Rapids Motto in der Krise: Zurück in die Zukunft
Wattens statt Accra. Eigentlich wollte Zoran Barisic Sonntagfrüh nach Ghana fliegen, um mit einem Begleiter mehrere Spieler für die Rapid-Zukunft persönlich zu scouten. Doch wie so oft in dieser Saison kam es bei den kriselnden Hütteldorfern anders als geplant.
Ferdinand Feldhofer verlor in seiner 40. und letzten Partie als Cheftrainer erstmals ein Ligaspiel gegen einen der sogenannten "Kleinen" (siehe unten). Nach dem 0:1 in Ried und einer raschen Abstimmung mit dem Präsidium teilte Barisic seiner ehemaligen Wunschlösung das Aus mit. "Einen Trainer zu entlassen tut mehr weh, als selbst gefeuert zu werden", sagt Barisic, der beide Seiten kennt. Da Feldhofers Vertrag mit Saisonende ausläuft und zusätzlich "nur" Co-Trainer Matthias Urlesberger gehen muss, ist zumindest der finanzielle Schaden überschaubar.
Dem Wiener kommt über den Steirer kein negatives Wort aus. "Ferdl hat eine super Arbeitsmoral und pflegt einen sehr guten Umgang. Wir haben uns in Teilbereichen verbessert, aber die Ergebnisse passen einfach nicht. Bei den für einen Trainer entscheidenden Momenten ist es immer gegen uns gelaufen", erklärt Barisic im KURIER-Gespräch. Lediglich beim Hinweis auf die von Feldhofer groß angekündigte Entwicklung einer dominanten Spielweise äußert Barisic einen Hauch von Kritik: "Da haben wir uns alle mehr erwartet. Auch der Trainer selbst."
Vier Jahre Pause
Nun ist also Zoran Barisic selbst wieder Trainer. So wie zuletzt am 8. Dezember 2018 in Ljubljana. Der Wiener machte in Slowenien nach 15 Spielen und einem starken Punkteschnitt von 2,13 selbst Schluss. Weil der Präsident dachte, er könne dem Trainer inhaltliche Vorgaben machen. "Ich hoffe, es ist so wie beim Radlfahren und ich habe es nicht verlernt", sagt Barisic zu Beginn seiner dritten Amtszeit. Als Cheftrainer startete der aktuelle Sportchef 2013 mit einem 2:2 beim späteren Meister Austria. 2011 gab es als Interimstrainer einen Erfolg gegen Wacker in Tirol.
Damit im Cup gegen die WSG und dann bis zur Winterpause die Wende gelingen kann, stimmt sich der Wieder-Interimstrainer mit dem engsten Vertrauen Steffen Hofmann ab (siehe unten). Ballbesitz-Fan Thomas Hickersberger wird bei der Trainingsgestaltung wieder in den Mittelpunkt rücken.
Wenig Zeit
Vorerst ist aber kaum Zeit für inhaltliche Arbeit. "Jetzt geht es darum, in die Köpfe der Spieler reinzukommen. Es wird viele Gespräche geben." Barisic ortet eine Last auf den doch nicht so stabilen Spielerschultern: "Sie sollen wieder Freude haben und befreit aufspielen."
Der unter Feldhofer aussortierte Christoph Knasmüllner wird bis zur Winterpause noch Chancen bekommen. Ebenfalls mit dabei ist Christopher Dibon, dessen Wort bei den Mitspielern so wie bei Barisic und Hofmann große Bedeutung hat.
"Ich hoffe – nein, ich bin überzeugt, dass es mir wieder Spaß machen wird", sagt Barisic über das von ihm nicht angestrebte Bank-Comeback.
Und so wie es bei der Drama-Queen Rapid gehört, bekommt Barisic am Samstag mit sechseinhalb Jahren Verspätung sein erstes Spiel als Cheftrainer im Allianz Stadion – ausgerechnet gegen Klagenfurt mit Peter Pacult. Die einstigen Partner haben sich nach jahrelanger Funkstille erst im Vorjahr wieder versöhnt.
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