Salzburg stoppt sich selbst

Salzburg stoppt sich selbst
Der Meister ist gegen Dinamo Minsk nicht nur an der Nervenschwäche beim Elferschießen gescheitert.

Salzburg-Trainer Peter Zeidler hatte einen Schuldigen für das völlig unnötige Ausscheiden im Europa-League-Play-off gegen Dinamo Minsk ausgemacht; den Schiedsrichter. "Wir haben bei unserem Bewerbungssschreiben alles richtig ausgefüllt, aber dann kam einer mit einem Tipp-Ex und hat ein bisserl etwas ausgemacht. Sie wissen, wen ich meine. Deshalb haben wir es nicht geschafft. So einfach ist das", sagte der Deutsche nach der Entscheidung im Elfmeterschießen.

Aber ist das Scheitern der am Donnerstag klar besseren Salzburger wirklich so einfach zu erklären? Es stimmt schon: Es war ein reguläres Tor, das vermeintliche 3:0 von Jonatan Soriano, das der souveräne niederländische Schiedsrichter Blom in der achten Minute der Verlängerung wegen Abseits fälschlicherweise aberkannte. Und es hätte womöglich zum Aufstieg gereicht. Aber es war eine knappe Fehlentscheidung, die zu einem Fußballspiel einfach dazugehört wie Fehlversuche vom Elfmeterpunkt.

Salzburg stoppt sich selbst
27.08.2015, Fussball, Salzburg, Red Bull Arena, FC Red Bull Salzburg - FC Dinamo Minsk, UEFA EUROPA LEAGUE Torwart Aleksandr Gutor (Dinamo Minsk) hält den zweiten Elfer von David Doona Atanga (Red Bull Salzburg)
Am Ende ist Salzburg gegen Dinamo Minsk ausgeschieden, weil drei Salzburger am überragenden Keeper Gutor, der seinem Name alle Ehre machte, beim finalen Elfmeterschießen gescheitert sind. Verspielt wurde der Aufstieg allerdings schon im Hinspiel, in dem man sich einen Selbstfaller der besonders dämlichen Art samt zweitem Gegentor in letzter Minute der Nachspielzeit geleistet hatte.

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Junge Elferschützen​

Salzburg stoppt sich selbst
27.08.2015, Fussball, Salzburg, Red Bull Arena, FC Red Bull Salzburg - FC Dinamo Minsk, UEFA EUROPA LEAGUE frustrierter David Doona Atanga (Red Bull Salzburg)
Dass drei Salzburgern die Nerven beim Elfmeterschießen versagten, ist menschlich. Das ist davor schon dutzenden Weltklassespielern passiert. Aber ungewöhnlich ist es trotzdem, dass ein 20-Jähriger (Minamino), ein 18-Jähriger (Atanga) und ein 22-Jähriger (Berisha) zu einem Versuch in dieser Lotterie antreten, Routiniers (Schwegler, Walke etc.) hingegen passen.

Typisch für Red Bull ist es allemal. Denn seit Ralf Rangnick die Fußballphilosophie des Getränkekonzerns bestimmt ist Verjüngung des Kaders eine der Maximen. Junge Spieler würden schneller regenerieren, wären weniger verletzungsanfällig, würden besser zum kräfteraubenden Spielstil der Salzburger passen.

Verletzte haben die Salzburger trotzdem genug. Als der KURIER Zeidler schon vor Saisonbeginn auf die vielen nicht gesunden Spieler in der Vorbereitung ansprach, meinte dieser, es seien nicht wirklich viele. Doch seit dem ersten Bundesliga-Spiel in Mattersburg ist immer wieder von einer Verletzungsmisere die Rede. Viele haben ähnliche Probleme - mit den Knien, den Adduktoren, der Oberschenkelmuskulatur.

Viele Ausfälle​

Auch im Rückspiel gegen Minsk konnte Zeidler bei weitem nicht sein stärkstes Team aufbieten. Dazu mussten mit Hinteregger und Soriano zwei Spieler 120 Minuten durchhalten, die nach Verletzungspausen sichtlich noch nicht körperlich in Bestform sind. Beide kamen durch, verwerteten dazu auch ihre Versuche vom Elfmeterpunkt.

Das Verfehlen der Gruppenphase offenbarte Schwächen in der Salzburger Kaderplanung. In der Verlängerung standen etwa drei Spieler am Platz, die für die Rechtsverteidigerposition geholt worden sind. Oder es musste der junge Däne Sörensen in Ermangelung eines zentralen Mittelfeldspielers auf der Ersatzbank auf einer Position eingewechselt werden, die er noch nie bei Salzburg gespielt hat.

Salzburg stoppt sich selbst
ABD0174_20150827 - SALZBURG - ÖSTERREICH: Dinamo Minsk jubelt am Donnerstag, 27. August 2015, während des Europa-League-Play-off-Rückspiels zwischen Red Bull Salzburg und Dinamo Minsk in Salzburg. - FOTO: APA/KRUGFOTO
Pehlivan war erst nach dem Nennschluss für die Play-off-Spiele verpflichtet worden, Yabo hat wegen Knieschmerzen noch kein Pflichtspiel absolviert. Der formschwache Laimer war nicht im Kader. Stammspieler Keita war gesperrt, ist aber auch verletzt, natürlich an den Adduktoren

Es sind vielleicht nur Kleinigkeiten. Und niemand kann sagen, ob es anders gelaufen wäre, wenn es anders gehandhabt worden wäre. Aber wie schon der damals wieder fitte israelische Teamspieler Omer Damari im Champions-League-Qualifikationsspiel in Malmö, musste am Donnerstag der ebenfalls wieder fitte norwegische Teamspieler Havard Nielsen zuschauen. Beide standen nicht auf der UEFA-Kaderliste. Dafür wurden mit Upamecano (Malmö) ein 16-Jähriger und mit Sörensen (Minsk) ein 19-Jähriger nachgenannt.

Jobgarantie​

Vieles, was Zeidler nach dem Ausscheiden am Donnerstag sagte, klang nach Durchhalteparolen. Etwa: "Wir sind nach Malmö aufgestanden, und wir werden jetzt wieder aufstehen." Oder: "Wir werden unseren Weg konsequent weitergehen." Oder: "Wir werden versuchen, in der österreichischen Liga schnell wieder nach oben zu kommen, um bald wieder in Europa zu spielen."

Dass dies Zeidler bewerkstelligen soll, ist klubintern fix. Schon zu Wochenbeginn fand ein Meeting statt, bei dem klargestellt wurde, dass dieser Weg mit ihm weitergegangen wird - auch bei einem Ausscheiden gegen Minsk. Welches Personal dem Deutschen dabei zur Verfügung steht, wird spätestens am letzten Transfertag am Montag feststehen.

Mukhtar fix

Ein weiterer Neuzugang ist bereits fix. Was der KURIER schon am Donnerstag vermeldete, ist nun auch offiziell bestätigt worden. Der deutsche U-20-Teamspieler Hany Mukhtar könnte schon am Sonntag im Bundesliga-Spiel bei Sturm Graz zum Einsatz kommen. Der 20-jährige Offensivspieler wurde bis Saisonende von Benfica Lissabon ausgeliehen. Dazu besitzt Red Bull eine Kaufoption. Bei Portugals Meister konnte sich der gebürtige Berliner nicht durchsetzen. Für Deutschland erzielte Mukhtar bei der U-20-WM 2015 in Neuseeland immerhin vier Tore.

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