstag, 11. Oktober 2008, im Stadion von Torshavn. APA-FOTO: ROBERT JAEGER

Hickersberger nimmt’s längst mit Humor. Dem Großteil der österreichischen Reisegruppe ist das Lachen in den letzten Tagen aber vergangen. „Die Jungs hätten es sich verdient gehabt, dass es auch noch am Dienstag um etwas gegangen wäre“, meint der aktuelle Teamchef. Ja, den Arsch sollten sie sich dennoch aufreißen, um das immer noch positive Image der Nationalmannschaft nicht zu gefährden.

„Es wird noch ein paar Tage oder Wochen dauern, bis wir das aufgearbeitet haben“, räumte Österreichs Torwart Robert Almer ein. „Man hat mich gut aufgenommen aber bei der Ankunft hab’ ich schon gemerkt, dass die Stimmung am Boden ist “, stellte Lukas Hinterseer fest, der zusammen mit Jakob Jantscher für die gesperrten Marko Arnautovic und Marc Janko angeflogen kam.

Pro Koller

Die Aufgabe in Torshavn birgt trotz der unbedeutenden Ausgangslage also doch eine gewisse Brisanz. Über allem schwebt die Unsicherheit um Koller. Er werde sich nach dem Spiel am Dienstag zu seiner persönlichen Zukunft äußern: Nürnberg, oder doch als Teamchef verlängern?

Ein klares Votum für eine weitere Zusammenarbeit kommt vonseiten der Spieler. Kapitän Christian Fuchs: „Die Tendenz des Teams zeigt klar nach oben. Wir müssen jede Entscheidung akzeptieren, aber es wäre falsch, einen Bruch zu machen. Ich wünsche, dass Koller bleibt und glaube, für die ganze Mannschaft zu sprechen.“

David Alaba, der nach der vergebenen Torchance am vergangenen Freitag besonders mit dem Aus in der Qualifikation haderte, sagt: „Wir müssen ruhig bleiben und abwarten. Koller passt gut zu uns und wir haben diesen Teamchef sehr gerne.“

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