Rapid: Willkommene Ablenkung in der Krise

Rapid hofft auf Joelinton-Tore.
Europa League: Vorfreude auf Sassuolo, weil das italienische Überraschungsteam die Offensive sucht.

Es ist schon kurios: Nach den Misserfolgen gegen die defensiv eingestellten Liga-Konkurrenten St. Pölten, Ried und Altach freuen sich die Rapidler auf US Sassuolo. Obwohl die Italiener im Vergleich sicher einen stärkeren Gegner abgeben. Der Hintergrund der gar nicht zur aktuellen Krise passenden Vorfreude: Der Europacup-Debütant macht gerne selbst das Spiel und steht für offensiven Fußball.

"Wir hatten zuletzt Probleme gegen tief stehende Mannschaften. Eigentlich haben wir die schon lange. Sassuolo zieht es hingegen – so wie uns – nach vorne. Das kommt uns entgegen", glaubt Kapitän Stefan Schwab vor dem heutigen Duell (ab 21.05 Uhr) mit dem Überraschungsteam der Serie A. Das im Europacup auch offiziell sogenannte "Weststadion" ist (bis auf den VIP-Klub und den Gäste-Sektor) ausverkauft.

Keine Umstellung

Die rund 22.000 Rapid-Fans dürfen heute ein Spiegelfechten erwarten. "Sassuolo spielt wie wir", kündigt Trainer Mike Büskens an und meint damit einen kontrollierten Spielaufbau, Angriffe über die Flügel und einen im Zentrum postierten Stürmer. Der 48-jährige Deutsche hält nichts davon, seinen Job durch Aktionismus retten zu wollen: "Würde eine Umstellung auf ein 4-4-2 in kürzester Zeit nicht die eigenen Spieler verwirren?" Büskens betont, dass er beim 1:1 gegen Altach genug Positives gesehen hat. "Das haben wir den Spielern auch in Bildern gezeigt, um sie aufzubauen. Es werden Nuancen entscheiden. Wir müssen nur Fehler minimieren."

Allerdings: Die Analysten der taktisch ohnehin ausführlicher geschulten Italiener hatten bei den letzten Auftritten Gelegenheit, zu erkennen, wie die angeschlagenen Hütteldorfer in der Defensive zu verwunden sind. Büskens warnt besonders vor Mittelstürmer Defrel und Linksaußen Politano. Rechtsaußen Berardi, für den eine Ablösesumme von 20 Millionen Euro gehandelt wird, fehlt hingegen verletzt.

Langzeit-Trainer Eusebio Di Francesco hat in seinem jungen, stark italienisch geprägten Kader genug Alternativen, um Rapid in der Doppelrunde vor große Probleme zu stellen. Derzeit halten die vier Vereine bei je drei Punkten. "Wenn wir wieder um den Aufstieg mitreden wollen, müssen wir unbedingt punkten", weiß Schwab.

Vor dem Derby

Die Krise in der Liga soll wie das am Sonntag wartende Derby zumindest mental in den Hintergrund gedrängt werden. Schwab: "Nur weil es in der Liga nicht läuft, dürfen wir die Europa League nicht auf die Seite schieben." Und Büskens? Der Coach bleibt trotz der einsetzenden Trainerdiskussion ruhig: "Es geht nicht um eine einzelne Person, sondern um den Verein."

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