Die Kooperation – ich nehme das Wort selten in den Mund, weil es mir explizit um die Gemeinschaft SV Stripfing geht – existiert. Ich habe gehört „Das Cupspiel wird ein zweites Derby“ – nein! Alle bei Stripfing sind auch Angestellte des SV Stripfing, wir stellen die Lizenz und die Mehrheit der Spieler. Ich sehe uns als eigenständigen Verein.
Dennoch: Stripfing spielt in der Liga bei der Austria, hat kein taugliches Stadion und der angekündigte Ausbau lässt auf sich warten. Warum eigentlich?
Es hat sich einiges getan. Ich liebe es, Widerstände zu überwinden. Für den weiteren Umbau, der rund drei Monate dauern würde, haben wir alles vorbereitet. Es müsste nur noch der rote Knopf gedrückt werden.
Der große Mäzen des Vereins ist Erich Kirisits, der 2013 Rapid-Präsident werden wollte. Werden ihm die Ausgaben zu viel?
Herr Kirisits buttert weiter genug hinein! Sein Vater hat den Verein mitgegründet – ihm wurde vom Sohn versprochen, dass Erich weiter investieren wird. Beim Stadion geht es eher um unseren zweiten Partner, den Bauunternehmer Hani Habib. Er wäre für den Umbau zuständig.
Und warum tun Sie sich eigentlich das alles unentgeltlich an?
Die Tür zur Vergangenheit ist zu, die Zukunft ist nur ein Versprechen. Ich möchte im Hier und Jetzt so viel wie möglich schaffen. Ich möchte entgrenzen, muss aber niemanden etwas beweisen. Tatsächlich ist zuletzt ein Gedanke in mir stark geworden.
Was meinen Sie?
Wie wäre es, nach Stripfing – Rapid, dem persönlichen Champions-League-Finale, mit dem Fußball ganz aufzuhören, bei Stripfing wie bei Rapid und „nur“ noch als Seelsorger zu arbeiten?
Ich vermute, dass Ihnen nach einem Rückzug vom Fußball besonders die Begegnungen im Andachtsraum abgehen würden. Wie oft sind Sie im Stadion?
Ich versuche, zweieinhalb Stunden vor den Heimspielen da zu sein – das ist das Wichtigste. Meistens bin ich zwei bis drei Mal pro Woche da und manchmal auch jeden Tag. Das hängt davon ab, wie viele Taufen oder Hochzeiten gebucht sind und wie viele Spieler mit mir reden wollen.
Wie oft haben Sie es erlebt, dass ein Spieler sagt: „Ich will nichts mit Religion zu tun haben, bitte, reden Sie mich nicht an“?
Ich rede niemanden an! Die Spieler wissen, dass sie hier vor dem Spiel eine Chance haben, zur Ruhe zu kommen. Manche kommen, um eine Kerze anzuzünden. Stefan Schwab hat das für verstorbene Verwandte gemacht. Manche beten. Es geht dabei nicht um die Konfession. Mit Ex-Rapidler Albin Gashi hatte ich einen wunderbaren Austausch, er ist streng gläubiger Moslem. Es ist ein interreligiöser Andachtsraum als Ort der Begegnung.
Wie viele Spieler kommen rein?
Das ist je nach Kaderzusammenstellung sehr unterschiedlich. Jenen, denen es besonders wichtig ist, sind mit Trikots an der Wand als „Galerie der Herzen“ verewigt. Aktuell kommen sechs, wobei jene mit kroatischen Wurzeln sehr interessiert sind. Zusätzlich machen zwei Spieler mit mir ein Inspirationstraining für alle Interessierten. Das waren letztes Jahr unser König der Spiritualität, Leo Querfeld, und Bernie Zimmermann. Jetzt sind es Christoph Lang und Lukas Grgic.
Was antworten Sie Kritikern, die Rapid-Fans sind, aber nicht wollen, dass ihr Verein eine Verbindung zur Religion herstellt?
Jeder hat das gute Recht, Kritik zu üben! Wir missionieren nicht, aber das Interesse ist da. Es geht um das Bedürfnis nach gelebtem Glauben, der eine Kraftquelle darstellt. Und wenn es nur ein Rapid-Spieler gewesen wäre, der hier Kraft geschöpft und dann seiner Mannschaft weitergeholfen hat – ist das zu wenig?
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