Red Bull: Das Wunder von Salzburg jährt sich zum zweiten Mal

Feiertag in der Red-Bull-Arena: Berisha, Dabbur und ihre Kollegen jubelten über ein 4:1 gegen Lazio.
Am 12. April 2018 schaltete Salzburg Lazio im Europa-League-Viertelfinale aus - dank dreier Tore innerhalb von 240 Sekunden.

Was sich auf den Tag genau vor zwei Jahren im Rückspiel des Europa-League-Viertelfinales zwischen Salzburg und Lazio Rom abgespielt hat, werden die gut 30.000 Zuschauer wohl nie vergessen, die in der Red-Bull-Arena an diesem 12. April live dabei waren.Drei Tore erzielten die Salzburger von der 72. bis zur 76. Minute, und das gegen eine Spitzenmannschaft aus der italienischen Serie A. Damit konnte nicht nur von 1:1 auf 4:1 gestellt, sondern auch der 2:4-Rückstand aus dem Hinspiel wettgemacht werden. Erstmals nach 22 Jahren stand wieder ein österreichischer Klub in einem Europacup-Semifinale.

„Um 22.56 Uhr brachen in der Red-Bull-Arena alle Dämme. Die 28.000 Salzburg-Fans, darunter Ex-Trainer Oscar Garcia, standen Kopf. Es gab minutenlang Standing Ovations. Auch zehn Minuten, nachdem der Aufstieg ins Europa-League-Semifinale mit einem 4:1 gegen Lazio fixiert worden war, waren immer noch Tausende Fans da und feierten nach einer magischen Aufholjagd mit den Salzburger Spielern“, schrieb der KURIER am Tag danach.

Auch Trainer und Spieler platzten vor Stolz: „Das war ein geiler Abend. Wir haben an uns geglaubt, viel dafür gearbeitet und die Ruhe bewahrt. Wir haben unseren Fans einen besonderen Abend geschenkt“, meinte Coach Marco Rose. Stefan Lainer, Torschütze zum 4:1, war ebenso begeistert. „Wir sind immer positiv, haben nicht aufgegeben, wir können immer eine Partie drehen. Es war sensationell, wie alle ans Limit gegangen sind.“ Und Torhüter Alexander Walke sprach aus, was sich viele dachten: „Das ist ein Moment in meinem Leben, den ich nie vergessen werde.“

Lange hatte es aber gar nicht nach einem Wunder ausgesehen. Der Rückstand aus dem Hinspiel schien für die Salzburger eine zu große Bürde zu sein. Rose hatte die Römer mit der Umstellung auf ein 4-3-3-System zwar überrascht, aber Lazio-Trainer Simone Inzaghi reagierte prompt. Seine Spieler verdichteten die Räume im Mittelfeld, um Salzburg die Passwege abzuschneiden. Es entwickelte sich ein Spiel hauptsächlich im mittleren Platzdrittel.

Zur Pause stand es 0:0. Salzburg brauchte nach dem 2:4 im ersten Duell also weiter zwei Tore, um aufzusteigen, hatte dafür aber nur mehr eine Spielhälfte. In der 55. Minute waren es dann drei: Lazio-Torjäger Ciro Immobile ließ sich seine dritte Chance nicht entgehen. Doch Salzburgs Antwort kam nur 22 Sekunden später: Ein Schuss von Dabbur wurde unhaltbar für Lazio-Keeper Strakosha abgelenkt – 1:1.

Nun reichten wieder zwei Tore. Es war aber nur mehr eine gute halbe Stunde Zeit. Sekunden nachdem Luis Alberto den Matchball für Lazio ausgelassen hatte, passte ein Weitschuss: Haidara bezwang Strakosha – 2:1 (72.). Nun fehlte nur mehr ein Tor. Und es fiel nur knapp zwei Minuten später: Ein Schuss von Hwang wurde abgefälscht (74).

Erstmals war Salzburg im Semifinale. Und es dauerte erneut nicht einmal zwei Minuten, da stand es 4:1: Lainer traf nach einer von Ramalho verlängerten Berisha-Ecke per Kopf (76.). Das Salzburger Wunder in nur 240 Sekunden war perfekt.  

Die italienischen Journalisten konnten auch nicht glauben, was auf dem Rasen in der Red-Bull-Arena passiert war. „Lazio begeht Selbstmord. Für den italienischen Fußball, der nach dem WM-Aus nach Sauerstoff ringt, ist dies eine verschwendete Gelegenheit“, meinte die Gazzetta dello Sport. Der Corriere dello Sport schrieb: „Lazio, ein Albtraum! Ein unbegreiflicher und unannehmbarer Zusammenbruch. Der athletische Unterschied hat gezählt. Lazio zahlt einen Preis für seine Überheblichkeit und hat auch Pech.“

La Stampa meinte: „Harakiri Lazio. Drei Tore in vier Minuten und Abschied von Europa. Lazio erlebt einen unglaublichen Schiffsuntergang. Die teuflischen Salzburger Geigen spielen eine für Lazio tödliche Symphonie. Kein internationales Komplott, nur ein physischer Zusammenbruch, wie man ihn bisher noch nie gesehen hatte, zusammen mit einem tödlichen Cocktail aus Masochismus und Überheblichkeit.“ Und La Repubblica fasste kurz und bündig das Unfassbare zusammen: „Vier Minuten Wahnsinn, ein Inferno tödlicher Salzburger Schläge und Lazio muss sich von der Europa League verabschieden, ohne genau zu wissen, warum.“

Im Halbfinale hatten die Salzburger dann nicht mehr das Glück des Tüchtigen. Zwar konnte gegen Olympique Marseille der 0:2-Rückstand aus dem Hinspiel in der Red-Bull-Arena in den regulären 90 Minuten egalisiert werden. Aber in der Verlängerung entschied ein Treffer des eingewechselten Rolando nach einem umstrittenen Eckball die Aufstiegsfrage. Salzburg schied aus. Aber das sollte einen tollen Europacup-Frühling von Red Bull keineswegs schmälern.

 

 

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