Joselu ist nicht etwa ein junges Talent, das in der Schlussphase von Startrainer Carlo Ancelotti das Vertrauen erhalten hat. Der gute Mann ist 34 Jahre alt und hat schon einige Stationen in seiner Profikarriere hinter sich. Geboren wurde der Stürmer 1990 in Stuttgart, ehe er mit seinen spanischen Eltern im Kindesalter zurück nach Spanien ging. Er wuchs in Galicien auf und wurde in der Jugend von Celta de Vigo fußballerisch groß.
Real, Hoffenheim, Frankfurt und Co.
Bereits 2010 wechselte er als 20-Jähriger erstmals zu Real Madrid, wo er großteils in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kam, allerdings auch einen einzigen Einsatz bei den Profis erhielt. Der 1,91 Meter große Mittelstürmer wechselte in Folge nach Deutschland zu Hoffenheim, später zu Frankfurt und Hannover. Nach Stationen in England bei Stoke City und Newcastle wechselte er 2019 nach Spanien zurück, traf für Alaves und Espanyol Barcelona regelmäßig und wurde schließlich 2023 leihweise von Real Madrid geholt, um besonders große Fußstapfen zu füllen. Joselu sollte den Abgang von Karim Benzema nach Saudi Arabien kompensieren.
Das gelang ihm nicht so ganz, wenngleich Joselu oft zum Einsatz kam in dieser Saison bei den Königlichen. Seit der Systemumstellung von Carlo Ancelotti im Vorjahr von einem 4-3-3 zu einem 4-4-2 fehlt allerdings in der Startelf meist ein groß gewachsener Mittelstürmer. Die beiden Brasilianer Vinicius Junior und Rodrygo bilden meist das Sturmduo. Doch Joselu kommt oft als Joker und erzielt auch seine Tore. Neun in der Liga, zwei im spanischen Cup und mittlerweile fünf in der Champions League.
Ein spätberufener ist Joselu nicht nur in seiner Klub-Karriere. Denn im Vorjahr, im März 2023, feierte er im Alter von 33 Jahren auch sein Debüt in der spanischen Nationalmannschaft. In zehn Länderspielen hat er bisher fünf Tore erzielt. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ihn Nationaltrainer Luis de la Fuente mitnimmt zur EM 2024, wo er als Back-up für Mittelstürmer Alvaro Morata eine wichtige Rolle spielen könnte.
Ein Kindheitstraum
Zunächst gilt es für Joselu allerdings, sich einen anderen Kindheitstraum zu erfüllen und mit Real die Champions League zu gewinnen. Im Halbfinal-Rückspiel war er jedenfalls schon einmal der gefeierte Held und konnte es selbst nicht glauben. "Nicht einmal in meinen schönsten Träumen habe ich mir so etwas ausgemalt", sagte er nach Abpfiff der Partie. "Ich weiß nicht, ob ich ein Held bin, aber ich bin sehr glücklich. Es war unglaublich, etwas Spektakuläres."
Bei seinem ersten Tor war er Gedanken- und handlungsschneller als die Bayern-Verteidiger, spekulierte beim Schuss von Vinicius Junior auf einen Abpraller, den es bei Manuel Neuer selten gibt, und war zur Stelle, als der Bayern-Goalie den Ball ausgelassen hat. Beim 2:1 drückte Joselu den Ball nach einem Querpass von Antonio Rüdiger über die Linie und durfte erst jubeln, nachdem der VAR die vermeintliche Abseitsstellung aufgehoben hatte.
"Ich habe gebetet, dass es nicht aberkannt wird", sagte Joselu und lobte seine Mannschaft. "Dieses Team gibt niemals auf, es liegt ihnen im Blut, bis zum Ende zu kämpfen", sagte Reals Held des Abends. Gut möglich, dass er am 1. Juni im Wembley-Stadion wieder eine wichtige Rolle spielen wird, wenn im Finale Borussia Dortmund auf die Königlichen wartet.
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