Rapid-Trainer Stöger: "Wer mich kennt, weiß, ich habe keinen Salto geschlagen"

Der Jubel war groß, Rapid sicherte sich im letzten Atemzug doch noch das finale Europacup-Ticket. Ein Treffer von Ercan Kara in der 95. Minute zum 3:0 im Duell mit dem LASK im Play-off-Final-Rückspiel der Liga sorgte für ein Happy End im "grün-weißen" Lager.
Und am Tag danach stand schon das nächste Highlight an: Der neue Trainer wird vorgestellt. Seit knapp einer Woche war klar, dass dieser Peter Stöger heißt. Am Montag wurde er auch offiziell in Hütteldorf präsentiert und begrüßt. Auch er hatte nach dem Rapid-Sieg gejubelt, aber: "Wer mich kennt, weiß, ich habe keinen Salto geschlagen. Aber ich war für meine Verhältnisse sehr emotional."

Die Wiener wollen mit Stöger als Trainer in die kommenden zwei Spielzeiten gehen. Der ehemalige ÖFB-Teamspieler hatte von 1995 bis 1997 auch das Rapid-Trikot getragen. Stöger (59) verließ damit seine Position als Sportdirektor bei Zweitligist Admira Wacker. In seiner Vergangenheit als Trainer hatte er u.a. die Austria zum Meistertitel (2012/13) geführt.
Große Aufgabe und Herausforderung
Laut Präsident Alexander Wrabetz habe sich rasch herausgestellt, dass das Interesse von beiden Seiten vorhanden sei. "Peter Stöger ist sicher einer der erfahrensten Trainer-Persönlichkeiten, die es im Land gibt", so Wrabetz. Man habe dabei auch auf den menschlichen Zugang sehr großen Wert gelegt.
Sportdirektor Markus Katzer betonte, dass man sich Zeit nehmen wollte, aber rasch klar war, dass man eine österreichische Lösung wollte. Stöger habe vom ersten Gespräch an einen guten Eindruck hinterlassen. "Jetzt bin ich happy, dass er da ist und wir die Entscheidung so getroffen haben", freut sich Katzer.
"Für mich ist es ein spezieller Tag, eine große Freude für mich, dass wir das geschafft haben und zusammengefunden haben", leitet Neo-Trainer Peter Stöger ein: "Für mich ist es eine riesige Aufgabe, eine große Herausforderung, die mich wahnsinnig reizt. Ich weiß, was auf mich zukommen wird."
Drei Fragen bei Stöger
Stöger habe sich dabei drei Fragen gestellt: "Macht das für den Verein Sinn? Reizt mich das? Und was für ein Gefühl habe ich bei den Menschen, mit denen ich eng zusammenarbeiten werde. Wenn das alles positiv ist, was der Fall war, ist es keine Frage, diese Aufgabe anzunehmen." So sei schnell klar gewesen, "dass wir ähnliche Überlegungen haben, was die Mannschaft und Entwicklung eines Vereins angeht."
Die erfolgreich geschaffte Qualifikation für den internationalen Bewerb sei sehr wichtig gewesen, betont Stöger weiter. Der Kader und die Möglichkeiten die vorhanden seien, stimmen ihn positiv: "Ich bin sehr überzeugt von der Qualität der Mannschaft."
Rapid und die Austria
Gab es dabei Bedenken seinerseits, als Ex-Austrianer? "Die Reaktionen waren überraschenderweise, in sehr hohem Maße, positiv. Sehr viele Menschen haben sich gefreut, dass ich wieder einen Trainerjob habe. Dass sie mich sehen, wie ich gewinne oder verliere, das weiß ich noch nicht genau. Für mich persönlich war das keine Überlegung. Ich bin Fußball-Trainer. In dem Fall ist der Job für mich wahnsinnig interessant. Das ist ein Klub, wo sehr viel möglich ist. Ich weiß, dass es kompliziert ist, wenn es nicht läuft, aber ich bin überzeugt, dass es Sinn macht, dass ich hier bin. Selbst eingefleischte Violette haben mir zu diesem Schritt gratuliert."
Auf einen möglichen defensiven Spielstil seinerseits reagierte Stöger verhalten: "Mein Grundzugang ist der, dass ich versuche das, was meine Jungs imstande sind abzuliefern, aus ihnen herauszuholen. Ich versuche sie zu fördern und fordern. Aber ich habe auch eine Einschätzung, was ist machbar und was nicht. Das ist unsere Aufgabe, das auf die Beine zu stellen. Was ist realistisch und was können wir umsetzen?" Er sei in einem Alter wo er sehr viel erlebt habe und einordnen könne: "Ihr könnt mich in jede Schublade stecken, wenn ihr wollt."
Private Probleme
Man wolle aber natürlich so viele Spiele wie möglich gewinnen und dominieren. "Wenn es Sturm schafft, wenn es die Austria schafft, wenn es der WAC schafft, dann muss das auch für Rapid möglich sein", so Stöger zu einem möglichen Kampf um die Meisterschaft. Man hofft auf eine erfolgreiche Saison.
Und weiter: "Ich hatte in den letzten Jahren viele Angebote, die ich alle abgelehnt habe, weil der private Bereich wichtiger war als alles andere", so Stöger. Rapid sei da nicht dabei gewesen. Jetzt käme die Chance genau zum richtigen Zeitpunkt. Die letzten Jahre seien auch privat nicht einfach gewesen. So traf ihn etwa auch der Tod seines Schwiegervaters.
Eine Herausforderung wird es für Stöger auch, Star-Stürmer Gudio Burgstaller zu ersetzen, der seine Karriere beendete. "Du kannst tolle Spieler und außergewöhnliche Menschen nicht 1:1 ersetzen", weiß Stöger.
In der täglichen Trainingsarbeit soll Interimstrainer Stefan Kulovits weiter eine wichtige Rolle spielen. Zusätzlich war vereinbart, dass Stöger einen neuen, weiteren inhaltlich starken Co-Trainer mitbringen wird. Die Entscheidung fiel dabei, wie vom KURIER bereits berichtet, auf Thomas Sageder, der zuletzt beim ÖFB beschäftigt war.
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