Rapid-Zukunft: Wer kommt? Wer geht?

Rapid-Zukunft: Wer kommt? Wer geht?
In sechs Wochen endet die Ära von Präsident Edlinger – außer, es gibt keine Mehrheit für einen Nachfolge-Kandidaten. Favorit Erich Kirisits kämpft noch um die Stimmen der sechs „Wahlmänner“. Der Xerox-Manager würde bei Rapid viel verändern. Wer kommt? Wer muss gehen?

Am 18. November kommt es bei Rapid zum Neustart. Oder steht bei der Hauptversammlung gar eine Revolution an? Derzeit werden im Hintergrund die wichtigsten Personalfragen geklärt: Die sechs „Wahlmänner“ treffen einander, um die Namensliste für den Vorschlag zum neuen Präsidium zu erstellen. Erich Kirisits ist derzeit der einzige deklarierte Präsidentschaftskandidat – um die nötige Mehrheit unter den zur Hälfte von den Mitgliedern gestellten „Wahlmännern“ muss der 53-jährige Xerox-Manager aber hart kämpfen. Wer wird was? Wer muss gehen? Ein aktueller KURIER-Überblick:

Präsidium

Neben Langzeit-Präsident Rudolf Edlinger treten auch sein Vize Siegfried Menz („Ottakringer“-Vorstand), Finanzreferent Johann Smolka, Werbefachmann Max Palla und Helmut Nahlik (früherer „VISA“-Boss) ab.

Rapid-Zukunft: Wer kommt? Wer geht?
General Manager Xerox
Das neue Präsidium soll auf fünf Mitglieder verkleinert werden. Kirisits hält einen Platz für seinen VertrautenHans Kranklfrei. Dass der „Jahrhundert-Rapidler“ in wichtiger Position zurückkehrt, scheint entschieden. Das Angebot, Vizepräsident zu werden, hat Krankl aber zumindest aufSky vorerst ausgeschlagen. Als Fixstarter giltHerbert Pinzolits. Der Medien-Unternehmer kennt Kirisits schon lange und hat den Sportmagazin-Verlag aufgebaut, ehe er ihn verkaufte. Als Wunschkandidat wirdStefan Leebkolportiert. Der Aufsichtsrat der Wien Holding genießt einen ausgezeichneten Ruf und war früher Büroleiter der Wiener SPÖ-VizebürgermeisterinRenate Brauner.

Der einflussreiche Netzwerker Andreas Hutflesz strebt hingegen keinen Posten im Präsidium an, obwohl er als engster Vertrauter von Kirisits gilt. Vom aktuellen Präsidium soll lediglich Jurist Nikolaus Rosenauer übernommen werden. Der Klub-Anwalt schmetterte bei der ao. Hauptversammlung mit trockenem Juristen-Deutsch den Antrag zur Abwahl von Manager Werner Kuhn ab.

Weiterhin zur Verfügung stünden, aber nach aktuellem Stand nicht mehr im Präsidium vertreten wären: Gerhard Höckner („Präsident der Amateure“, Sponsor und Edlingers Begleiter bei Auswärtsspielen) so wie Josef „Andy“ Kamper. Der VW-Autohändler ist durch die Sponsorenflucht mittlerweile zu einem der größeren Geldgeber angewachsen und könnte das Engagement sogar nochmals erhöhen.

Als Jolly Joker in diversen Planspielen gilt Michael Krammer. Der Ex-„Orange“-Boss leitete die Reformkommission professionell und gilt für beinahe alle Spitzenjobs als Wunschbesetzung. Interessensgruppen buhlen um den Leiter von Michael Spindeleggers ÖVP-Personenkomitee auch noch als Präsidentschaftskandidat.

Ob und wie Krammer bei Rapid einsteigt, hängt von seinen beruflichen Plänen ab. Derzeit bastelt der Manager an einem innovativen Start-up für die Telekommunikationsbranche.

Der zuerst von den Finanzen erschrockene und schließlich von Edlinger ausgebremste Doch-nicht-Kandidat Dietmar Hoscher möchte dem Verein weiterhin als Vorsitzender des Kuratoriums helfen.

Führungskräfte

Nicht nur im Präsidium wird sich einiges tun. „Kaum einer weiß, wer in welcher Funktion bleiben soll“, sagt ein hochrangiger Mitarbeiter. Nachsatz: „Aber es ist legitim, dass ein neuer Boss auch personelle Veränderung will.“ Selbst der durch seinen Arbeitseinsatz bisher als unverzichtbare geltende Andy Marek muss abwarten, welche seiner vielen Agenden (vom Stadionsprecher über die Leitung von Klubservice und Merchandising bis hin zum Verbindungsmann zur aktiven Fanszene) noch gefragt sind.

Im Fokus stehen derzeit Werner Kuhn und Helmut Schulte. Kuhn hat allen Angriffen standgehalten und jede Krise ausgesessen. Wenn die schützende und stets loyale Hand Edlingers fehlt, ist aber auch Kuhn nicht mehr als General Manager denkbar. Es wird bereits nach einem Nachfolger – oder einer Nachfolgerin – gesucht.

Sportdirektor Schulte leistet im Hintergrund exzellente Aufbauarbeit und hat mit dem Kauf von Thanos Petsos bewiesen, dass er Volltreffer landen kann, wenn er auch nur einen Schuss frei hat. Dem früheren Förderer von Manuel Neuer und Mesut Özil (als Schalkes Nachwuchschef) ist aber Eigenlob fremd. Schon wird aus dem Umfeld von Kirisits Kritik laut, dass es Schulte verabsäumt hätte, nach dem Einzug in die Europa League noch den Kader zu verstärken. Wie bei der vom Präsidium angeordneten Schöttel-Verlängerung ist Schulte schuldlos: Die Klubspitze war gegen einen Transfer, um die letzte Saison der Ära Edlinger mit einem Finanz-Plus abschließen zu können.

Da Schulte von allen Angestellten am wenigsten auf Rapid angewiesen ist, bleibt er (trotz seines Wunsches weiterzumachen) ruhig: Mit seinem guten Ruf kommt er in Deutschland jederzeit unter, Düsseldorf buhlt bereits um den 56-jährigen Routinier.

Stadion

Edlinger erklärte den Neubau in Hütteldorf zur lebensnotwendigen Frage für die Zukunft des Vereins – die Entscheidung des Stadion-Themas überlässt er aber seinem Nachfolger. Kirisits sieht die Wahl des Standorts pragmatischer – auch, weil die Chancen auf eine Realisierung in Hütteldorf schlechter stehen, als bisher vom Verein kommuniziert wurde. Kirisits bezeichnet Hütteldorf als „Priorität“ – hätte aber die Beziehungen und den Hintergrund, um weiter östlich einen Neubau voranzutreiben.

Spannend sind dabei auch die Pläne von Finanzinvestor Michael Tojner, der das neue Stadion in Hütteldorf finanzieren aber mit einem Immobilienprojekt verbinden will. Die hochspekulativen Deals von Tojner (er kaufte zuletzt um 100 Millionen das Hotel Intercontinental) stoßen beim Verein allerdings auf wenig Gegenliebe.

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