Alexander Wrabetz: "Das Präsidentenamt bei Rapid steht nicht für Spaß"

Rapid-Präsident Alexander Wrabetz
Rapid-Präsident Alexander Wrabetz spricht nach dem Absturz auf Platz 5 über Fehler, große Ziele, Peter Stöger, den ORF und eine neuerliche Kandidatur.

Während Rapid in der Liga abstürzte, wäre Alexander Wrabetz beinahe Minister geworden. Jetzt ist der 65-jährige Präsident wieder auf Hütteldorf fokussiert, zieht selbstkritisch Zwischenbilanz und ist von einer erfolgreicheren Zukunft überzeugt.

KURIER: Sie haben bei Ihrer Wahl 2022 bemerkt, „dass die Aufmerksamkeit größer ist, als Sie für mich jemals beim ORF war“. Wie hat die sportliche Enttäuschung des Frühjahrs Ihre öffentliche Wahrnehmung verändert?

Alexander Wrabetz: Die Aufmerksamkeit für Rapid ist unfassbar groß. Selbst Leute, die keine Fußball-Fans sind, glauben, dass sie alles, was bei Rapid passiert, wissen. Bei uns gehen die Emotionen  positiv wie negativ schnell hoch. Aber es gab – wohl wegen des starken Saisonstarts und den Europacuperfolgen –  keine kritische Welle gegen mich, sondern eher Interesse, verbunden mit der Frage: Was tut ihr, um aus dieser  Lage  wieder rauszukommen?

Sie füllen ein Ehrenamt aus – macht es noch Spaß?

Das Präsidentenamt bei Rapid steht nicht für Spaß. Ich wusste, dass es Rückschläge geben wird. Wenn ich eine Idee habe, motivieren mich solche Phasen noch mehr, dranzubleiben.

Alexander Wrabetz

Rapid-Präsident Alexander Wrabetz

Auch wenn alles bei Rapid thematisiert wird, gibt es ein Thema, das am wichtigsten ist: Die Platzierung der Profis. Welche Lehren ziehen Sie aus dem Absturz auf Platz 5?

Ganz genau sein bei formulierten Zielen, wie: „Wenn Salzburg schwächelt, soll Rapid der erste Verfolger sein“ – das waren wir im Frühjahr, aber drei Plätze zu weit hinten (lacht). Das Ziel war ein Top-3-Platz – wir haben das verpasst und daraus unsere Analysen gezogen.

Mit welchen Ergebnissen?

Eines war der Trainerwechsel. Zweitens: Wir haben einen starken Kader. Aus den vielen guten Einzelspielern muss ein Team geformt werden, das nach Rückschlägen nicht den Kopf hängen lässt, sondern punktet. Mit einer guten Trainer-Entscheidung und solchen am Transfermarkt haben wir alle Voraussetzungen, es nächste Saison besser zu machen. Weil: Die Substanz ist da. Wir können unseren Weg fortsetzen, auch wenn die Schritte nun kleiner ausfallen müssen.

Michael Hatz, Edeltraud Hanappi-Egger, Michael Wrabetz

Am 15. Mai hat der ORF vermeldet, dass Peter Stöger nach einem Präsidiumsbeschluss als neuer Trainer fix sei. Was dachten Sie sich?

Wenn ich noch im ORF gewesen wäre, hätte ich alle zusammengerufen und gefragt, was ist da schiefgelaufen? Einen Präsidiumsbeschluss in der ZiB1 zu vermelden, den es nicht gab und der bei der Vorab-Anfrage auch von uns dementiert wurde, entspricht nicht den Standards des ORF. Auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sollte man sich verlassen können. Auch wenn Peter Stöger schon damals in der Endauswahl war – diese Meldung war so einfach falsch.

Peter Stöger steht nun tatsächlich vor der Präsentation als Trainer. Warum hat es dafür einen Monat gebraucht?

Wir wollten zum Start in die Vorbereitung einen neuen Trainer haben und genau analysieren, warum aus der grundsätzlich richtigen Wahl mit Robert Klauß am Ende so viel falsch gelaufen ist. Dann wurde der Trainermarkt sondiert, dann gab es persönliche Gespräche. Nach baldiger Fixierung aller Details wird es eine Bekanntgabe der Entscheidung geben.

Wäre ein Jahr ohne Europacup finanziell zu verkraften?

Ja, das wäre es. Ein größerer Teil der zu erwartenden Ablösesummen müsste dann in den laufenden Betrieb investiert werden.

FUSSBALL: ADMIRAL BUNDESLIGA / 18. RUNDE: GEMEINSAME PK FK AUSTRIA WIEN UND SK RAPID VOR DERBY: WRABETZ / LUDWIG / GOLLOWITZER

Wie groß wird der Gewinn dieser Saison ausfallen?

Es ist nicht unser Ziel, große Gewinne zu erzielen. Bei allen Europacup-Erfolgen muss immer betont werden, dass brutto nicht gleich netto ist. Dann zahlen wir unsere Spitzenspieler auch besser, um andere Qualität zu bekommen. Und es gab im Winter diverse Transfer-Vorgriffe.

Das ergibt am Ende?

Das Geschäftsjahr läuft noch bis Ende Juni, aber wir werden tatsächlich erstmals über 55 Millionen Umsatz schaffen. Wir wollen wieder möglichst viel für den Sport zur Verfügung stellen, denn Stagnation ist nicht das Ziel. 

Was verändert sich durch den Geschäftsführer Wirtschaft, der demnächst präsentiert wird?

Es bleibt bei der Dreierführung mit den Geschäftsführern Hofmann, Katzer und einer neuen Person, die auch in der Kommunikation stark auf die Sponsoren und Business-Community konzentriert sein wird.  Im reinen Finanzbereich haben wir einen Experten als Prokurist im Haus, der sich zuletzt sehr gut darum  gekümmert hat.

Wie wichtig ist die Rückkehr von Steffen Hofmann mit neuen Energien nach seiner Auszeit im April?

Sehr wichtig! Es war seine Entscheidung, die Auszeit zu nehmen und sie war richtig. Jetzt ist es umso wichtiger, worauf er sich konzentriert. Er soll sich die Arbeit gut einteilen und muss nicht bei allem in die Verantwortung gehen.

Sie sprechen öfters vom „begonnenen Weg“. Das klingt nach einer erneuten Kandidatur im November.

Ich werde jetzt nicht mein Wiederantreten verkünden. Zuerst ist wichtig, dass wir die Saison mit dem Mindestziel Europacup-Ticket ordentlich beenden und uns für die Zukunft bestmöglich aufstellen. Ich bin überzeugt, dass unser Weg richtig ist. Wir haben nur einen Umweg genommen, finden jetzt wieder in die Spur und werden dann neu angreifen.

Und ein öffentlich ausgetragener Wahlkampf mit zwei Listen wie 2019 wäre ...

... schlimm! Rapid lebt davon, dass es unterschiedliche Strömungen und Persönlichkeiten gibt. Niemand von uns ist der Eigentümer und kann alleine vorgeben, was zu tun ist – und das ist auch gut so. Darum wurde das Präsidium von Steffen Hofmann und mir auch so vielfältig zusammengestellt. Das Ziel war und ist, alle wesentlichen Strömungen und Kompetenzen abzubilden.

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